Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
Vom Netzwerk:
einen rötlich-warmen Glanz. So schönes Wetter hatte es am Rosstag seit Jahren nicht gegeben.
    »Heigelmoser! Machen Sie mich jetzt sofort los! Ich befehle es Ihnen!«
    »Sie befehlen mir einen Scheißdreck«, erwiderte Irene Heigelmoser cool und schwieg wieder.
    »Heigelmoser, ich warne Sie! Ich bin immer noch Ihr Chef!«
    »Sie, Herr Ochsenknecht«, sagte die Putzfrau verächtlich, »sind momentan nur eines: gefesselt; weil das ist ein Banküberfall. Und bei einem Banküberfall sind die Bankräuber die Chefs. Sie aber, mein Lieber, sind nicht einmal Herr über Ihre Hände. Also nix Chef. Eher arme Weißwurscht.« Sie überlegte kurz und sah ihm dann direkt ins Gesicht. »Außerdem, wie reden Sie eigentlich mit mir? Für Sie bin ich immer noch ›Frau Heigelmoser‹!«
    »Kooperieren Sie etwa mit denen?«, zischte der Bankier.
    »Nein«, erwiderte die Putzfrau bestimmt. »Aber ich bin nicht lebensmüde. Wissen’S, Herr Ochsenknecht, wenn ich eines gelernt habe, dann ist es, dass ich ziemlich genau weiß, wer wann wo der Chef ist. Und momentan gibt’s hier einen jemand, der wo das garantiert nicht ist. Und das sind Sie!«
    »Aber das ist vielleicht unsere letzte Chance!«, winselte der Filialleiter und verrenkte sich den Kopf, um seiner Untergebenen einen flehentlichen Blick zuzuwerfen. »Frau Heigelmoser, befreien Sie mich! Und dann hauen wir durchs Fenster ab!«
    »So einen Schmarren habe ich ja schon lange nicht mehr gehört! Sie wissen genau, wie weit oben das ist. Und wenn die Jorina und der Rififi uns dabei erwischen, dann heißt’s endgültig reniwaplü.«
    »Was?«, wollte der Chef jetzt wissen. »Welche Reni?«
    »Nix Reni. Reniwaplü!«, wiederholte die Putzfrau selbstbewusst. »Das ist Französisch und heißt, dass Sense ist, wenn wir dieses Spiel nicht mitspielen.«
    »Ach so«, stöhnte der Banker auf. »Rien ne va plus meinen Sie! Rien ne va plus.« Er schüttelte den Kopf, dass die Schweißtropfen von seinem Gesicht auf den schmuddeligen blauen Teppichboden fielen.
    Nun bekam Irene Heigelmoser doch Mitleid mit Ochsenknecht und wischte ihm mit einem alten Papiertaschentuch, das sie noch in ihrem Dirndlärmel fand, die Stirn ab. Wenn sie geglaubt hatte, der Chef würde jetzt endlich von seinem Fluchtplan Abstand nehmen, hatte sie sich jedoch getäuscht.
    »Aber, Frau Heigelmoser, Sie wollen doch auch lebend hier raus!«
    »Ja eben deshalb!«
    »Aber was meinen Sie denn, was die mit uns Geiseln machen?«
    »Nix, Herr Ochsenknecht. Die wollen doch nur das Geld aus dem Tresor. An uns sind die doch überhaupts nicht interessiert. Nullkommanix!«
    »Und wenn sie das Geld nicht bekommen?«
    »Die müssen das Geld bekommen. Dafür müssen wir sorgen. Damit wir hier rauskommen. Ende Gelände.«
    Ochsenknecht schüttelte, verzweifelt über den Starrsinn seiner Mitarbeiterin, den Kopf.
    »Frau Heigelmoser, Sie haben es doch selbst mitbekommen: Die Frau Doktor Klamm geht nicht ans Handy. Und ohne die Frau Doktor Klamm kann ich den Tresor nicht aufsperren. Wir kommen an das Geld nicht ran!«
    »Dann warten wir halt.« Irene Heigelmoser zuckte die Schultern. »Ich hab Zeit. Auf mich wartet niemand daheim. Auf Sie doch auch nicht. Oder sind Sie neuerdings in festen Händen?« Wieder blickte sie der untergehenden Sonne entgegen. »Und wenn’s einem von uns an den Kragen geht, dann schon eher Ihnen als wie mir.«
    »Frau Heigelmoser!«, sagte der Chef jetzt drohend. »Wenn Sie mich nicht augenblicklich befreien, dann ist das ein Kündigungsgrund.«
    Aha, jetzt kommt wieder diese Leier, dachte sich die Angesprochene. Auf so einen Schafsscheiß reagiere ich doch gar nicht!
    Aber Ochsenknecht gab nicht auf, sondern schob hinterher: »Gut, dann sind Sie hiermit gekündigt.«
    »Geht nicht«, erwiderte die Putzfrau gelangweilt, woraufhin Ochsenknecht sie ob ihrer Abgebrühtheit entsetzt anblickte. Die Putzfrau fuhr belehrend fort: »Kündigung geht nur schriftlich. Weiß ich vom Fernsehrichter. So brauchen’S mir nicht …«
    Ehe sie fortfahren konnte, flog erneut die Tür auf, und die beiden Bankräuber waren wieder da. Immerhin schienen die beiden nun unbewaffnet zu sein.
    »Wir ’aben ’unger«, erklärte Rififi.
    »Ich auch«, gestand Irene Heigelmoser. »Und was für einen! Soll ich uns was Kleines kochen?«
    Der Filialleiter verzerrte wegen der kooperativen Art der Putzfrau das blasse Gesicht, schwieg aber.
    »Aber wahrscheinlich haben wir in der Küche nichts außer Dosenmilch. Da müsstet’s ihr halt was

Weitere Kostenlose Bücher