Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)
die
Reittiere abzuzweigen, die am besten im Futter stehen. Sollten sich Änderungen
ergeben, so gebt mir bitte rechtzeitig Bescheid.“
Mit diesen Worten des Verwalters
endete das Gespräch und die Männer gingen wieder auseinander. Jeder hatte jetzt
seinen eigenen Teil noch gründlich zu durchdenken und zu planen.
Kapitel 3 – Aufbruch
und Verweilen
Die Sonnenstrahlen hatten noch
nicht die Welt erreicht und der Tau lag frisch auf den saftigen Wiesen vor
Eisenhand, als sich in einem kleinen Nebenzimmer im Hauptquartier der
Stadtwache Ergon und Regnir einfanden, um gemeinsam mit Thormir die
allerletzten Absprachen für die kommenden Monate vorzunehmen. Der Kanzler hatte
sich aber an diesem frühen Morgen etwas verspätet und betrat somit erst wenige
Minuten später mürrisch dreinschauend den Raum.
Ob etwas geschehen sei, fragten
sie ihn. Der Magier schüttelte lediglich den Kopf:
„Nichts, was von Belang für den
heutigen Tag wäre.“
„Und für den Morgigen?“
„Auch für den nicht. Lasst uns
die letzten Einzelheiten rasch besprechen, damit die Truppe fern möglichst
vieler Augen die Stadt verlassen kann. Durch die starken Regenfälle in den vergangenen
zwei Wochen haben wir ohnehin viel Zeit verloren, und dass es an der Spitze der
Stadtwache einen vorübergehenden Wechsel gegeben hat, ließ sich leider nicht
verheimlichen. Die gute Nachricht des Tages lautet zweifellos, dass unsere
Kundschafter der Ansicht sind, dass Ihr, Ergon, den Grenzfluss jetzt ohne
Probleme überschreiten könnt. Das Wasser, was über die Ufer getreten war, ist
mittlerweile wieder abgeflossen. Dennoch bleibt der Strom nur im westlichen
Norden passierbar. Theodus hat sämtliches Material und Gepäck auf zehn Pferde
verteilt. Insgesamt sollte die Verpflegung bei sparsamer Kost für etwas mehr
als zwei Wochen reichen. Spätestens dann solltet Ihr eigene Nahrungsquellen
gefunden haben, doch das hatten wir schon einmal besprochen. Soviel mir bekannt
ist, mangelt es dem Norden sowieso weder an Wild, noch an Wasser, auch wenn die
gesamte Gegend auf den ersten Blick recht unwirtlich ausschauen mag. Je
nachdem, wie lange Eure Abwesenheit andauert, können wir zwischendurch auch
einige Soldaten austauschen. Der Heerführer hat einige Männer zurückgestellt,
aber darüber kann der König Euch mehr sagen.“
Ergon nahm die Worte des Kanzlers
genau auf und lauschte aufmerksam Regnir, als dieser zu reden begann:
„Mein guter Leutnant. Seid
unbesorgt – wir schicken Euch nicht ins Ungewisse. Alles ist bestens geplant
und vorbereitet worden. Wir rechnen nicht mit größeren Schwierigkeiten. Für den
Fall, dass Ihr in Probleme geraten solltet, halten wir eine Reserve für den
schnellen Eingriff bereit. Solltet Ihr Kranke, Verwundete oder einfach nur
Erschöpfte haben, dann benachrichtigt uns und wir werden Euch umgehend Ersatz
schicken. Der Heerführer hat für diesen Zweck einhundert Mann auserkoren, die
jederzeit abrufbar sind.“
„Der königliche Orden kann Euch ebenfalls
unterstützen“, ergänzte Thormir.
„Sehr richtig“, sagte Regnir.
„Alles in allem rechnen wir mit Eurer Rückkehr nach etwa zwölf vollen Monden.
Eine Garantie kann ich aber nicht geben. Eure Mission endet erst dann, wenn die
Erkundungen vollständig abgeschlossen sind. Sollten sich Feinde umhertreiben,
findet sie! Analysiert das Land genau: Wo befinden sich Wasserquellen? Welche
Orte sind für Niederlassungen geeignet? Welcher Art sind die Ressourcen? Gemmen
sind dabei kaum von Belang. Wir suchen nach festem Stein für starke Häuser und
gutem Eisenerz für scharfe Klingen. Haltet ebenso Ausschau nach guten Böden und
erkennt, ob sie für unsere Bewirtschaftungsmethoden geeignet sind. Und beinahe
noch wichtiger ist es, dass Ihr Eure eingeschlagenen Routen aufzeichnet, damit
der königliche Rat sie nachvollziehen kann.“
„Jawohl, König!“, antwortete
Ergon.
Sein Kopf schwirrte etwas, obwohl
er die Order eigentlich schon kannte. Der ununterbrochene Redefluss Regnirs
wirbelten seine Gedanken durcheinander. Dabei hatte sich der Leutnant zunächst
über die neue Aufgabe gefreut: Endlich kam er einmal aus Eisenhand heraus. Es
hatte sich eine Möglichkeit aufgetan, dem schnöden Alltag eines Kommandanten
der Stadtwache zu entfliehen, ja sogar eine eigene Einheit befehlen zu dürfen, allerdings
ließ der gar umfangreiche Auftrag eine tiefe Ohnmacht in ihm aufsteigen. Er
spürte zum ersten Mal in seinem Leben, dass ein großes Maß an Verantwortung
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