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Raecher des Herzens

Titel: Raecher des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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lächelte und schüttelte seinen Freund und Majordomo dabei sanft. »Und nun Schluss mit dem Geunke, sonst lege ich mich wieder ins Bett und lasse mich von dir zu Tode pflegen.«
    Rios Plan wurde mit aller gebotenen Vorsicht und genauso viel Elan in die Tat umgesetzt. Gilbert und Bastile zogen durch die Trinkhallen und Bars in den finstersten Winkeln der Stadt. Unterwegs begegneten ihnen Llulla und noch ein oder zwei andere Maitres, die sich bereit erklärten, bei der Suche zu helfen. Caid begleitete Rio zu den Docks. Er wusste um die Gefahren, die dort lauerten, und gehörte zu den wenigen, die das wahre Ausmaß von Rios Verletzung kannten. Im Hafen befragten sie die Burschen, die Fässer über Planken auf die Dampfschiffe rollten, andere Lasten verluden und nebenher die Frachtpapiere kontrollierten. Rio und Caid wanderten an der langen Reihe von Schiffen entlang, die am Kai vertäut waren. An Bord einiger Lastkähne und Dampfschiffe sprachen sie mit der Besatzung. Aber niemand hatte einen jungen Mann gesehen, auf den Denys Valliers Beschreibung passte.
    Im gesamten Hafenviertel herrschte das übliche geschäftige Treiben. Kutscher brüllten, damit man ihnen den Weg frei machte, und fliegende Händler boten lautstark ihre flüssigen oder essbaren Waren feil. Rio dachte angestrengt darüber nach, wie ein junger Mann unauffällig aus der Stadt geschafft werden konnte und welches Schiff dafür am ehesten infrage kam. Zu seinem Leidwesen musste er feststellen, dass sich dafür fast jedes eignete.
    In der kalten Luft vermischte sich der Gestank von verdorbener Melasse, verschüttetem Wein und schimmligem Mehl mit dem süßen Duft von Tabak, der dem Schiff aus Havanna entströmte. Schweine wühlten in den Abfallhaufen, die sich überall auftürmten. Ein Trio mit blauen Rüsseln hatte offenbar einen zerbrochenen Behälter entdeckt, in dem sich noch ein Rest Indigo befand. Ein paar Schritte weiter wurde ein Dampfschiff beladen, das den Fluss hinauf nach Louisville fahren sollte. Die Passagiere hatten sich bereits vor den Planken eingefunden, die von der Kaimauer an Bord führten. Ringsum spielten sich herzzerreißende Abschiedszenen ab, man rief nach Kindern, die durch die Menge tobten, und schalt unaufmerksame Kindermädchen. Die Reisenden suchten nach Kisten, Taschen und anderem Gepäck, während sie Hüte, Hauben und Röcke festhielten, damit der Winterwind sie ihnen nicht fortriss. Es war unmöglich, inmitten dieses Gewimmels einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn zu einer vernünftigen Entscheidung zu gelangen.
    »Er könnte überall sein«, sagte Caid schließlich. Dabei stemmte er kopfschüttelnd die Hände in die Hüften.
    »Du hast Recht«, sagte Rio.
    »Möglicherweise ist er inzwischen schon wieder zu Hause bei seiner Schwester und beglückt sie mit blumigen Schilderungen seiner Abenteuer.«
    »Daran habe ich auch schon gedacht.«
    »Dann sollten wir uns erst einmal vergewissern, dass wir hier nicht unsere Zeit verschwenden.«
    »Ich könnte eine Nachricht verfassen«, sagte Rio nach einigem Zögern.
    »Wunderbar.« Caid drückte sich den Hut ein wenig fester auf den Kopf. »Gehen wir in die nächste Schankstube. Dort finden wir sicher Papier, Bleistift und etwas zu trinken.«
    Sie kehrten ins Cafe des Refugies auf der Rue de la Levee ein. Caid kümmerte sich um die Getränke, während Rio die Nachricht schrieb. Er vertraute sie einem der Burschen an, die sich in der Hoffnung, mit Botengängen ein paar Münzen verdienen zu können, vor Kneipen und Kaffeehäusern herumtrieben. Olivier würde wieder einmal als Mittelsmann fungieren müssen.
    Kurz nachdem die Nachricht auf den Weg gebracht worden war, nickte Caid in Richtung der Eingangstür. »Dein Freund, der mexikanische Gesandte - diesmal ohne den Grafen.«
    »Ja, tatsächlich.« Rio musterte den dunkelhaarigen Neuankömmling mit dem Don-Quixote-Bart. »Ich frage mich ...«
    »Was denn?«
    Rio antwortete nicht, sondern nahm einen Schluck von dem Kaffee mit Rum, den man ihnen inzwischen serviert hatte. Dann erhob er sich und ging zu dem Mexikaner. Der Mann wandte sich zu ihm um. Rio verbeugte sich tief und begrüßte den Gesandten mit einer in Spanien und Mexiko üblichen, überaus blumigen traditionellen Formel. »Sie sind offenbar allein hier, Senor«, fuhr er dann fort. »Möchten Sie sich zu uns setzen?« Rio deutete auf Caid, der ihn mit wachsender Neugier beobachtete.
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber ...«
    »Ich bestehe darauf«, sagte

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