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Rächerin der Engel

Rächerin der Engel

Titel: Rächerin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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früher als zulässig an diese Daten zu kommen … Aber es ist ja schließlich für einen guten Zweck, nicht wahr?«
    »Einige dieser Sachen sind absolut vertraulich. Wir dringen gewaltig in die Privatsphäre dieses Mannes ein. Andererseits …«, sie setzte sich aufrecht hin, »… scheint der arme Kerl ja wirklich nicht ganz dicht zu sein. Ron? Könnten Sie Sam Hunter für mich ausfindig machen? Ich möchte ihn noch mal zum Lunch einladen. Und Petru? Wenn Sie die vollständigen Aufzeichnungen der New Yorker Polizei über den …«, sie zögerte, »… sagen wir mal: über den Vorfall besorgen könnten, dann hätte ich gern eine Aufstellung all dessen, was O’Rourke in den Stunden vor seinem Tod gemacht hat. Außerdem brauche ich einen möglichst vollständigen Bericht darüber, wo sich die Verdächtigen zu dieser Zeit aufgehalten haben. Gewiss findet sich darüber etwas in den Aussageprotokollen.« Sie klopfte auf die Akten, die rechts von ihr lagen. »Geben Sie mir Bescheid, falls Sie in den Aussagen der Verdächtigen auf Ungereimtheiten stoßen, dann werde ich den Betreffenden selbst befragen. Und danke, Petru. Sie haben hervorragende Arbeit geleistet.«
    Ron gab ein Schnauben von sich, deshalb fügte Bree noch rasch hinzu: »Und für Sie habe ich eine Aufgabe, für die Sie besser geeignet sind als wir alle zusammen, Ron.«
    »Ach ja?«, gab Ron verdrossen zurück.
    »Goldstein.«
    »Goldstein?«
    »Wir haben doch das Prozessprotokoll vom Fall O’Rourke, nicht wahr?«
    »Natürlich. Das haben wir uns im Archiv geholt. Sie waren ja dabei.«
    »Ja, klar. Aber können Sie sich noch erinnern, weswegen er verurteilt wurde?«
    »Wegen Simonie minderen Grades.«
    »Also Geschäftemacherei. Hm.« Bree dachte kurz nach. In ihrer Glanzzeit hatte die O’Rourke-Investment-Bank weltweit über ein Kapital von – vorsichtig geschätzt – zwanzig Milliarden Dollar verfügt. Aber was war denn schließlich Geld für einen Engel? Aus himmlischer Sicht waren zwanzig Milliarden vielleicht nur Peanuts. Was ganz gut wäre, da sich die Berufung auf den Nachweis gründen würde, dass dieses Bagatelldelikt gar nicht stattgefunden hatte. Oder falls doch, dass es nicht ins Gewicht fiel, wenn man es mit dem Guten verglich, das O’Rourke in seinem Leben getan hatte. »Ich hätte gern die Bestimmungen, die bei einer Verurteilung gelten.«
    Ron riss seine großen blauen Augen auf. »Alle?«
    Vor Brees innerem Auge tauchte kurz das Bild eines berghohen Stapels von Pergamentrollen auf. »Nein, nein. Nur die, die für O’Rourkes Verurteilung relevant sind. Ich blicke da nicht ganz durch. O’Rourke scheint sich der Beraubung von Witwen und Waisen und so weiter schuldig gemacht zu haben. Trotzdem verbringt er die Ewigkeit genauso wie Benjamin Skinner, der, was das kriminelle Verhalten betrifft, noch nicht mal ein Verkehrsdelikt auf dem Kerbholz hatte.«
    »Goldstein wird mir doch nur von oben herab erklären, dass es eben Unterschiede zwischen dem himmlischen und dem irdischen Recht gibt«, sagte Ron. »Aber ich werd’s ihm heimzahlen und sagen, dass er sich endlich eine anständige elektronische Datenverarbeitung anschaffen soll. Ich meine, nicht wenige von seinen Schreibern leiden unter einer Pergamentallergie und müssen dauernd niesen. Das sind doch unschöne Arbeitsbedingungen.« Die Aussicht, Goldstein zurechtweisen zu können, schien ihn sehr zufriedenzustellen.
    »Danke. Und bevor wir weitermachen, muss ich mich endlich einmal ausführlich mit Mrs. O’Rourke unterhalten. Ich möchte mich so bald wie möglich mit ihr treffen. Ihre Assistentin …«
    »Danica Billingsley.« Ron nickte. »Ihre Nummer habe ich natürlich schon. Ich werde sofort einen Termin mit ihr ausmachen.«
    Bree zeigte in Richtung Tür. »Setzen Sie sich mit Hunter in Verbindung. Versuchen Sie, für heute Nachmittag ein Treffen mit Mrs. O’Rourke zu arrangieren. Danach können Sie ja dann die Sache mit Goldstein in Angriff nehmen.«
    Ron verließ das Zimmer, gefolgt von Petru.
    »Gibt es für mich auch irgendetwas zu tun?«, fragte Lavinia in hoffnungsvollem Ton.
    Bree sah ihre Hauswirtin liebevoll an. Ihr magerer Körper war wie gewöhnlich in einen langen geblümten Rock und eine Strickjacke gehüllt. Ihr krauses weißes Haar rahmte ihr runzliges Gesicht wie ein Heiligenschein ein. Ihre Augen funkelten aufgeweckt. Sie hasste es, nichts zu tun zu haben. Bree warf einen Blick auf Sascha, der zu ihren Füßen saß. Er stand auf und wedelte bittend mit dem

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