Raecher des Herzens
keine Sympathie für den Grafen empfinden. »Das tut mir Leid für Sie«, sagte sie. »Aber ich weiß nicht, was das mit mir zu tun hat.«
»Ich spreche von meinen Lebensumständen und davon, wie grundlegend sie sich veränderten. Sie müssen wissen, dass meinem Bruder und dessen Familie ein schrecklicher Unfall widerfuhr. Sein Titel und seine Habe fielen dadurch unverhofft mir zu. Darauf war ich nicht vorbereitet. Die tiefe Trauer um die Verblichenen machte es mir nicht leichter, mich an die neue Situation zu gewöhnen und in die Fußstapfen meines Bruders zu treten. Doch ich musste die Herausforderung annehmen. Ich weiß also, was es bedeutet, ein einfaches Leben gegen das Leben eines wohlhabenden Adeligen einzutauschen. Ich verstehe Ihre Befürchtungen. Aber ich werde Ihnen zur Seite stehen und Sie unterstützen, damit Sie Ihren gesellschaftlichen Aufstieg genießen können. Das verspreche ich Ihnen. Sie werden auf ein hübsches Gesicht am Frühstückstisch verzichten müssen, aber das Leben, das Sie erwartet, wird Sie dafür mehr als entschädigen. Und erlauben Sie mir, Ihnen noch eine Angst zu nehmen: Sie werden im Bett einen potenten Gatten vorfinden.«
Celina hätte den Grafen sympathischer gefunden, wenn der letzte Satz unausgesprochen geblieben wäre. Nicht dass sie seinen Antrag deshalb angenommen hätte. Das konnte und wollte sie sich einfach nicht vorstellen. »Ich brauche keinen Titel, Monsieur. Auch ein schönes Gesicht ist mir längst nicht so wichtig, wie Sie zu glauben scheinen. Aber ich möchte für den Mann, den ich heirate, mehr empfinden als einen gewissen Respekt.«
Der Graf trat ein wenig näher und sah Celina fest in die Augen. »Dieses >Mehr< wird sich finden, glauben Sie mir.«
»Das ... erscheint mir eher unwahrscheinlich.«
»Sie wollen einen Beweis? Das lässt sich einrichten.«
Das seltsame Feuer, das plötzlich in den Augen dieses Mannes brannte, beunruhigte Celina. Sie sprang auf und stellte sich so, dass sich ihr Stuhl zwischen ihnen befand. »Alles, was ich verlange«, sagte sie ein wenig atemlos, »ist mehr Zeit.«
»Unsinn.« Der Graf legte die Hand über ihre Finger, die sie in die Lehne des Stuhls gekrallt hatte. »Wenn Mann und Frau das Bett teilen, knüpft die Leidenschaft ein starkes Band zwischen ihnen. Sie ist eine sehr große, ja geradezu überwältigende Macht. Ich glaube, eine kleine Kostprobe könnte sich lohnen.«
»Nein, ganz und gar nicht, das versichere ich Ihnen! Ich verstehe nicht, warum Sie eine unwillige Braut heimführen wollen. Genauso rätselhaft ist mir, warum Sie gerade hier in New Orleans nach einer Frau suchen. In Spanien muss es doch viele Damen geben, die nichts lieber täten, als Sie zu heiraten. Außerdem weiß ich noch kaum etwas über Sie, Monsieur.« Celina versuchte, sich seinem Griff zu entziehen, doch er hielt ihre Finger so fest, dass er ihr fast das Blut abschnürte.
»Eigentlich wollte ich nur einige Investitionen tätigen, aber dann sah ich Sie«, sagte der Graf. Dabei leckte er sich die dicken Lippen, die daraufhin feucht und rot glänzten. »Ihre Schönheit zog mich in ihren Bann. Sie erinnerte mich an meine Pflicht, dem Geschlecht, aus dem ich stamme, einen Erben zu hinterlassen.«
»Es tut mir Leid, aber Sie werden sich anderweitig umsehen müssen.« Celina zerrte erneut an ihrem Arm. Dabei gelang es ihr, den Stuhl so zwischen sich und dem
Grafen zu platzieren, dass die Lehne gegen seinen Bauch drückte. »Lassen Sie mich los, oder ich schreie!«
»Glauben Sie im Ernst, es würde jemand kommen? Denken Sie, Ihr Vater hat nicht verstanden, was gemeint war, als ich sagte, ich wolle selbst versuchen, Sie zu überzeugen? So geben Sie doch Ihren albernen Widerstand auf! Kommen Sie her.«
»Sie vergessen sich, Monsieur! Man wird meine Tante schicken. Man wird Sie ertappen.« Celina konnte nur hoffen, dass sie Recht behielt, und beten, dass ihr Vater - selbst wenn er sie wissentlich den Gelüsten des Grafen überlassen hatte - es sich bald anders überlegen würde.
Ihre Unbeugsamkeit schien den Mann zu erregen. Sein Blick flackerte, und sein Griff wurde fester. Ohne Vorwarnung stieß er den Stuhl beiseite und zog Celina an sich. Der Geruch seines Körpers, vermischt mit dem Geruch von warmer Wolle und saurem Wein, betäubte Celinas Sinne. Die gewaltige Rundung seines Bauches drängte sich auf obszöne Weise an ihren Unterkörper. Das Gewicht des Grafen und die starken, dicken Arme nahmen ihr den Atem. Er machte sich an ihrem
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