Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)
berieten
Heerführer Bhelm, Leutnant Ergon und König Regnir häufig gemeinsam, wie groß
das Heer sein müsse und welche Wege am gangbarsten wären, um über die Orks
einen Sieg zu erringen. Auch Theodus fand sich des Öfteren im Königssaale ein.
„Nach allem, was uns der Leutnant
berichtet hat, sollten wir möglichst viele Soldaten zusammentrommeln“, meinte
Bhelm. „Insbesondere diese … Trolle bereiten mir Sorgen. Kaum jemand hat
Erfahrung im Kampf gegen sie.“
Regnir saß nachdenklich auf
seinem Thron aus massivem Eichenholz. Königin Ingmir hatte den Herrschersitz
mit Schnitzereien verzieren lassen, da sie ihn zuvor als „zu trist“ befunden
hatte. Und genau auf solch ein Ornament blickte der König in diesem Moment. Es
stellte einen Halbkreis dar, der in seiner Mitte dicker wurde und zu den hin
Seiten wieder abflachte. Das brachte Regnir auf einen Gedanken:
„Wir müssen vor allem darauf
achten, dass wir Eisenhand nicht ungeschützt lassen. Es bringt wenig, mit Mann
und Maus in die Wildnis zu gehen, während unsere Stadt wehrlos zurückbleibt.“
„Sehr richtig, mein Herr“,
pflichtete ihm Ergon bei. „Wenn mir der Einwand gestattet wird, so möchte ich
sagen, dass unsere Befestigungen in der Zeit meiner Abwesenheit zwar bedeutend
stärker geworden sind, allerdings besitzen auch sie ohne tapfere Männer geringen
Wert.“
Bhelm nickte zustimmen. Die
Palisaden waren aus seiner Sicht zwar nett anzusehen, dennoch erschien selbst
ihm eine Überwindung derselbigen keineswegs unmöglich zu sein. Das Holz war
anfällig für Feuer und Maschinen, doch war Stein ein äußerst knappes Gut und
nur dann verwendet, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Alles Gestein, was
brauchbar war, wurde für die wichtigsten wirtschaftlichen Zwecke eingespannt.
Der Grund für diesen Mangelzustand lag in der geografischen Lage Eisenhands,
denn die Gegend bestand überwiegend aus brüchigem Kalk oder Schiefer. Laut dem
Bericht des Leutnants würde die Erschließung des Nordens große Steinvorkommen
verfügbar machen, was zugleich einen bedeutenden Ausbau der eigenen Stadt
ermöglichen würde. „Als Erstes würden wir die Palisaden zu einer richtigen
Mauer umwandeln, anschließend wären die größeren Gebäude an der Reihe“, dachte
Bhelm.
Regnir unterbrach ihn in diesen
Gedanken, als er wissen wollte, wie viele Männer überhaupt unter Waffen
standen. Bhelm runzelte für einen Moment die Stirn und antwortete anschließend:
„Nun. Wir haben einen harten Kern
von etwa dreihundertfünfzig regulären Soldaten. Hinzu kommen bis jetzt gut und
gerne zweihundert Milizionäre sowie eine Kompanie Berittener. Die Milizen
könnten im Ernstfall um mindestens achthundert Mann aufgestockt werden. Sollte
der Dachstuhl brennen, könnten wir noch die letzte Reserve aktivieren und alle
weiteren Männer unter Waffen nehmen, was weitere zweihundert Köpfe bedeuten
würde.“
Der König quittierte die
gelieferten Informationen mit einem Nicken: „Das klingt alles in allem gar
nicht übel.“
„In der Tat“, stimmte Theodus zu,
der sich sonst als Verwalter in diesen Dingen zurücknahm. „Unsere Waffenkammern
führen Bögen, Schwerter, Lanzen und alles weitere Kriegsmaterial für insgesamt
zweitausend Mann. Auch die Ernte war im letzten Jahr ausgesprochen gut, sodass
unsere Speicher noch immer sehr viel Korn führen.“ Er fischte eine kleine Rolle
Pergament aus der Tasche seines dunkelblauen Mantels, um sogleich einige Zahlen
zu nennen. Schon immer hatte der schlaksige Mann mit dem schwarzen Kinnbart
eine Vorliebe für Nummern gehabt. Seine administrativen Fähigkeiten waren
unschlagbar.
Nachdem die versammelten Männer
die Ausführungen des Verwalters angehört hatten, legte Leutnant Ergon
unterschiedliche Wege in den Norden vor. Die Schnellsten und zugleich Risikoreichsten
schlug Regnir sofort aus, da er nicht bereits Verluste hinnehmen müssen wollte,
ohne auch nur einem Ork begegnet zu sein. Bis in die Mittagsstunden erörterten
sie dann, welche Route wohl die beste wäre. Besonders strittig war dabei die
Frage, wie die Pferde in den Krieg geführt werden sollten. Schlussendlich
einigte man sich, zunächst schnurgerade in nördlicher Richtung zu marschieren,
und anschließend nordöstlich abzubiegen. Ergon meinte, dass hier die Gefahren,
die von Trollen ausgingen, am geringsten wären. Über die Größe des Heeres
herrschte hingegen deutliche Einigkeit.
„Wir werden mit
eintausendzweihundert Mann aufbrechen. Mit uns werden
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