Rätsel um 1: ... das verlassene Haus
still verhielt. »Sieh mal«, wisperte er, »da sind sie.« Der Junge nickte und flüsterte Miranda etwas ins Ohr. Das Äffchen hörte aufmerksam zu und antwortete mit leisem Schnattern. Gleich darauf war es auf einen Baum gesprungen und in dem Laub verschwunden.
Stubs und der Junge sahen ihr nach und auch Lümmel. Was ist das nur für ein komisches Tier, ging’s dem Hund durch den Kopf. Eine Katze ist es auf keinen Fall, auch wenn es so klettern kann. Katzen riechen anders.
Miranda sprang von Baum zu Baum, bis sie über Robert anlangte. Er hatte seine Mütze übers Gesicht gelegt und schlief fest.
Und dann sprang Miranda! Sie ließ sich direkt auf Robert fallen. Dina drehte sich erschrocken um, und ihre Augen weiteten sich vor Staunen. Miranda saß auf Roberts Brust und sah sie neugierig an. Dann machte das Äffchen blitzschnell kehrt, huschte den Baumstamm hinauf und war verschwunden.
Und Robert, so plötzlich aus dem Schlaf gerissen, fuhr hoch und starrte Dina an. »Was war denn das?« rief er. »Was ist denn da eben auf mich geplumpst?«
»Ein Affe«, sagte Dina, »ein kleiner brauner Affe!«
»Wie bitte? Fängst du auch schon mit dem Blödsinn an?
Wenn man dir und Stubs glauben würde, müßte man denken, daß es hier nur so von Affen wimmelt.«
»Ehrenwort, Robert, es war ein Affe«, sagte Dina aufgeregt.
»Ihr seid wohl beide verrückt. Ich glaube erst an euren Affen, wenn ich ihn selber gesehen habe.«
Und da sah er Miranda. Sie saß auf der Schulter eines fremden Jungen, und neben dem Jungen ging Stubs.
Nun mußte Robert an den Affen glauben. »Ist das deiner?«
fragte er den Jungen. »Ist er zahm?«
»Sicher«, sagte der Junge. »Bist du ein zahmes Äffchen, Miranda?«
Miranda schnatterte und legte ihr Ärmchen um den Hals des Jungen. »Nicht kitzeln«, sagte er, »sag lieber guten Tag.«
Lümmel ließ kein Auge von Miranda, als sie zuerst Dina, dann Robert und zuletzt Stubs die Pfote gab.
Das war zuviel für Lümmel! Was wollte dieses Tier von seinem Herrchen? Er stürzte sich auf Miranda, aber wie der Blitz sprang sie von des Jungen Schulter auf Lümmels Rücken. Sie krallte sich so fest, daß er sich auf die Erde warf und sich im Gras hin und her wälzte, um sie wieder loszuwerden. Und die Kinder brüllten vor Lachen.
»Armer Lümmel«, sagte Dina, »so etwas ist ihm wohl noch nicht passiert. Was sagtest du, wie heißt das Äffchen? Miranda? Was für ein seltsamer Name für einen Affen.«
»Warum seltsam?« fragte der Junge. »Ich finde, der Name paßt sehr gut zu ihr. Er ist genauso hübsch wie sie selbst.«
Die Kinder fanden das Äffchen zwar sehr komisch, aber hübsch? Nein, hübsch fanden sie es nicht. Der Junge kam ihnen vor wie ein Vater, der sein Kind immer schön findet, auch wenn es häßlich ist.
»Sie ist auch klug«, sagte der Junge, »ihr glaubt gar nicht, wieviel Kunststücke sie kann. Schlag einen Purzelbaum, Miranda.«
Miranda machte Dutzende von Purzelbäumen, ohne auch nur einmal auszuruhen. Lümmel sah andächtig zu. Nein, das konnte keine Katze sein. Niemals hätte eine Katze sich so benommen.
»Wie heißt du eigentlich?« fragte Robert den Jungen.
»Barny«, antwortete der Junge, »das ist eine Abkürzung von Barnabas.«
»Und wo wohnst du?« fragte Stubs.
Der Junge zögerte. »Im Augenblick nirgends, ich ziehe so durch die Gegend.«
Das war seltsam. »Wie meinst du das?« fragte Dina. »Machst du eine Wanderung?«
»Man kann es so nennen.«
»Wo bist du denn zu Hause?« bohrte Stubs weiter. »Du mußt doch irgendwo wohnen?«
»Laß Barny in Ruhe«, brummte Robert, als er sah, daß der Junge wieder zögerte. »Du mußt immer alles so genau wissen.«
»Schon gut«, sagte Barny und strich zärtlich über Mirandas Fell.
»Eigentlich suche ich meinen Vater.«
»Weiß deine Mutter nicht, wo dein Vater ist?« Stubs machte große Augen.
»Meine Mutter ist tot, sie starb im letzten Sommer. Ich spreche nicht gern darüber, wißt ihr. Meine Mutter war Artistin, sie reiste mit einem Zirkus und arbeitete mit Tieren. Ich habe immer gedacht, mein Vater sei tot, aber kurz bevor meine Mutter starb, erzählte sie mir, daß er noch lebt. Mein Vater war Schauspieler, und meine Mutter ging von ihm fort, nachdem sie drei Monate mit ihm verheiratet war. Mein Vater weiß gar nicht, daß ich auf der Welt bin.«
»Du brauchst uns das gar nicht alles so genau zu erzählen«, sagte Robert verlegen. »Wir wollten nicht neugierig sein.«
»Ach, es ist vielleicht ganz gut,
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