Raecher des Herzens
heißen und doch zarten Ort, und gab sich ganz dem Taumel seiner Sinne hin. So weich war Celinas Haut unter seinen Fingerspitzen, so fein ihre Knochen unter der seidigen Haut... Die sanfte Rundung ihrer Brust schmiegte sich in seine Hand, als sei sie allein dafür gemacht. Rio ließ die Finger über die Spitzen gleiten, die den Ausschnitt ihrer Korsage säumten, und hörte, wie Celina scharf einatmete. Mit heißer Freude spürte er, wie sich ihre Brustwarze unter seiner Hand aufrichtete.
Herr im Himmel, wie sehr er diese Frau wollte! Ihre Unschuld war das Gegenmittel für all den erlittenen Schmerz. Sie wies den Weg in eine glückliche Zukunft. Rio brauchte Celinas Reinheit, ihr Vertrauen und ihr Lächeln, um sich als ganzer Mensch zu fühlen. Und sie wollte sich ihm schenken. Gleich jetzt, in der Hitze des Augenblicks konnte er sie nehmen. Er konnte ihre wilde Entschlossenheit ausnutzen. Sie wusste nicht, was sie tat, und was sie in ihm auslöste. Hier an der Wand des Schuppens konnte es geschehen, inmitten raschelnder Unterröcke, in der Hitze des Fleisches und der Sinne. Sie würde es geschehen lassen.
Doch diese Frau hatte etwas Besseres verdient: Treueschwüre und Kerzenlicht, leise Musik und eine behutsame Einführung in die Wonnen der Liebe, das Ganze in einem weichen Bett, wenn nicht gar in einem Braut-gemach. Und auch Rio wünschte sich eine schöne Erinnerung - mehr stand ihm nicht zu.
Er hatte in Celina die Flamme der Leidenschaft entzündet und ihr damit eigentlich nur zeigen wollen, dass sie nicht für ein Leben als Nonne gemacht war. Doch unverhofft hatte er ihr damit auch eine Waffe in die Hand gegeben, mit der sie ihn in die Knie zwingen konnte. Bald würde er womöglich darum betteln, sie kompromittieren zu dürfen.
Mit einer geschmeidigen Bewegung beendete Rio die Umarmung. Er nahm Celinas Hände, die wie von selbst den Weg in seinen Nacken gefunden hatten, zwischen die seinen und führte sie an die Lippen. Ihre Finger schlossen sich fest um Rios Hände. Wieder einmal küsste er die zarten Fingerknöchel, dann schob er Celina von sich weg. Rio stützte sich mit der Hand an der Holzwand des Schuppens ab. Er wollte die grobe Oberfläche, spitze, scharfe Splitter und den Schmerz in seiner Schulter spüren, damit er wieder zur Vernunft kam und sich sein wie wild rasendes Herz beruhigen konnte.
»Warum ... Warum machen Sie nicht weiter?«
Celinas Stimme vermischte sich mit dem Raunen der Eichenblätter über ihren Köpfen. Für Rio klang sie wie ein Streicheln. Mit einiger Mühe antwortete er: »Ich kann nicht.«
»Habe ich Sie beleidigt oder auf irgendeine Weise brüskiert?«
»Großer Gott, nein. Es geht einfach nur ... ums Prinzip.«
»Ums Prinzip?«, wiederholte Celina mit tonloser Stimme.
Rio wagte es nicht, sie anzusehen, denn er fürchtete, dann wieder schwach zu werden. Er heftete den Blick fest auf seine Hand an der Wand des Schuppens. »Ihnen das anzutun, Ihr Leben und Ihre Zukunft aus den Fugen zu bringen, wäre mehr als skrupellos. Es wäre verbrecherisch.«
»Selbst wenn ich es so will?«
»Selbst dann.«
Celina schwieg. Eine leichte Brise bewegte die Blätter der Bananenstauden am Brunnen. Ihr Rascheln klang wie leises Hohngelächter. »Ich verstehe Sie nicht«, sagte Celina schließlich. Dabei trat sie wieder ein wenig näher an Rio heran. »Wenn ich Ihnen nicht gesagt hätte, was ich vorhabe, wenn ich nur meinen Teil des Handels erfüllt und Sie in dem Gauben gelassen hätte, dass ich aus Ihren Armen in das Bett des Grafen wechsele, hätten Sie mich dann ohne Skrupel kompromittieren können?«
»Durchaus denkbar.«
»Aber hätten Sie es auch getan?«
Das war eine gute Frage. Rio hätte die Antwort darauf selbst gern gekannt. »Möglicherweise.«
»Aber worin liegt nun der Unterschied? Nein, sagen Sie es nicht. Es geht um irgendeine Art von Ehre. Es hat immer etwas mit Ehre zu tun.«
Endlich wagte Rio Celina wieder anzusehen. Der Arger und die Verzweiflung, die in ihrer Stimme lagen, berührten ihn. »Ist das denn so schwer zu verstehen?«
»Auf die Ehre kann man sich stets berufen. Sie ist die perfekte Ausrede für alles, was man nicht näher erklären möchte. Jeder Widerspruch ist zwecklos. Aber eines müssen Sie mir unbedingt erklären: Wenn Sie von Anfang an nicht wollten, dass ich meinen Teil des Abkommens erfülle, warum haben Sie dann Denys verschont? Warum sind Sie überhaupt in mein Schlafzimmer gekommen?«
»Warum nicht? Sie sind eine wunderschöne
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