Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Radioactive -Die Verstossenen

Radioactive -Die Verstossenen

Titel: Radioactive -Die Verstossenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
Vom Netzwerk:
verwenden. Und trotzdem fühle ich mich nicht dazugehörig. Stattdessen fühle ich mich in die Enge getrieben und unter Druck gesetzt. Sie setzen ihre Erwartungen in mich, ohne das ich weiß, ob ich bereit bin , sie zu erfüllen , oder es überhaupt kann.
    „Setzt du dich neben mich?“
    Überrascht schaue ich auf. Einladend klopft Finn neben sich auf den Beifahrersitz. „Gustav wird bestimmt nach wenigen Minuten bereits anfangen zu schnarchen und das kann ich beim Fahren echt nicht gebrauchen“, grinst er mir zu. Natürlich wäre es mir lieber gewesen, wenn er gesagt hätte, dass er mich neben sich haben MÖCHTE, aber so viel kann ich wohl nicht erwarten. Hinter uns ertönt lautes Grummeln.
    „Na toll, jetzt hat Finn uns die Lady weggeschnappt. Stattdessen können wir jetzt neben Opa Gustav sitzen. Hoffentlich lässt er dieses Mal wenigstens seine Schuhe an“, beschwert sich Pep lautstark, während Jep eine fächelnde Handbewegung macht. „Letztes Mal dachten wir , der Wagen wäre nur mit Käse beladen.“
    „Hätte ich mir keine Wäscheklammer auf die Nase gesteckt, wäre ich ohnmächtig geworden“, scherzt nun auch Finn mit. Durch ihre ungezwungene Art entlocken sie mir nun doch ein Lächeln und lassen einen Teil der Anspannung von meinen Schultern fallen.
    Plötzlich streckt Finn mir seine Hand entgegen, in der sich ein runder Gegenstand befindet. Neugierig greife ich danach und lege ihn auf meine geöffnete Handfläche. Dabei öffnet sich eine Art Klappe des goldenen Gehäuses und ein Zifferblatt, ähnlich dem einer Uhr , wird sichtbar.
    „Das ist ein Kompass, den brauchen wir , um unser Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.“, erklärt mir Finn. Er deutet auf das verschnörkelte ‚O’ am linken Rand.
    „Da müssen wir hin. Immer Richtung Osten, dort geht die Sonne auf.“
    „Das klingt hoffnungsvoll.“
    Ein zaghaftes Lächeln huscht über Finns volle Lippen und jagt damit ein Kribbeln über meine Haut, sodass sich die feinen Härchen an meinen Armen aufstellen. Mit großen Augen blicke ich ihm entgegen. Es kommt mir vor , als würde nicht nur die Zeit, sondern auch alles um uns herum stehen bleiben. Wie tiefgefroren. Ich kann kaum atmen, so sehr fesselt mich Finns Anblick. Sein Blick ist voller Intensität. Ich spüre keinen Hass seinerseits, nicht einmal einen Funken Ärger. Er gibt mir das Gefühl , gebraucht zu werden, aber mehr als das: Ich fühle mich willkommen. Er sieht mich auf diese Weise an, wie es nur Menschen tun, die eng miteinander verbunden sind. Es ist derselbe Blick, den ich bei Gustav sah , als ich ihn zum ersten Mal mit Marie gesehen habe. Doch so schnell die Magie da war, ist sie auch wieder verflogen und ein lautes Räuspern von der Rückbank durchbricht die Stille.
    „Ähm ja, könntet ihr das Geturtel dann bitte auf heute Nacht verschieben?“
    „Besser nicht, nachher müssen wir uns mit ihnen noch ein Zelt teilen.“
    Schnell wende ich meinen Blick ab, während meine Wangen vor Scham glühen. Wie schafft er es nur immer wieder , mein Gehirn in zähen Brei zu verwandeln? Warum benehme ich mich nur wie die letzte Idiotin, wenn er in meiner Nähe ist? Wahrscheinlich halten mich alle schon für leicht beschränkt. Dass ich nicht anfange in seiner Gegenwart zu sabbern, ist auch schon alles.
    Zu meiner Erleichterung steigt nun auch endlich Gustav in den Wagen ein und gibt mit dem Zuschlagen seiner Tür unser Startsignal. Finn startet den Motor und die Reise beginnt.

    Obwohl wir bereits seit vielen Stunden unterwegs sind, verändert sich die Natur kaum. Wir sind umschlossen von rotem Sand, soweit das Auge reicht. Anfangs war es mir unerklärlich , wie Finn in dieser Einöde einen Weg finden konnte, aber dann machte er mich auf die verwitterten und kaum erkennbaren Holzpfosten aufmerksam, die alle paar Meilen in Richtung Osten auftauchen.
    „Wer hat die Pfeiler denn aufgebaut?“, frage ich beeindruckt und beobachte , wie der letzte Pfosten mit dem vor Hitze flirrenden Horizont verschwimmt.
    Finn zuckt nur mit den Schultern. „Das müssen die ersten Rebellen gewesen sein.“
    „Woher wussten sie voneinander?“
    „Vielleicht gab es damals nur eine Sicherheitszone und sie haben sich aufgeteilt.“ Sicher scheint Finn sich mit seiner Aussage jedoch nicht zu sein.
    „Gustav ist doch einer der Ersten. Weiß er es denn nicht?“
    Anstatt einer Antwort ertönt nur dessen stetiges Schnarchen von der Rückbank.
    Finn zögert und blickt abwehrend aus dem Fenster. Aus irgendeinem

Weitere Kostenlose Bücher