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Raecher des Herzens

Titel: Raecher des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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de Lerida mit einem hämischen Grinsen.
    »Was erlauben Sie sich?« Celina starrte ihn voller Verachtung an. »Monsieur de Silva würde sich so etwas niemals anmaßen.«
    Der Graf tauschte einen langen Blick mit Celinas Vater aus. »Ihre Tochter scheint von diesem Maitre d’Armes sehr eingenommen zu sein. Als Nächstes brennt sie noch mit ihm durch. Lassen Sie uns gleich am nächsten Samstag den Segen der Kirche einholen, und ich garantiere Ihnen, dieser Unsinn wird ein Ende haben.«
    »Nein!«
    »Celina Celeste Amalie Vallier!«
    Wenn Celinas Vater ihren vollen Namen benutzte, musste sie sich vorsehen. Doch im Augenblick konnte sie auf diese Warnung nichts geben. »Diese Heirat wäre gegen meinen Willen. Denn wenn ich den Vertrag unterzeichne, gebe ich mein Leben aus der Hand.«
    »Du übertreibst, chere«, sagte ihr Vater dünnlippig. »Eine Frau ist für die Ehe geboren. Sie braucht einen Mann.«
    »Aber nicht diesen und nicht auf diese Art«, beharrte Celina.
    »Du bist noch viel zu jung, um das beurteilen zu können. Glaub mir, ich weiß am besten, was gut für dich ist.«
    »Papa, ich weiß, dir liegt nur mein Wohl am Herzen. Aber du machst einen großen Fehler, wenn du mich zwingst, den Grafen zu heiraten.«
    Der Graf räusperte sich. »Darf ich, Monsieur?«
    »Bitte.«
    »Ich würde gern selbst versuchen, Ihre Tochter umzustimmen. Wollen Sie mir das zugestehen? Im Grunde ist die Verlobung so gut wie offiziell. Also ist es doch sicher möglich, ein paar Minuten mit meiner zukünftigen Braut allein zu sein.«
    Celinas Vater dachte nur einen Augenblick lang über dieses Ansinnen nach. Dann erhob er sich und sagte: »Ich habe vollstes Vertrauen zu Ihnen. Einem anderen würde ich diese Bitte wohl nicht gewähren.«
    Celina schwante Schreckliches, aber bevor sie protestieren konnte, war ihr Vater schon zur Tür hinaus. Als sie hinter ihm ins Schloss fiel, war sie mit dem Grafen allein.
    Eine gespannte Stille senkte sich über den Raum. Celina hörte entfernte Stimmen aus anderen Teilen des Hauses, hörte das leise Rauschen des Windes in den Zweigen der Eiche, das Rumpeln von Wagenrädern auf dem Pflaster draußen und das Gurren der Tauben in ihrem Schlag über dem Kutschenschuppen. Nach der Ankunft des Grafen hatte man ein Feuer im Kamin entfacht, aber noch hatte es der Luft im Zimmer die feuchte Kälte nicht genommen. Fröstelnd starrte Celina auf ihre Hände, die ineinander verschlungen in ihrem Schoß lagen. Angestrengt dachte sie darüber nach, wie sie aus dem Arbeitszimmer und der ungeliebten Verbindung mit dem Grafen entkommen konnte. Ihr fiel nur eine einzige Möglichkeit ein.
    Der Graf stemmte sich ächzend von seinem Stuhl hoch und trat an das Fenster, von dem aus man in den Hof hinuntersehen konnte. Vielleicht wollte er sichergehen, dass Celinas Vater sich außer Hörweite befand, bevor er sich ihr zuwandte.
    »Ich bin kein Dummkopf«, sagte er steif. »Ich weiß, dass junge Frauen von gut aussehenden Männern träumen, die ihnen mit blumigen Reden und Versprechungen von unsterblicher Ergebenheit den Hof machen.
    Aber was ist davon nach ein paar Jahren Ehe noch übrig? Respekt und ein Leben in angenehmen Umständen, mit etwas Glück sogar eine bessere gesellschaftliche Position. Das alles kann auch ich Ihnen bieten.«
    »Ich weiß ...«, begann Celina.
    »Erlauben Sie mir, zu Ende zu sprechen. Ich wurde nicht als Conde de Lerida geboren. Zwar bin ich der Sohn eines Grafen, aber nicht der Erstgeborene, der den Titel und die Güter des Vaters erbt. Das stand allein meinem älteren Bruder zu. Nach altem spanischem Adelserbrecht muss der Besitz als Ganzes erhalten bleiben und darf nicht unter den Geschwistern aufgeteilt werden. Mein Bruder wurde dazu erzogen, einst den Titel zu tragen und ein großer hidalgo, ein Edelmann, zu sein. Als Hüter der estancia, des Familiengutes, war er der Herr über große Ländereien und Reichtümer, über Menschen und Tiere. Mich unterwies man in den Aufgaben eines Verwalters. Ich diente meinem Bruder und seiner Familie treu, denn ich war der Zweitgeborene.«
    Zum ersten Mal, seit sie sich kannten, empfand Celina das Gebaren des Grafen als würdevoll, las sie Aufrichtigkeit in seinen Zügen. Offenbar hatte er unter der Übermacht des Bruders gelitten - wahrscheinlich nicht körperlich, aber doch auf die tausend Arten, mit denen die Mächtigen Unterlegene demütigen und sie ihre Machtlosigkeit spüren lassen. Auf diese Erkenntnis hätte Celina gern verzichtet, denn sie wollte

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