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Raecher des Herzens

Titel: Raecher des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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ich zuerst in Spanien nach ihm. Ich erfuhr, dass er den größten Teil des Vermögens - das an ihn gefallen war, weil man mich für tot hielt - längst verspielt hatte. Sicher hätte er das gesamte Anwesen verloren, wenn unser Erbrecht dies nicht erschwert hätte. Er musste vor seinen Gläubigem und Feinden aus dem Land flüchten und hoffte wohl, anderswo zu Geld zu kommen. Ich folgte ihm nach Rom und Havanna, aber es war überall dasselbe: Man jagte ihn nach wenigen Wochen oder Monaten davon. Denn er verführte andere Männer zum Spielen und zu vielerlei anderen Lastern und nahm sie nebenher aus. Dann hörte ich, er sei auf dem Weg nach New Orleans, und folgte ihm hierher.«
    »Genau wie ich, und aus ähnlichen Gründen.«
    Die Stimme gehörte Nicholas Pasquale. Seine Worte verhallten in der nachdenklichen Stille, die sich nach Rios Erzählung über den Raum gelegt hatte. Nun trat der Italiener in das Schlafzimmer, als gehöre er hierher. Caid und Olivier hatte er gleich mitgebracht. Sie blieben wie eine Ehrenwache vor der Tür des Zimmers stehen, in dem es inzwischen recht eng geworden war. Pasquale stellte sich an Rios Seite. Er ließ den Blick über die Versammlung schweifen und sagte dann: »Sie glauben gar nicht, wie enttäuscht ich war, als ich den Grafen aufgespürt hatte und feststellen musste, dass er ein Feigling ist, der andere dafür bezahlt, die Drecksarbeit für ihn zu erledigen. Offenbar ist ihm das inzwischen zur Gewohnheit geworden.«
    Tante Marie entfuhr ein leiser Aufschrei, ob vor Bewunderung oder Abscheu war nicht zu ergründen.
    »Ja«, sagte Celina. »Er ließ es zu, dass Denys an seiner Stelle meine Ehre verteidigte. Rio, oder vielmehr Monsieur de Silva, hatte meinen Namen ins Spiel gebracht, um den Grafen damit zu einem Duell zu zwingen.«
    »Das war verwerflich, denn ich begab mich so auf dieselbe niedrige Stufe wie der Mann, hinter dem ich her war«, sagte Rio finster.
    Celina hätte gern darauf geantwortet, doch der Graf kam ihr zuvor.
    »Ich gebe zu, diese Aufführung ist bühnenreif. Aber muss ich wirklich tatenlos erdulden, dass de Silva seine Getreuen um sich schart, damit sie mich überwältigen können?«
    »Oh, es war nicht Rio, der uns hierher geführt hat«, sagte Pasquale mit einem kurzen Blick zu Olivier und Caid. »Sie selbst, Monsieur, haben uns mit Ihrem Schreiben an den Kapitän der Paul Emile auf die richtige Spur gelenkt. Die junge Dame, der Sie den Botengang aufgetragen hatten, war um Mademoiselle Valliers Wohlergehen besorgt. Da sie gewisse Gerüchte gehört hatte, kam sie mit dem Brief ins Studio meines Freundes de Silva. Wir kehrten gerade vom Duellplatz zurück, da stand sie in der Tür. De Silva hatte die Wiese unter den Eichen ein wenig überstürzt verlassen und konnte die Nachricht leider nicht selbst entgegennehmen. Wir mussten also etwas unternehmen, hielten es gar für möglich, dass man de Silva hier im Haus eine Falle stellen wollte. Folglich beschlossen wir, uns die Sache einmal anzusehen.«
    »Und wo Sie schon einmal da sind, werden Sie auch Stein und Bein schwören, dass Ihr Freund die Wahrheit spricht. Ich hätte wissen müssen ...«
    »... dass ich es Ihnen übel nehme, wenn Sie mich gegen einen verletzten Mann zum Duell antreten lassen? In der Tat. Wenn Sie auch nur die geringste Ahnung von den Prinzipien derer hätten, die ihren Lebensunterhalt mit Hilfe ihrer Fechtkunst bestreiten müssen, wären Sie nie auf diesen abstrusen Gedanken gekommen. Wir halten uns an einen rigorosen Ehrenkodex. Sonst müssten wir jedes Mal, wenn wir uns zum Kampf aufstellen, fürchten, die Kampfbahn als Krüppel zu verlassen. Sich für ein Duell kaufen zu lassen, ist eigentlich unverzeihlich. Ich habe Ihr Angebot nur aus zwei Gründen angenommen: Einerseits wollte ich verhindern, dass ein Mann, der weniger Skrupel hat als ich, meinen Platz einnimmt. Ich denke da an einen wie Broyard. Andererseits machte ich mir gewisse Sorgen um Mademoiselle Valliers Bruder.«
    »Um Denys?« Celina stellte die Frage, die wohl allen auf der Zunge lag. »Was hat er mit der ganzen Sache zu tun?«
    Pasquale blickte ihr ernst ins Gesicht. »Vor ein paar Tagen sprach ich ihn an, weil ich von der Verbindung des Grafen mit Ihrer Familie erfahren hatte. Ihr Bruder ist ein sehr charmanter junger Mann. Er erinnert mich an Giovanni, meinen eigenen Bruder, der durch Selbstmord starb. Wir unterhielten uns in einer Bar, und im Laufe des Gesprächs sagte ich ihm, was ich aus Giovannis Abschiedsbrief über

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