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Radioactive -Die Verstossenen

Radioactive -Die Verstossenen

Titel: Radioactive -Die Verstossenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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Auf- und Untergehen beobachten. Sie könnten die Sterne zählen, wenn sie wollten , und dem Mond dabei zusehen , wie er zu- und wieder abnimmt . Warum haben sie uns unter der Erde eingesperrt , während sie selbst die Fenster weit aufreißen und ihre Lungen mit frischer Luft füllen konnten? Warum haben sie das nie mit uns geteilt? Warum haben sie uns belogen?
    Ich spüre , wie mir Tränen in die Augen steigen. Ich wollte die Legion nie hassen, wollte nie vergessen, dass wir ohne sie vielleicht nie überlebt hätten. Die Sicherheitszone war das einzige Zuhause, das ich je hatte , und doch graut es mir davor , mich dort unter der Erde wegschließen zu lassen. Wie soll ich den Legionsführern je wieder respektvoll entgegen blicken, ohne ihnen ihre Lügen ins Gesicht zu schreien?
    Tröstend legt sich Finns Arm um meine Schultern . Als ich meinen Kopf hebe, um ihm in die Augen zu blicken, verschleiern Tränen seinen Blick genauso wie meinen.
    „Verstehst du mich jetzt?“, presst er mit brüchiger Stimme zwischen zusammengekniffenen Lippen hervor.
    Stumm nicke ich, während eine einzelne Träne sich ihren Weg über seine Wange bahnt. Er wischt sie weder weg, noch schämt er sich ihrer. Fast würdevoll hebt er seinen Kopf und blickt voller Wut und Abscheu hinab auf den hell erleuchtenden Ball der Legion.
    „Warum hat uns die Legion nie von den Rebellen erzählt?“
    „Ihr hättet euch gegen sie und für ein Leben in Freiheit entscheiden können.“
    Ich frage mich, ob es wirklich so gekommen wäre. Jeder in der Sicherheitszone hat Angst vor dem Leben außerhalb des Schutzes der Legion. Alleine die Radioaktivität in der Luft hätte uns wohl so sehr geängstigt, dass wir nie freiwillig gegangen wären. Dabei ist es nur eine weitere Lüge. Seit Wochen atme ich die Luft ein und spüre weder Atemnot noch Erbrechen oder sonstige Auswirkungen einer Verseuchung.
    „In Freiheit, aber dafür in ständiger Angst.“
    Ich weiß noch gut , wie sehr ich mich auch vor Finn und seinen Wutanfällen gefürchtet habe. Nur ein Ausraster von Finn hätte gereicht, um mich für ein Leben in der Sicherheitszone zu entscheiden, anstatt seiner Aggressivität ausgesetzt zu sein.
    „Ist denn gefangen, aber dafür in Sicherheit zu sein, besser?“, verhöhnt er mich nun, ohne jegliches Verständnis. Ich höre deutlich seinen Ärger heraus. Widerworte hatte er sicher nicht hören wollen. Aber ich weigere mich , ihm bedingungslos zuzustimmen. Gerade er hat mir immer wieder vorgeworfen , ein Roboter ohne Gefühle und eigene Meinung zu sein. So bin ich nicht und so ist auch sonst niemand in der Sicherheitszone. Das werde ich ihm beweisen und er wird lernen müssen , damit zu leben, dass nicht jeder seine Meinung teilt. Es ist nicht alles so leicht , wie er sich das vorstellt. Die Menschen sind nicht dumm, nur weil sie sich fürchten. Nicht jeder ist in Freiheit geboren wie er.
    „Ich weiß es nicht, ich hatte keine Wahl. Ihr habt mich genauso wenig nach meinem Willen gefragt wie die Legion.“
    Fassungslos starrt er mich an. Wie kann ich es wagen , die Rebellen mit der Legion zu vergleichen? Ich rechne fast damit, dass er vor Wut aufspringen wird und mich hier alleine zurücklässt. Es ist mir sowieso ein Rätsel , warum er mir die Legion gezeigt hat. Wollte er mich dadurch auf seine Seite ziehen?
    Doch er überrascht mich völlig, als er die Schultern schlapp hängen lässt, anstatt auszurasten. Er wirkt gebrochen und niedergeschmettert. Habe ich ihn etwa mit meiner Aussage verletzt? Das war nicht meine Absicht.
    „Ich habe dich hierher geführt, weil ich dir vertraue.“
    Er blickt mir geradewegs in die Augen, während seine Worte mein Herz berühren. Ich hätte nie damit gerechnet , doch noch sein Vertrauen zu gewinnen , und schon gar nicht in so kurzer Zeit. Erst wenige Tage sind vergangen, seitdem wir Waffenstillstand geschlossen haben.
    „Ich weiß, dass du nicht einfach abhauen und uns verraten würdest.“
    Ihn das sagen zu hören, erleichtert mich ungemein. Ich habe das Gefühl , eine schwere Last zu verlieren. Der ganze Stress und die Angst der letzten Wochen fallen wie Steine von mir ab. Endlich habe ich das Gefühl , ich selbst sein zu können, niemandem mehr etwas beweisen zu müssen. Finn akzeptiert mich, nein , viel mehr: Er schenkt mir sein Vertrauen.
    Ich möchte ihm sagen , wie viel mir das bedeutet , aber mir fehlen die Worte , meine Dankbarkeit in Worte zu fassen. Also reagiere ich auf eine Weise, die ihn wohl weit mehr

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