Raecher des Herzens
heraufgekommen?«, fragte sie atemlos.
»Nichts leichter als das, meine Liebe.« Er schwang etwas in ihre Richtung, das wie eine zusammengerollte Peitsche oder ein Seil aussah, und lehnte eine Gitarre an die Wand. »Es ist so einfach, dass ich mich oft frage, warum die Leute ihre Balkontüren so gut wie nie verschließen.«
»Aber man hätte Sie sehen können!«
»Ich habe gewartet, bis niemand mehr in der Nähe war. Doch Ihre Besorgnis ehrt mich, Mademoiselle.« Er legte sein Handwerkszeug ab und den Hut gleich dazu.
Celinas Herz machte einen Sprung. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen, selbst das Atmen fiel ihr schwer. »Ich bin nicht um Sie besorgt«, stieß sie hervor. Mit klopfendem Herzen beobachtete sie, wie er näher kam. »Ich mache mir nur Gedanken ...«
»Wegen Ihres guten Rufes? Das tue ich auch. Er soll keinen Schaden nehmen.«
Was konnte sie ihm darauf antworten? Aber schließlich gab es wichtigere Dinge zu besprechen. »Ich muss Ihnen für die freundliche Behandlung danken, die Sie Denys zuteil werden ließen. Sie haben es geschafft, die leidige Affäre zu Ende zu bringen, ohne ihm zu schaden, und ... und ich bin Ihnen zu großem Dank verpflichtet.«
»Ich hatte Ihnen mein Wort gegeben«, sagte de Silva und sah sie eindringlich an. »Und Sie mir das Ihre.«
»Aber ...«
»Ich denke, dass Sie noch etwas anderes beschäftigt.«
»Was denn?«
»Ob ich mich Ihnen gegenüber als ebenso rücksichtsvoll erweisen werde.«
Celina hätte ihn gern gefragt, wie er das meinte und was er nun mit ihr anzustellen gedachte. Doch diesen Gefallen wollte sie ihm nicht tun. Außerdem war sie nicht sicher, dass sie wirklich wissen wollte, was sie erwartete. »Sie sagten, Sie wollten mir nicht schaden.
Darauf verlasse ich mich«, antwortete sie mit einem kaum wahrnehmbaren Zittern in der Stimme.
Der Fechtmeister schwieg. Dann trat er noch weiter vor und hob das Moskitonetz. Er legte es über einen der Bettpfosten, stieg auf die untere der Stufen, die zum Bett hinaufführten, und nahm auf der Bettkante Platz. Die Matratze senkte sich unter seinem Gewicht. Celina krallte die Hände in die Bettdecke. Sie musste ihre ganze Selbstbeherrschung aufbieten, um nicht einfach über die andere Seite des Bettes zu flüchten.
»Ihnen schaden«, hob Rio nachdenklich wieder an. »Es kommt darauf an, was Sie darunter verstehen. Oder wie das der Mann sieht, den Sie heiraten werden.«
»Ich weiß nicht, was ...«, begann Celina. Doch dann hielt sie abrupt inne. »Oh.«
»Ja, oh.«
Rios amüsierter Unterton zerrte an ihren Nerven. Sie mochte es nicht, wenn man sie belächelte. Ärger war ein gutes Mittel gegen die Angst. »Ich nehme an, er wird in Anbetracht meiner Mitgift über kleinere ... Beschädigungen hinwegsehen.«
»So, wird er das? Um eine Liebesheirat scheint es sich ja nicht gerade zu handeln.«
»Absolut nicht«, sagte Celina gereizt. »Man könnte
»Das ist alles nicht wahr. Es war Monsieur Broyard
Celina ließ sich von der verwirrenden Vielfalt der
Der Vater starrte Celina lange an. Dann nickte er
Die holprige Fahrt zu den Eichen von Allard dauert
Dort konnte er ihretwegen noch ein wenig vor sich
»Absolut nicht«, sagte Celina gereizt. »Man könnte eher von einer geschäftlichen Verbindung sprechen.«
»Das ist natürlich etwas anderes.« Rio legte den Kopf schief. »Was der Bräutigam bekommen wird, sehe ich: eine schöne junge Frau, die nicht ganz unvermögend ist. Aber was versprechen Sie sich von dieser Ehe?«
Rios Gesicht lag im Schatten, deshalb vermochte Celina nicht recht einzuschätzen, wie sie die Frage auffassen sollte. Ihr blieb nichts anderes übrig, als die Wahrheit zu sagen. »Gar nichts.«
»Ehrt es Sie, von einem leibhaftigen Grafen umworben zu werden?«
»Nein.«
»Sie brennen nicht darauf, die Condesa de Lerida zu werden und am Hofe von Königin Isabel in Madrid erscheinen zu dürfen? Sie wollen nicht die Herrin eines Hauses werden, das eher einem Schloss gleicht und von riesigen Ländereien umgeben ist?«
»Nein. Ich möchte New Orleans am liebsten gar nicht verlassen. Alles, was ich kenne und liebe, ist hier - meine Familie, meine Freunde, einfach alles.«
»Aber warum haben Sie den Antrag dann angenommen?«
»Das habe ich gar nicht.«
»Der Graf hat doch sicher mit Ihnen gesprochen, hat versucht herauszufinden, ob Sie ihn auch heiraten wollen?«
Für Celina hörte es sich so an, als habe der Fechtmeister bei dieser Frage die Stirn in Falten gelegt, aber sicher war sie sich
Weitere Kostenlose Bücher