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Rächerin der Engel

Rächerin der Engel

Titel: Rächerin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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Verdächtigen zu holen, um die ihn Bree gebeten hatte. Als sich um elf Uhr dann alle in dem kleinen Konferenzzimmer versammelten, fühlte sich Bree nicht mehr wie eine Kandidatin für die Klapsmühle, sondern wie eine Rechtsanwältin, die ihr Leben voll im Griff hatte. Sie blickte ihre völlig normal aussehenden Angestellten mit einer Miene an, die professionelle Kompetenz ausdrückte und die sie durch praktische Übungen vor dem Badezimmerspiegel verfeinert hatte. Die himmlischen Fragen konnten warten. Schließlich hatte sie einen Fall zu klären.
    »Wie Sie alle inzwischen wissen, gibt es im Zusammenhang mit dem Tod von Russell O’Rourke einige Probleme. Der New Yorker Polizist, der mit der Untersuchung des Selbstmords betraut war, ist davon überzeugt, dass O’Rourke von seiner Frau ermordet wurde. Und Tully ist überzeugt, dass ihr Mann entweder von einem unzufriedenen Angestellten oder von einem verärgerten Investor ermordet wurde. Unser Klient selbst …«, Bree holte tief Luft, »… ist, wie Ihnen bekannt sein dürfte, in seinen Möglichkeiten, mit uns zu kommunizieren, etwas eingeschränkt. Aber wir gehen bei unserer Untersuchung von der Annahme aus, dass er glaubt, zu Unrecht verurteilt worden zu sein …«
    »Eine berechtigte Annahme«, warf Petru ein.
    »Ich hab immer gedacht, das Fegefeuer sei gar nicht so schrecklich«, sagte Ron. »Ich meine, wenn man die Alternativen bedenkt …«
    »Pah«, widersprach Petru. »Ein Kompromiss kommt nicht in Frage. Wirr müssen doch immer die Interessen des Klienten wahrnehmen.«
    »Wollen Sie damit andeuten, dass mir unsere Klienten egal sind?«, gab Ron frostig zurück.
    »Ich will überrhaupt nichts andeuten. Höchstens dass Sie wie gewöhnlich nicht ausreichend informiert sind.«
    »Tja, also fangen wir an«, sagte Bree, der in keiner Weise der Sinn nach einer weiteren Kabbelei ihrer beiden Mitarbeiter stand. »Petru, was haben Ihre Hintergrundrecherchen ergeben?«
    »Viele interessante Dinge«, erwiderte Petru mit zufriedener Miene. »Das Interessanteste sollte ich mir vielleicht bis zum Schluss aufheben. Zunächst einmal die Inforrmation, dass Cullen Jameson auf Bewährung freigelassen wurrde.«
    »Schon?«, fragte Bree. Sie meinte sich zu erinnern, dass der Finanzmanager der O’Rourke-Investment-Bank zu mindestens fünf Jahren verurteilt worden war und seine Strafe kurz vor O’Rourkes Tod angetreten hatte.
    »Man hat die in der Untersuchungshaft verbrachte Zeit angerechnet«, erklärte Petru. »Aber relevanter ist natürrlich die Tatsache, dass man nicht mehr so viel gegen ihn in der Hand hat, da Mr. O’Rourke ja nicht gegen ihn aussagen kann.«
    »Hatte O’Rourke das denn vor?« Bree rieb sich nachdenklich den Nacken.
    »O ja. Er war fest davon überzeugt, dass Jameson hinterr dem Betrug steckte.« Er legte die Jameson-Akte vor ihr auf den Tisch. Sie enthielt auch einen Überblick über die wichtigsten persönlichen Daten, den Petru in seiner eleganten Handschrift abgefasst hatte. Jameson war dreiundfünfzig, geschieden und hatte drei Kinder, die in den Zwanzigern waren. Er war, wenn man nach seinem Handicap ging, ein mittelmäßiger bis schlechter Golfspieler. Er hatte an der Brandeis University Wirtschaftswissenschaften studiert und an der Wharton School of Business den MBA gemacht. Einige Jahre lang hatte er Posten in Übersee innegehabt. Zu Brees Überraschung war sein Vorstrafenregister kurz: Zweimal war er wegen Trunkenheit am Steuer verurteilt worden, und vor dreizehn Jahren hatte ihn seine Frau wegen Körperverletzung belangt, war mit ihrer Klage jedoch gescheitert.
    Als der Skandal damals durch die Medien gegangen war, hatte Bree der Sache keine sonderlich große Beachtung geschenkt. Trotzdem erkannte sie Jameson auf dem Foto wieder, das Petru aus dem Archiv des Wall Street Journals heruntergeladen und ausgedruckt hatte. Jameson war ein korpulenter, selbstzufrieden wirkender Mann mit schütterem dunklem Haar. Auf seiner fleischigen Nase thronte eine Nickelbrille.
    »Eine irgendwie aggressiv aussehende Unterlippe«, stellte Ron fest. »Wirkt insgesamt ziemlich unangenehm, der Typ.«
    Weitere Fotos zeigten, wie Jameson in Handschellen in einen Streifenwagen verfrachtet wurde. Auf diesen Fotos blickte er nicht mehr selbstzufrieden, sondern äußerst finster drein. Bree überflog die Zeitungsartikel, in denen die Anklagepunkte aufgeführt wurden: Betrug, Veruntreuung, Insiderhandel und illegaler Transfer von Geldern.
    »War er im Gefängnis, als

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