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Rächerin der Engel

Rächerin der Engel

Titel: Rächerin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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»Ich hätte nie gedacht, dass Sie Barrel Racer sind, Mr. Parsall. Hätte Sie eher für einen Bullenreiter gehalten.«
    »Oh, die Trophäe hat auch nicht er gewonnen, sondern unser Vorarbeiter«, sagte Harriet mit gemeinem Lächeln.
    Buck fuhr herum und sah sie wütend an, worauf sie den Kopf einzog. Bree, die gewillt gewesen war, Harriet zu mögen – oder zumindest zu verstehen –, besann sich rasch eines Besseren.
    »Wer hat denn das Pferd gekauft, den Vorarbeiter bezahlt und das Training überwacht? Doch wohl ich, oder?«, fragte Buck.
    »Sicher, Schätzchen.« Harriet zwinkerte Bree zu.
    »Ich hab’s gekauft, also gehört’s mir auch.«
    »Sicher, Schätzchen.« Diesmal verdrehte sie die Augen, als wolle sie sagen: »Wissen wir ja alles!«
    Buck trank sein Glas aus und erhob sich. »Wie wär’s jetzt mit einem Drink, Miss Beaufort?«
    »Nein, danke.« Bree reichte Harriet ihren Kugelschreiber. »Sie müssen den Vertrag unterschreiben. Ich werde ihn dann notariell beglaubigen.«
    »Ich dachte, Sie seien Rechtsanwältin«, sagte Harriet in scharfem Ton.
    »Die meisten Rechtsanwälte sind auch Notare, Mrs. Parsall. Das spart Zeit.«
    »Und Sie sind sicher, dass wir unsere Anteile an dieser Sache verkaufen können? Wie haben Sie das noch mal genannt? Übertragung?«
    »Ja. Sie können Ihre Anteile übertragen, ohne dass die Mehrheitsaktionäre zustimmen müssen«, sagte Bree.
    Sie hatte Tully von dieser Regelung abgeraten, diese hatte Brees Einwände jedoch nur mit einer ungehaltenen Handbewegung abgetan. Jetzt, da sie die Parsalls live und in Farbe erlebte, begriff Bree auch, warum. Es gab etliche Leute, die nur so danach gierten, in Tullys Kreis aufgenommen zu werden, und die zweifellos bereit waren, für dieses Privileg auch zu zahlen. Die Savannah Players gestalteten sich allmählich zu einer Art Quidproquo-Einrichtung für die Investoren.
    »Setz deinen John Hancock einfach unten auf die Seite, Harriet, und lass das Ganze von der hübschen jungen Frau hier notariell beglaubigen«, rief Buck von der Bar herüber.
    »Ich verstehe nie, was das heißen soll.« Harriet unterschrieb den Vertrag. »John Hancock. Wer zum Teufel ist denn das?«
    »Er hat als Erster die Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet«, erklärte Bree.
    »War er Texaner?«
    Bree biss sich auf die Unterlippe. Waren diese Leute eigentlich echt ? »Nein, Madam.« Sie drückte ihren Notarsstempel neben Harriets Unterschrift und unterschrieb dann ebenfalls. »Und Sie, Mr. Parsall, sind an dieser Sache nicht als Aktionär beteiligt?«
    »Nein, Madam.« Er kam zu ihnen zurück. Sein jetziger Drink enthielt wesentlich weniger Wasser als der vorherige. Und auch nur sehr wenig Eis. »Das ist ganz Harriets Spielchen.« Er zwinkerte Bree zu.
    »Ich hab keinen Schimmer von geschäftlichen Dingen«, sagte Harriet. »Aber wenn Tully so großzügig ist, kann ich mir das in unserer jetzigen Situation einfach nicht entgehen lassen.«
    Bree schoss ein höchst unangenehmer Gedanke durch den Kopf, der nicht ganz von der Hand zu weisen war. Sie stellte sich vor, wie Harriet dreihundert Prozent ihrer Anteile an den Shakespeare Players für Unsummen verkaufte. Und wie Harriet dann den Richter groß ansah und sagte: Ich hab keinen Schimmer von geschäftlichen Dingen, Euer Ehren.
    »Was ist denn?«, fragte Harriet in scharfem Ton.
    »Gar nichts«, erwiderte Bree. »Ich prüfe nur nach, ob auch alles seine Richtigkeit hat.«
    Sie hatte eine bestimmte Vorstellung von dem Mörder. Wer immer es war, er musste gerissen und skrupellos sein und Nerven wie Drahtseile haben. Und er musste ein großes Talent zum Planen haben. Zunächst hatte sie die Parsalls eher als Witzfiguren aus dem finstersten Texas betrachtet. Sie schienen einfach zu beschränkt, zu gierig und zu impulsiv zu sein, als dass sie sich das Ganze hätten ausdenken können. Jetzt war sie sich da allerdings nicht mehr so sicher. Und sie musste zugeben, dass Tully in ihrer Achtung gestiegen war. Wenn sie vorgehabt hatte, für die Anwesenheit aller Verdächtigen zu sorgen, dann war die Sache mit den Anteilen an den Shakespeare Players ein geschickter Schachzug gewesen. Und Bree selbst musste sich künftig vor vorschnellen Urteilen hüten. Sie lehnte sich entspannt zurück und schlug die Beine übereinander. »Jetzt, da wir fertig sind, hätte ich doch gern einen Drink, Mr. Parsall.«
    »Wollen wohl nicht beschwipst sein, wenn Sie was Geschäftliches erledigen, wie?«, sagte Buck. »‘Ne clevere junge Lady

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