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Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)

Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)

Titel: Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Grömmer
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wurden. Er ist einer
der Fähigsten aus dem Nachwuchs der Edelmänner, wenn du mich fragst.“
    „Hattest du ihm überhaupt seinen
neuen Aufgabenbereich schon in Aussicht gestellt?“, wollte der König wissen und
der Kanzler nickte.
    „Ja. Er schien erfreut darüber zu
sein, später in den Außenposten zurückkehren zu dürfen. Vielleicht war es sogar
ein Fehler von uns, dieses Lager aufzugeben. Ich befürchtete damals, dass Orks
den Stützpunkt überraschend angreifen würden.“
    Das Heer zog in diesem Moment an
einem kleinen Wäldchen vorbei, aus dem ein Schwarm Vögel aufgeschreckt
emporflatterte. Neben vielen eher unscheinbaren Bäumen wuchsen auch hohe Stämme
mit kräftigen Wurzeln aus dem Erdreich, sodass der kleine Forst einen sehr
surrealen Eindruck machte: Grün- und Brauntöne ganz unterschiedlicher Art
konnte man sehen und doch handelte es sich nur um eine Handvoll Bäume.
    „Sieh an. Der Wald erscheint von
außen als eine Einheit. Als ein Ganzes. Dennoch besteht er letztendlich aus
vielen einzelnen Teilen und würden auch lediglich geringe Elemente fehlen, so
verlöre der Hain einiges an Wucht. Die kleinen Pflanzen wären zu niedrig, als
dass man sie wahrnehmen würde, und die Großen sind nicht sperrig genug, als
dass man durch sie nicht hindurchdringen könnte“, dachte Thormir, als er diese
Erscheinung in seinem Kopf verarbeitete. So sollte das Königreich eines Tages
werden: Eine Gemeinschaft, die sowohl der Starken als auch der Schwächeren
bedarf, um nach Außen hin stark zu sein. Viele winzige Wurzeln konnten selbst
dem dicksten Stamme Halt geben.
    Thormir fing seine
umherschweifenden Gedanken wieder ein und wandte sich abermals Regnir zu, der
eine ganze Zeit lang still in seinem Sattel gesessen hatte:
    „Weshalb hast du dich eigentlich
dafür entschieden, Bhelm die Vorhut führen zu lassen? Ich meine, dass Ergon
vielleicht besser geeignet wäre. Er war immerhin für zwei Jahre in diesen
Landen.“
    Der König blickte schweigend
drein, während er weiter neben dem Kanzler und den Soldaten einher ritt. Nach
wenigen Minuten ergriff er erneut das Wort.
    „Bhelm hat sich verändert. Er ist
nicht mehr der, den wir vor noch zehn Jahren bei uns hatten. Alles das, was er
einst kritisierte, übernimmt er zusehends in seinen eigenen Lebenswandel.
Mittlerweile legt sich Bhelm die gleichen Allüren zu, wie die Ältesten der
Alten, obwohl er in seinen Lenzen betrachtet ihnen noch lange nicht angehört.
Sein Stolz ist über alle Maßen gewachsen. Ich wollte anfänglich Leutnant Ergon
die Heeresspitze führen lassen, aber bei den Beratungen über den Krieg habe ich
schnell gemerkt, dass Bhelm das niemals dulden würde. Also hatte ich versucht,
mich selbst in die Vorhut zu setzen, doch selbst das wollte er nicht. Er
meinte, dass ich zu wichtig dafür wäre. Ich glaube allerdings einfach, dass der
Geltungsdrang des Heerführers enorm gewachsen ist.“
    Nachdenklich ritten beide Männer
weiter. Die Stadt lag jetzt außerhalb der Sichtweite und in der Ferne war
bereits der Fluss zu erahnen, der die natürliche Grenze zwischen Eisenhand und
der Wildnis bildete. Der Tag befand sich jetzt in seiner zweiten Hälfte.
    „Thormir, ich glaube, es hat
Bhelm sehr gekränkt, dass er vor mehr als zwei Jahren nicht die Expedition
anführen durfte, obwohl ich es aus strategischen Gründen für richtig hielt und
es auch noch immer halte. Er glaubt wohl, dass der Leutnant ihm seine Position
streitig machen möchte.“
    „Deine Entscheidung war richtig,
Regnir. Bhelm ist ein guter Mann. Für diese Aufgabe wäre er hingegen einfach zu
schwerfällig gewesen. Vermutlich hätte er nicht nur versucht, den Norden
auszukundschaften, sondern gleich ein ganzes Netz aus Stützpunkten zu
errichten. Er ist ein wackerer Kämpfer, doch zu oft ist er auch impulsiv und
gefühlsgetrieben. Um offen zu dir zu sprechen …“
    Der Kanzler wippte kurz in seinem
Sattel und zog an seiner Pfeife, die er schon einige Zeit in Benutzung hatte,
bevor er weiter sprach:
    „Um ehrlich zu sein: Ich hätte
ihn auch nicht in die Vorhut gesteckt. Lass einen bösen Zufall geschehen, und
Bhelm wird zur unberechenbaren Komponente in diesem Spiel, welches so schnell
verloren gehen kann.“
    „Weshalb hast du mir das nicht
gesagt, als noch Zeit war, die Steine zu setzen?“, fragte Regnir besorgt.
    „Aus einem einfachen Grunde. Du
bist der König, dessen Wort Gesetz ist. Die Zeiten, in denen ich dich an die
Hand genommen habe, müssen enden, denn wer weiß,

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