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Rächerin der Engel

Rächerin der Engel

Titel: Rächerin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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so fit gewesen?«
    »Ehrlich gesagt, habe ich nie besonders darauf geachtet«, gab sie zu.
    »Ihr Hausarzt in Raleigh hat uns Ihre Patientenakte zugeschickt. Ihre letzte Untersuchung liegt drei Jahre zurück. Damals waren Ihre Werte nicht annähernd so gut. Also was immer Sie für Ihre Gesundheit tun, bleiben Sie dabei.« Auf Dr. Lowrys Schreibtisch lag das Plastikmodell eines Augapfels. Sie nahm es in die Hand, um es dann ganz plötzlich in Brees Richtung zu werfen. Bree fing es mühelos in der Luft auf.
    »Ihre Reflexe sind ebenfalls wunderbar.« Dr. Lowry streckte die Hand aus. Verwirrt gab ihr Bree den Augapfel zurück.
    Nachdem Dr. Lowry das Modell wieder auf den Schreibtisch gelegt hatte, schüttelte sie Bree die Hand. »Gratuliere, dass Sie so fit sind.«
    »Meine Schwester wird sich freuen, wenn sie das hört. Und entschuldigen Sie nochmals, dass ich Ihnen Ihre Zeit gestohlen habe.«
    »Ist mal was anderes, lebende Menschen zu behandeln«, sagte Dr. Lowry. »Hat mir gut gefallen.«
    »Wie bitte?«
    »Ich bin Assistentin beim Coroner und hoffe, dort fest angestellt zu werden, sobald eine Stelle frei wird. Was in absehbarer Zeit der Fall sein dürfte. Dr. Falwell ist fünfundsechzig und Raucher. Entweder er geht in Pension oder«, fügte sie fröhlich hinzu, »er fällt tot um. Fürs Erste …«, sie wies mit einer Handbewegung auf ihr kleines Sprechzimmer, »… verdiene ich mir so meine Brötchen. Die Praxis gehört meinem älteren Bruder. Das hier mache ich nur, bis Dr. Falwell …«
    »… in Pension geht oder tot umfällt«, ergänzte Bree.
    Dr. Lowry wandte sich wieder dem Computer zu. »Ich rechne eigentlich nicht damit, dass bei Ihrer Blutuntersuchung irgendwelche Anomalien festgestellt werden. Das Ergebnis liegt in ein paar Tagen vor. Wenn doch etwas nicht stimmt, ruft meine Helferin Sie an und macht einen neuen Termin mit Ihnen aus.« Sie sah Bree lächelnd an. »Kann ich Ihnen sonst noch irgendwie helfen?«
    Tja, mal überlegen. Ich mache mir Sorgen, dass ich meine menschliche Natur verlieren könnte. Gibt es dafür auch Untersuchungen?
    »Nein, danke«, entgegnete Bree. »Wie schon gesagt, habe ich nur ein Versprechen eingelöst, das ich meiner kleinen Schwester gegeben hatte. Und ich weiß es sehr zu schätzen, dass ich so schnell einen Termin bei Ihnen bekommen habe.«
    Dr. Lowry nickte. »Ich schulde Ihrer Tante Cissy noch den einen oder anderen Gefallen. Und ich freue mich immer, mich mit einem neuen Patienten befassen zu können, besonders wenn er noch am Leben ist. Haha!«
    »Haha«, sagte auch Bree.
    »Rufen Sie mich an, falls Sie irgendwelche Beschwerden haben sollten.«
    Nachdem Bree an der Rezeption die Zuzahlung von fünfzehn Dollar entrichtet hatte, trat sie in die feuchte Morgenluft hinaus – in einer Stimmung, die so trübe war wie der graue Himmel über ihr.
    Den vergangenen Abend hatte sie damit verbracht, einen Plan für die Untersuchung der Ermordung oder des Selbstmords von Russell O’Rourke zu entwerfen. Zumindest einen Teil des Abends, denn einige Stunden waren ihr verloren gegangen, weil sie immer wieder über ihre Zukunft nachgedacht hatte. Bestenfalls war sie offenbar dazu verurteilt, ungewöhnlich fit zu sein und an Schlaflosigkeit zu leiden, solange sie zu Beaufort & Compagnie gehörte. Und schlimmstenfalls?
    Sie beschloss, nicht weiter darüber nachzugrübeln. Jedenfalls im Augenblick nicht.
    »Aber eins kann ich dir sagen«, erklärte sie Sascha, während sie auf dem Fahrersitz ihres Autos Platz nahm, »der nächste Mann, der mit mir ausgehen will, wird eine Überraschung erleben. Klar, Sascha? Mag ja sein, dass ich dazu verurteilt bin, dass die Pendergasts mich eines Tages massakrieren oder dass ich, wie Antonia behauptet, äußerlich und innerlich erstarre, aber noch werde ich mich nicht vom menschlichen Leben verabschieden. Was hat Archie noch mal gesagt? Irgendwas mit biba. Der Tod ist unvermeidlich, darum lasst uns einen trinken. Na, vielleicht gewöhne ich mir an, Wodka zu trinken.« Sie ließ den Motor an und fuhr die kurze Strecke zur Angelus Street zurück, wobei sie den Impuls unterdrückte, mit hundert Stundenkilometern durch die Straßen zu rasen.
    Als sie wieder im Büro war, spürten ihre Angestellten sofort, dass sie äußerst gereizt war. Ron stellte ihr taktvoll schweigend eine Kanne Kaffee auf den Schreibtisch. Petru legte ihr mitfühlend die Hand auf die Schulter, bevor er davonhinkte, um die Ausdrucke mit Informationen über die

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