Rätsel um 4: ... den geheimen Hafen
Deckel einer Uhr eingraviert war, nennen.
Wieder brandete Beifall auf, verebbte, und nun verkündete der Zauberer, daß er als nächstes mehrstellige Zahlen erraten würde. »Meine ausgezeichnete Assistentin wird ein Päckchen Karten, auf denen Zahlen stehen, mischen, eine daraus hervorziehen und sie Ihnen zeigen. Und ich werde sie vor meinem geistigen Auge sehen!«
Iris nahm die Karten, und Stubs setzte sich kerzengerade auf.
Das waren ja die, die er gesehen hatte, als er Herrn Marvel die Haarbürste zurückbrachte. Er erkannte sie sofort an ihrer gelben Rückseite. Warum, um alles in der Welt, hatte dieser Bursche sie so genau studiert? Das nützte ihm doch gar nichts?
Er konnte ja nicht wissen, welche von ihnen Iris Nachtigall jetzt herauszog. Hatte er sie etwa mit einem Zeichen versehen?
An dieser Geschichte schien sowieso einiges faul zu sein.
Schon hielt Iris eine Karte in der Hand und zeigte sie schweigend dem Publikum, und jeder im Zelt konnte die großen schwarzen Ziffern lesen.
Es war die Zahl: 673589255.
Wieder begann der Magier zu murmeln. Dieses Mal schien es recht schwierig zu sein, die Aufgabe zu bewältigen, denn es dauerte eine ganze Weile, bis er endlich rief: »Ah, ich sehe sie, ich sehe die Zahl! Da ist sie!« Und langsam und stockend nannte er sie, genau dieselbe, die auf der Karte stand.
Tosender, nicht endenwollender Beifall erfüllte das Zelt.
»Noch eine andere!« rief jemand.
»Aber nur noch diese eine«, sagte Iris, »es ist eine zu große Anstrengung für Herrn Marvel.«
Tatsächlich, es mußte eine beinahe übermenschliche Anstrengung für ihn bedeuten, denn es dauerte jetzt noch länger, bis er die Zahl endlich nannte.
»Es ist ein Wunder«, sagte Stubs und überlegte, ob so etwas mit rechten Dingen zugehen konnte.
Herr Marvel verschwand unter unzähligen Verbeugungen, von Beifall umrauscht, und als die Erregung sich gelegt hatte, trat Iris von neuem an die Rampe und gab bekannt, daß nun der Kinderwettbewerb begänne.
Der Clown neben ihr klimperte dabei verheißungsvoll mit dem Geld in seiner riesigen Hosentasche, das für die Gewinner ausgesetzt war.
»Nun, wer von euch hat Lust heraufzukommen?« fragte sie.
»Es ist ganz gleich, ob ihr tanzt, singt oder ein Gedicht aufsagt. Ihr dürft sogar zaubern oder auf dem Klavier spielen. Wer will der erste sein?«
Drei kleine Mädchen und drei kleine Jungen bahnten sich eilig mit hochroten Gesichtern ihren Weg zur Bühne. Und Robert stieß Stubs an: »Los, du wolltest doch auch.«
Aber der hatte unbegreiflicherweise Hemmungen bekommen.
Er sah Robert düster an und brummte: »Ich werde mich doch nicht zum Narren machen. Halt jetzt den Mund.«
Zwei der kleinen Mädchen spielten Klavier, beide mehr laut als schön, und einer der Jungen sang ein komisches Lied, von dem leider niemand auch nur ein Wort des Textes verstehen konnte.
Das dritte Mädchen steppte. Doch außer der Mutter, die wie eine Wahnsinnige klatschte, während sie aufmunternde Blicke in die Runde warf, war der Applaus nur dürftig.
Als nächster sagte der zweite Junge ein Gedicht auf. Mit Höchstgeschwindigkeit entledigte er sich seiner Aufgabe, und mit derselben Geschwindigkeit verschwand er wieder.
Der dritte aber sagte überhaupt nichts. Er stand dort oben, ein Häufchen Elend.
»Ich habe alles vergessen!« jammerte er. »Ich habe alles vergessen! Mutter, was wollte ich denn nur?« Die Mutter wußte es anscheinend auch nicht mehr, und so verließ er, in Tränen aufgelöst, die Stätte seiner Niederlage.
»Nun, nun«, sagte Iris und lächelte tröstend. »Ein andermal geht’s besser. Und nun brauchen wir noch einen dritten Jungen.«
»Ich möchte es gern versuchen, laß mich doch mal«, bettelte der Clown mit piepsender Stimme. »Ich kann was, ja. Ich bin groß in Form. Ich kann pfeifen und singen!« Er spitzte die Lippen und blies die Backen auf, aber kein Ton war zu hören, dafür kam plötzlich ein schrilles Pfeifen aus seiner Jackentasche.
Iris sprang erschreckt zur Seite, und schallendes Gelächter erhob sich.
»Einen Jungen brauchen wir noch!« sagte sie wieder.
Der Clown sah Stubs an. »Sieh mal, Iris«, sagte er und zeigte auf ihn. »Sieh den da an! Den mit dem roten Schopf, der Stubsnase und den Sommersprossen. Das ist ein Banjospieler, sage ich dir!« Er küßte verzückt seine Fingerspitzen und schnalzte mit der Zunge.
Alle reckten die Hälse, starrten Stubs an, und der wurde feuerrot. »Komm schon, mein Sohn!« rief der Clown. »Du
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