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Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)

Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)

Titel: Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Grömmer
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Zeitpunkt“, murmelte der Magier und
sputete sich, um zumindest die gröbsten Neuigkeiten auf des Königs Tisch
vorlegen zu können. Zeit, soviel stand fest, war knapp.
    Und so trafen Regnir und Thormir
etwa eine Stunde später zusammen. Der König war aufgrund der erfolgreichen
Bärenjagd in äußerst guter Laune, die selbst von den trüben Aussichten eines
Krieges weitestgehend verschont blieb. Regnir wollte gar nicht alle Details von
seinem ehemaligen Mentor hören, sondern war vielmehr auf dessen Meinung
erpicht, wie alles Weitere zu organisieren sei. Dies wiederum kam Thormir sehr
gelegen, da so das kleine Missgeschick im Kerker heruntergespielt werden
konnte. Der Kanzler erinnerte den König daran, dass die Vorbereitungen für
einen Krieg schnell abgeschlossen werden müssten. In der Zwischenzeit wollte er
den zweiten Gefangenen näher unter die Lupe nehmen. Dem willigte Regnir ohne
jegliche Widerrede ein. Im Prinzip war alles Kriegsmaterial längst
zusammengeschafft worden. Der königliche Verwalter hatte ganze Arbeit geleistet
und ohne Aufsehen zu erregen, ganze Kammern mit Waffen gefüllt. Keiner der
Edelmänner hatte die seit mehr als zwei Jahren laufenden Aufrüstungen wirklich mitbekommen.
    „Und so möge es auch noch für
eine Weile bleiben“, sprach Regnir zu Thormir, der sichtlich von dessen neuer
Souveränität überrascht war.
    „Du hast in der Tat recht“,
entgegnete der Kanzler, der ebenfalls noch nicht gewillt war, die Edelmänner
über das Vorgefallene zu unterrichten, denn zunächst wollte er unbedingt noch
dem letzten Ork Informationen entlocken.
    „Halte mich bitte auf dem
Laufenden, was den zweiten Gefangenen betrifft. Ich würde mir ihn heute Abend
gern selbst ansehen.“
    „Das sollte möglich sein“, sagte
Thormir knapp.
    „Ach ja. Bevor ich es vergesse“,
begann Regnir erneut zu reden. „Wie sollen wir Ergon für seine Verdienste
auszeichnen? Stadtkommandant ist er bereits und Gold oder Silber allein wären
zu barbarisch, um eine ihm wirkliche Anerkennung zukommen zu lassen.“
    „Darüber habe ich noch nicht
weiter nachgedacht. Wenn ich mich recht entsinne, so hatte er vorhin den
Außenposten erwähnt. Über den Zusammenhang bin ich mir jetzt aber nicht mehr so
sicher. Auch weiß ich nicht, ob der Leutnant jemals wieder freiwillig dorthin
zurückkehren möchte, doch würde es ihm sicher gut zu Gesicht stehen, wenn wir
ihn mit der Kommandantur beauftragen könnten“, meinte Thormir, der sich
mittlerweile selbst mit der Idee eines vorgeschobenen Lagers anfreunden konnte.
    „Wir werden mit ihm noch einmal
darüber reden müssen“, sagte Regnir abschließend und beide gingen abermals
ihren eigenen Aufgaben nach.
    Die Zeit drängte, denn das
zwölfte Jahr des Königreichs neigte sich dem Ende entgegen. Die Herbstsonne
strahlte zusehends schwächer und bald schon würde der Winter und der
Jahreswechsel hereinbrechen. Dem eigentlichen Ziel, der Auskundschaftung des
Feindes, war der königliche Rat noch immer weit entfernt. Alle Hoffnungen
ruhten nun auf dem Wissen des letzten Orks im Kerker.

Kapitel 5
– Einigkeit im Königreich
     
    Ergon lag schlaflos in seinem
Bett in der Kaserne der Stadtwache. Unruhig hatte er sich seit einer Stunde
herumgewälzt. Noch immer war er zutiefst beeindruckt von der Aktion des
Kanzlers am heutigen Vormittag. Beeindruckt und zugleich eingeschüchtert.
Gewiss - Thormir war keine zu unterschätzende Persönlichkeit, allerdings
klangen die Erzählungen über ihn stets milde. Er wurde immer als strenger, aber
gerechter alter Mann beschrieben. Jetzt wusste der Leutnant, dass dieser
silberhaarige Magier mächtiger war, als alles, was er bisher kennengelernt
hatte. Wie er wohl in seinen besten Jahren als Feldherr gewesen sein mochte?
Und vor allem – welche Kräfte besaß er noch? Keineswegs hatte er alle
Fähigkeiten voll ausgeschöpft, so viel stand für Ergon fest. Dieser
eigensinnige Kauz verbrachte die Abende gewiss nicht Tee schlürfend und Käse
essend, wie manche mutmaßten.
    Der Leutnant erhob sich und ging
ans Fenster, um die klare Luft zu atmen. Die Nacht war kalt. Beinahe zu kalt,
wie er fand. Eisig schien der zunehmende Mond auf die Felder außerhalb der
Stadt. Kleine Fledermäuse kreuzten seine Sicht. Schwer atmend stützte Ergon
sein Haupt mit den Armen. Zwei lange Jahre war er fort gewesen. Eisenhand hatte
sich verändert. Alles war massiver geworden. Insgesamt gab die Stadt einen
recht trutzigen Eindruck ab. Die sie umgebende Palisade

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