Räuber von den Sternen
sind der Linguist. Bereiten Sie eine Erklärung in der einheimischen Sprache vor, dann nehmen wir eins der Beiboote und halten eine Konferenz mit Sambara ab. Er muß ermutigt werden, den Tribut zu sammeln, den er versprochen hat.«
Die Stimmen wurden undeutlich und gedämpft, und kein Einstellen am Empfänger konnte sie wieder verständlich machen. Anscheinend hatte man den smaragdenen Elefanten in einen Schrank oder Lagerraum verbannt.
Fortune gab Luise Little eine Übersicht über das Gehörte. Webley hatte den Dialog im Original verfolgt. Obwohl relativ wenige Imperiumsagenten von Gregor Maliks Heimatplaneten Bories stammten, verständigten sie sich aus Vereinfachungsgründen in seiner Sprache.
Auch TERRAS Sonderagenten mußten sie selbstverständlich beherrschen.
»Und was machen wir jetzt?« fragte Luise Little betroffen.
»Zum Glück habe ich Sambara nicht gesagt, daß Indra sofort vernichtet würde. Aber ich habe ihm versprochen, bei der Verteidigung der Stadt gegen Divodasa mitzuhelfen. Wenn wir ihn auf unserer Seite halten wollen, muß ich jetzt damit anfangen.«
Eine der Dienerinnen erschien in der Türöffnung. »Ja, Sakuntala?« fragte Luise.
»Ich muß jetzt gehen«, sagte das Mädchen verlegen. »Mein zukünftiger Mann hat Plätze in einem Boot gekauft, das heute nachmittag flußabwärts fährt.«
»Das freut mich«, sagte Luise zur Verblüffung des Mädchens. »Es ist gut, daß du die Stadt verlassen kannst. Aber warte – ich habe etwas für dich.« Sie stand auf und eilte in den Nebenraum, während Sakuntala unsicher stehenblieb.
»Sakuntala«, sagte Fortune, »wie viele Boote verlassen Mohenjo-daro?«
»Fünf«, antwortete das Mädchen. »Es wäre gut, Herr, wenn du und die Herrin mit uns kommen könntet, aber es ist kein Platz mehr in den Booten.«
Luise Little kam zurück und hielt eine edelsteinbesetzte Halskette, die mindestens einen Meter lang war und von Rubinen, Saphiren und Smaragden funkelte. »Divodasa wird darauf verzichten müssen. Ich wollte dir die Kette als Hochzeitsgeschenk geben, Sakuntala. Ich wünsche dir ein langes Leben und viele Kinder.«
»Danke, Herrin«, sagte das Mädchen gerührt. Tränen traten in ihre Augen. »Bleib nicht hier.«
»Keine Angst«, versicherte Luise. »Nun lauf. Laß ihn nicht warten.«
Als Sakuntalas bloße Füße die Holztreppe hinuntertrappelten, wandte sich Luise an Fortune. »Wird sie davonkommen?«
Er lachte. »Nach den Aufzeichnungen gab es Überlebende. Sie flüchteten bis zur Südspitze Indiens.« Er nahm Bogen und Köcher. »Ich muß zu Sambara.«
»Brauchen Sie mich?«
»Ich glaube nicht.«
»Dann werde ich an den Fluß gehen. Ich möchte feststellen, was die Flüchtlinge mit sich nehmen.«
Fortune lachte wieder. »Gesprochen wie ein wahrer Historiker. Fertig, Web?«
Der Symbiont sprang seinem Partner auf die Schultern und begann in Position zu fließen. Als Fortune den Fuß der Treppe erreichte, hatte sich Webleys Protoplasma vollkommen seiner Haut angepaßt.
*
»Die Vorrichtung arbeitet sicher«, erklärte Fortune dem Hohenpriester. »Innerhalb weniger Stunden werden Indra und alle seine Helfer tot sein. Ich glaube nicht, daß sie uns noch einmal behelligen werden. Aber sollten sie es tun, brauchst du ihnen nur zu sagen, daß deine Steuereintreiber den Tribut einsammeln, damit er bei Sonnenuntergang abgeliefert werden kann. Ich versichere dir, Sambara, bis Sonnenuntergang wird der smaragdene Elefant sein Werk getan haben.«
Der Hohepriester lächelte mit unerwarteter Wärme. »Es ist gut, einen Freund zu finden, mit dem man seine Bürde teilen kann.«
»Einsamkeit, Sambara, ist oft der Preis der Größe«, sagte Fortune. »Gern würde ich ein paar Stunden in freundschaftlicher Unterhaltung verbringen, aber Divodasa ist unterwegs. Wenn du fünftausend wohlbewaffnete Männer hast, schlage ich vor, daß wir den Eindringlingen vor der Stadt begegnen.«
Sambaras Gesicht wurde bekümmert. »Es sind weniger als eintausend. Krieg ist keine Kunst, die wir sehr hoch schätzen. Das nördliche und das südliche Stromland leben seit Menschengedenken in Frieden miteinander – warum sollten wir eine Armee unterhalten?«
Es gab eine Antwort, aber Hannibal Fortune konnte nicht gut auf viertausend Jahre Geschichte verweisen, die für Sambara in ferner Zukunft lagen. Er sagte: »Laß mich mit dem Befehlshaber der Krieger sprechen, die du hast. Vielleicht kann ich ihm helfen, eine bessere Verteidigung zu organisieren.«
Zwanzig
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