Rätsel um 3: ... den unterirdischen Gang
lauschte angestrengt.
Und im nächsten Augenblick ließ ihn ein anderes Geräusch herumfahren. Jemand schloß eine Tür auf. ›Bestimmt die Eingangstür‹, dachte Barny erschreckt, ›um Himmels willen, man darf mich nicht finden!‹
Doch hier gab es keine Möglichkeit, sich zu verstecken, und er mußte ja Miranda holen und dafür sorgen, daß sie sich ruhig verhielt. Denn sie würde ihn sonst verraten.
Schnell stieg er die Wendeltreppe hinauf, geräuschlos wie eine Katze. Höher und höher stieg er und erreichte endlich die kleine Plattform. Und dann sah er hoch oben die Glocken.
Und hinter einer von ihnen tauchte plötzlich Mirandas kleines, pfiffiges Gesicht auf und war gleich darauf wieder verschwunden. Ah, sie wollte Verstecken spielen. Er hatte es ihr selber einmal beigebracht. Aber nun hatte sie dafür eine denkbar ungünstige Zeit ausgesucht, doch das konnte sie natürlich nicht wissen.
»Miranda«, sagte er flüsternd, »komm herunter, schnell!«
Aber sie verschwand von neuem, und Barny renkte sich beinahe den Hals aus, nein, er sah sie nicht mehr. Wo mochte sie nur sein? Und wie war sie überhaupt da hinaufgekommen?
Sogar einem Äffchen mußte das unüberwindliche Schwierigkeiten bereiten.
Der Turm war eng und dämmrig, und das einzige Licht kam von dort oben, wo die glänzenden Glocken hingen. Barny tastete über die Wand und fand, was er vermutet hatte.
An dieser Seite des Turmes waren Griffe aus dem Stein geschlagen. Er setzte den Fuß auf den untersten und faßte mit der Hand nach dem nächsthöheren. Er fand festen Halt und konnte es wagen, hinaufzusteigen.
Barny stöhnte. Was hatte Miranda da angerichtet! Aber er mußte diese Kletterpartie auf sich nehmen, denn wenn Miranda Verstecken spielte, bestand sie darauf, daß Barny sie suchte und fand. Von alleine wäre sie nie hervorgekommen.
Langsam tastete er sich von einem Griff zum anderen. Es war sehr mühsam, die steile Mauer im Dämmerlicht zu erklimmen.
Doch er war vom Zirkus her an ähnliches gewöhnt.
Auch Miranda mußte diese Griffe entdeckt und sie benutzt haben. Stetig kam Barny seinem Ziele näher, und endlich hatte er es erreicht.
Von Miranda aber war nichts zu hören und zu sehen. Vorsichtig spähte er nach allen Seiten. Die Glocken erschienen ihm riesig, jetzt, da er ihnen so nahe war, und er mußte aufpassen, daß er nicht mit dem Kopf an sie stieß.
Und plötzlich entdeckte er ein paar grünglitzernde Augen direkt über sich. »Miranda«, sagte er noch ganz außer Atem, »du kleiner Vagabund, wie bist du nun auch noch dahin gekommen?«
Wieder tastete er die Wand ab und fand noch einen Griff.
Und es war Zufall, daß er das Seil entdeckte. Es hing von oben herab und streifte seinen Arm. Er befühlte es, und es schien ihm, als wäre es noch ganz in Ordnung.
Er hängte sich daran, und es riß nicht. So wagte er es hinaufzuklettern, und am Ende gelangte er durch eine Öffnung in der Decke in einen seltsamen kleinen Raum.
Direkt über den Glocken lag er, und durch eine Dachluke an der Südseite fielen die Strahlen der Sonne. Und jetzt konnte sich Barny auch erklären, warum die Glocken so glänzten.
Durch diese Öffnung floß das Licht auf das Metall und ließ es aufleuchten.
Er sah sich neugierig um. An der einen Wand stand eine schmale Bank, darauf lag ein Haufen Lumpen, und auf dem Boden ein alter, hölzerner Leuchter mit Resten von Wachs darin.
›Das muß ein Versteck gewesen sein‹, dachte er, ›und das hier‹, er berührte mit dem Fuß die Lumpen, ›die Überreste einer Decke.‹ Plötzlich sprang Miranda von irgendwoher auf seine Schulter und schnatterte fröhlich.
»Ich bin gar nicht zufrieden mit dir«, sagte Barny streng. »Du bist schuld daran, daß ich hier heraufklettern mußte, und nun müssen wir auch wieder hinunter. Aber jetzt bleibst du bei mir, verstanden?«
Er ging zu dem Dachfenster und sah hinaus. In der strahlenden Maiensonne lag die Landschaft weit ausgebreitet unter ihm, und der Himmel war tiefblau und wolkenlos. Barny sehnte sich danach, wieder da draußen zu sein.
Und jetzt merkte er auch, daß er hungrig war, sehr hungrig sogar. »Los, Miranda, wir wollen zu Stubs und den anderen und sehen, daß wir Frühstück bekommen.«
Die Worte ›Frühstück, Mittagessen und Abendbrot‹ kannte Miranda sehr gut. Sie schnatterte aufgeregt und hielt sich an Barnys Kragen fest.
Wieder stieg er durch die Öffnung, ließ sich am Seil heruntergleiten und stieg weiter an der Mauer herab bis zu
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