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Radioactive -Die Verstossenen

Radioactive -Die Verstossenen

Titel: Radioactive -Die Verstossenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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blitzt nun die Sonne durch die Baumwipfel und lässt das grüne Moos unter meinen Stiefeln leuchten. Bei jedem Schritt gibt es ein schmatzendes Geräusch von sich. Feine Tannennadeln rieseln auf meine Schultern , während wir leise querfeldein durch das Unterholz laufen. Bisher ist uns außer ein paar scheuen Vögeln noch kein Tier begegnet. Ich weiß nicht, ob ich mich darüber freuen oder es lieber bedauern soll. Nach wie vor möchte ich nicht Schuld an dem Tod eines unschuldigen und gleichzeitig so seltenen Tieres sein, aber auf der anderen Seite will ich Iris auch einen schönen Geburtstag bescheren. Paul hält seine Hand nach oben und gibt mir damit das Zeichen , stehen zu bleiben.
    Gespannt folge ich seinem Blick und sehe hinter einem Baumstamm ein kleines Tier mit rotem Schweif hervorhuschen. Es erinnert mich an die kleine Emily und ich frage mich schon entsetzt, ob Paul wirklich das niedliche Tier mit seinem Gewehr erschießen will, doch er setzt es bereits enttäuscht ab. „Nur ein Eichhörnchen.“
    Ein Grinsen huscht über mein Gesicht, das Paul mit einem Stups in meine Seite erwidert. „Jetzt freu dich nicht auch noch darüber.“
    „Tue ich doch gar nicht!“
    „Doch, ich sehe es dir an der Nasenspitze an. Mir macht es auch keinen Spaß , die kleinen Pelzträger zu erschießen, aber ein guter Braten ist einfach besser als immer nur Gemüseeintopf.“
    „Ich verstehe das.“, versichere ich ihm schnell. „Macht ihr das Fleisch manchmal auch über dem Feuer?“
    „Du meinst grillen? Manchmal schon, zum Beispiel wenn wir etwas feiern.“
    „Das ist gut.“
    „Warum? Hast du etwas zu feiern?“
    „Ich nicht, aber Iris. Sie hat Geburtstag.“
    Misstrauisch blickt er mich von der Seite an. „Woher…“
    „Wir wissen es natürlich nicht genau, aber sie möchte ihn auch feiern. Wie Emily.“
    „Oh, verstehe!“, nickt Paul und grinst. „Dann sind wir jetzt wohl so etwas wie die Köche, oder?“
    „Ja, kannst du mir dann auch helfen , einen Kuchen für sie zu backen?“
„Ich?“, lacht Paul ungläubig. „Da fragst du wohl besser Florance, aber pass auf, dass sie sich nicht verplappert, sonst wäre ja die ganze Überraschung hin.“
    Wenn er von ihr spricht, leuchten seine Augen genauso schön wie bei Gustav , wenn er Marie anblickt. So etwas nennen die Menschen dann wohl Liebe. Aber woran liegt es wer entscheidet, in wen man sich verliebt? Und wie merkt man es überhaupt?
    „Bist du mit Florance zusammen , oder wie nennt man das?“
    Verlegen fährt sich Paul über das kurze Haar. „Wir sind ein Paar, warum fragst du?“
    „Wie lange schon?“, antworte ich ihm mit einer Gegenfrage.
    „Über zwei Jahre. Es war Liebe auf den ersten Blick…“ Schmunzelnd fügt er hinzu „…jedenfalls von meiner Seite aus. Männer wollen jagen und Frauen erobert werden, wenn du verstehst, was ich meine.“
    Ich verstehe es nicht, aber es gefällt mir, dass Paul mich nicht wie eine Aussätzige behandelt, sondern so , als wäre ich eine von ihnen.
    „Du hast sie gesehen und wusstest sofort, dass du sie liebst?“
    „Ja, ich hätte sie auf der Stelle geheiratet.“
    Ich hätte nicht gedacht, dass Menschen heutzutage noch heiraten. Aber ich hätte auch nicht gedacht, dass Menschen einander überhaupt lieben können und Beziehungen führen.
    „Ihr seid verheiratet?“
    „Nein, Florance hat bisher immer ‚Nein’ gesagt, aber so schnell gebe ich nicht auf. Sie sagt , die Welt sei zu unsicher, um zu heiraten.“
    „Vielleicht sollte man gerade dann heiraten.“, setze ich vorsichtig an und ernte sofort begeisterte Zustimmung.
    „Meine Rede! Aber sag das mal Florance, sie ist da stur. Na ja , eigentlich nicht nur da, sie ist generell sehr stur, aber dich mag sie.“
    Als ich Finn das erste Mal gesehen habe, wollte ich ihn garantiert nicht heiraten. Ich mochte ihn nicht mal, ganz im Gegenteil, ich hatte Angst vor ihm, wie heute auch noch oft. Von wegen verliebt! Aber vielleicht ist Finn ja auch in eine ganz andere verliebt und deshalb so wütend auf mich, weil ich an ihrer Stelle hier bin.
    „Sind Finn und Zoe auch ein Paar?“
    „WAS?“, fragt Paul vollkommen entrüstet. „Natürlich nicht. Wie kommst du denn darauf?“
    „Finn vermisst sie und deshalb dachte ich , sie wäre vielleicht seine Freundin. Niemand sagt mir , wer sie ist.“
    Paul seufzt und verdreht die Augen. „Er bringt mich um, wenn ich es dir erzähle, dabei ist es gar keine so große Sache. Er macht das Ganze viel interessanter , als

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