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Raecher des Herzens

Titel: Raecher des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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»Und durch die meine.«
    Celina spürte, wie die schützende Benommenheit von ihr abglitt. Wie befürchtet, trat ein tiefer Schmerz an ihre Stelle, aber auch ein nagender, brennender Zorn. Er stahl sich in ihre Stimme, als sie nun antwortete: »Ich erwarte keine Entschädigung.«
    »Chere, ich bitte dich«, begann ihr Vater.
    »Ich wurde von einer Verlobung erlöst, die mir zuwider war. Alles andere geschah mit meinem Einverständnis. Ich wusste um die Folgen und habe sie akzeptiert. Ein Vertrag, den ich unter Zwang unterschrieben habe, ist für mich kein Grund zum Heiraten. Und auf keinen Fall will ich einen Mann, der mich aus reinem Pflichtbewusstsein zu seiner Frau macht.«
    »Sei nicht albern«, erwiderte der Vater streng. »Das Angebot des Grafen ist ein Geschenk des Himmels, das wir nicht erwarten durften. Wag nicht, es zurückzuweisen!«
    »Monsieur.« Rio legte ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm.
    »Auf ein solches Geschenk verzichte ich«, sagte Celina zornig. »Ich verdiene etwas Besseres als einen Gatten, der durch eine Heirat nur den Namen seiner Familie reinwaschen möchte.«
    »Celina, ich verbiete dir ...«
    »Monsieur Vallier!« Rios Stimme hatte die Schärfe einer Degenklinge angenommen, als er nun Celinas Vater das Wort abschnitt. »Bitte sagen Sie nichts mehr. Ich möchte gern für mich selbst sprechen, und zwar mit Celina allein.«
    Monsieur Valliers Blick wanderte unsicher zwischen Rio und Celina hin und her. »Das ist nicht üblich.«
    »Dasselbe ließe sich über den Inhalt von Celinas Ehevertrag sagen. Außerdem haben Sie auch dem ersten Bräutigam erlaubt, unter vier Augen mit Ihrer Tochter zu sprechen.«
    »Und ich bedauere es zutiefst.«
    »Ich verspreche, dass es auf keinen Fall zu einem Übergriff kommen wird.«
    Der Vater zögerte, doch schließlich nickte er. »Na schön. Aber nur fünf Minuten. Ich schaue auf die Uhr.«
    Rio dankte ihm. Monsieur Vallier verließ den Raum, ließ aber die Tür offen stehen. Celina schlang die Hände ineinander. Sie bewegte sich ein wenig von Rio fort. Dann sah sie ihn an wie ein Reh, das einem Raubtier gegenübersteht. Ihre Kehle war so trocken, dass sie kaum sprechen konnte. Mühsam rang sie nach Worten.
    »Warum tust du das? Es gibt keinen Grund dafür.«
    »Oh doch, sehr gute Gründe«, erwiderte Rio. Mit wenigen geschmeidigen Schritten stand er wieder an ihrer Seite. »Aber sag mir zuerst, wie es dir geht. Was ist mit deinem Kopf? Deine Haut ist von Natur aus sehr hell, aber heute bist du so blass, dass das blaue Mal an deiner Schläfe einer Anklage gleichkommt.« Sanft strich Rio über die Stelle, mit der Celina an die Wand geprallt war, als er sie aus der Schusslinie gestoßen hatte.
    »Lass das.« Erneut wich sie zurück. Rios zärtliche Geste hatte sie beinahe um den letzten Rest ihrer mühsam aufrechterhaltenen Fassung gebracht.
    »Es tut mir Leid, dass ich dir wehtun musste, und ich entschuldige mich von ganzem Herzen dafür.«
    »Das ist nicht nötig. Mir fehlt ja nichts.«
    »Ich wünschte, das könnte ich auch von mir sagen«, seufzte Rio. »Meine Schulter tut höllisch weh, ich habe gemeinsam mit dem Titel einen riesigen Schuldenberg und völlig ungeordnete Verhältnisse von meinem Onkel geerbt, und nun habe ich scheinbar auch noch dich gegen mich aufgebracht. Dabei versuche ich doch nur, ein wenig von dem Schaden, den mein Onkel und ich in deiner Familie angerichtet haben, wieder gutzuma-chen. Warum willst du meinen Antrag denn nicht annehmen?«
    Wenn Rio das nach dem, was er soeben gesagt hatte, nicht selbst wusste, konnte Celina es ihm kaum erklären. Sie schüttelte nur hilflos den Kopf.
    »Ist es, weil ich nur ein Maitre d'Armes bin? Das ist kein unehrenhafter Beruf, und außerdem sind diese Zeiten nun vorbei. Ich muss zurück nach Spanien, um meinen Titel und mein Erbe auch formal wiederzuerlangen, und von meinem elterlichen Anwesen retten, was zu retten ist. Es wird viel Zeit und Arbeit kosten, bis das Land wieder etwas abwirft. Aber wenn das geschafft ist, werde ich, wenn du es willst, den Müßiggang pflegen, wie man es von einem Gentleman erwartet.«
    »Dass du ein Fechtlehrer bist, hat nichts damit zu tun. Daran habe ich mich nie gestoßen.«
    Rio musterte Celina eingehend. Seine silbernen Augen blickten nachdenklich. »Fürchtest du, ich könnte ein unsteter Ehemann sein? Du glaubst gar nicht, wie ich mich danach sehne, endlich ein solides, respektables Leben zu führen! Du brauchst keine Angst zu haben, dass du dich

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