Rätsel um 3: ... den unterirdischen Gang
etwas und stand eine Weile unschlüssig.
Endlich stieg er ein und gab Gas. Der Wagen setzte sich in Bewegung und fuhr mit großer Geschwindigkeit durch die Nacht.
Schweigend saßen sie und starrten auf die vor ihnen liegende, vom starken Licht der Scheinwerfer erhellte Straße. Miranda klammerte sich fest an Barny. Sie mochte den Mann am Steuer nicht, und sie fürchtete sich vor dem Wagen, in dem sie sich so hatte erschrecken müssen.
»Hier mußt du aussteigen«, brummte der Mann und hielt.
Mehr sagte er nicht. Barny sprang hinaus und wandte sich nach ihm um, dessen Gesicht er nur als hellen Fleck in der Dunkelheit erkennen konnte.
»Vielen Dank«, sagte er. »Eins müssen Sie mir aber noch verraten, ehe ich gehe. Was haben Sie da drinnen, wovor Miranda solche Angst hatte?«
»Mach, daß du wegkommst«, sagte der Mann wütend und fuhr so plötzlich an, daß Barny beinahe gestürzt wäre. Er grinste und streichelte Miranda.
»Ja, wenn du sprechen könntest, dann würdest du mir alles erzählen, dann wüßte ich es. Na, eins steht auf alle Fälle fest, ein reines Gewissen hatte dieser Bursche nicht. Was war das für ein unfreundlicher, ungehobelter Kerl!«
Er ging weiter, bis er an einen Wegweiser kam. Er seufzte er leichtert, denn im Licht des Mondes, der hinter den Wolken aufgetaucht war, las er den Namen des Städtchens, in das er wollte: ›Glockenburg‹.
»Na also«, sagte er, »ich habe es an einem Tage geschafft.
Gar nicht so schlecht, was, Miranda? Schade nur, daß es zu spät ist, um Dina, Robert und Stubs noch ausfindig zu machen.
Wir werden jetzt zu Fuß nach Glockenburg gehen, und irgendwo werden wir beide schon ein Unterkommen finden.«
Er ging die Straße entlang, und der Mond wurde immer häufiger von großen schwarzen Wolken verdeckt, die von Westen heraufzogen. Es wurde plötzlich windig, und dann begann es zu regnen, erst in vereinzelten dicken Tropfen, dann stärker und stärker. Barny zog die Kapuze über den Kopf und überlegte, ob er sich unterstellen sollte, entschloß sich dann aber weiterzugehen. Vielleicht hörte es bald wieder auf.
Miranda hatte sich unter seinen Mantel verkrochen. Sie haßte Regen. Barny lief und lief, Kilometer um Kilometer. Endlich gelangte er an eine zweite Kreuzung, an der ein zweiter Wegweiser stand: ›Glockenburg‹.
Es konnte nicht mehr weit sein. Der Regen sprühte nur noch.
Leise vor sich hinpfeifend setzte er seine nächtliche Wanderung fort, vorüber an weiten Feldern und hohen Bäumen, deren Blätter leise im Winde rauschten. Morgen würde er wieder mit seinen Freunden Zusammensein. Ach, wie lange hatte er sie nicht gesehen! Es würde herrlich werden!
Der Weg führte jetzt an ein paar in den Wiesen gelegenen Gehöften vorbei und wenig später an den ersten Häusern von Glockenburg. In keinem brannte Licht. Das Städtchen lag schweigend und dunkel, wie ausgestorben. Barny blieb stehen.
Wohin nun? Der Regen war wieder stärker geworden, und es würde unmöglich sein, unter freiem Himmel zu schlafen. Er mußte versuchen, einen Schuppen oder eine Scheune zu finden, dann konnte er sich im Heu verkriechen. Barny lief weiter, schneller und schneller, und duckte sich unter dem prasselnden Regen.
Plötzlich tauchte ein riesiges schwarzes Gebäude vor ihm auf und machte die Nacht noch dunkler. Er wußte nicht, was es war, vielleicht eine Kirche? Dann konnte er im Portal Schutz finden und ein bißchen schlafen. Lautlos ging er den Weg hinauf und blieb auf einmal stehen.
Er hörte Stimmen, leise Stimmen. Woher kamen sie? Barny trat in den Schatten eines großen Busches und wartete. Dann hörte er, wie eine Tür vorsichtig geschlossen wurde und jemand auf leisen Sohlen den gepflasterten Weg herunterkam und zum Gartentor ging. Und einen Augenblick später wurde der Motor eines Wagens angelassen.
Barny hatte keinen Wagen gesehen, als er hereinkam. Er mußte gut versteckt tief im Schatten der Hecke gestanden haben. Auf Zehenspitzen lief er zurück. Ein Mann saß am Steuer und zündete sich eine Zigarette an. Er wußte nicht, daß er beobachtet wurde. Und als die Flamme aufleuchtete, erkannte Barny ihn. Es war der Mann, der ihn zuletzt mitgenommen und dem er geholfen hatte, den Reifen auszuwechseln. Klein und gedrungen, mit schwarzen Augenbrauen und einem hervorspringenden Kinn saß er dort. Diese besonderen Merkmale waren Barny im schwachen Licht der Taschenlampe aufgefallen. Hätte er ihn sich doch nur genauer angesehen. Was wollte er hier?
Der Wagen
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