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RAFA: Mein Weg an die Spitze (German Edition)

RAFA: Mein Weg an die Spitze (German Edition)

Titel: RAFA: Mein Weg an die Spitze (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Carlin , Rafael Nadal
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einem künstlichen Strand. In der Umgebung gab es Löwen und Elefanten, und es war aufregend, diesen wilden Tieren nahe, aber nicht zu nahe zu sein. Man brachte uns an eine Stelle, an der wir weiße Löwenbabys halten und streicheln konnten, was ich aber nicht tat. Tiere machen mir ein unbehagliches Gefühl, selbst Hunde. Ich weiß nie, was sie im Schilde führen. Aber Südafrika ist mir als spannende Reise in Erinnerung geblieben, auf der ich zudem noch ein Tennisturnier gewann. Wie kindlich und unprofessionell ich trotz des stundenlangen harten Trainings und Tonis gutem Zureden geblieben war, zeigte sich am Morgen vor dem Endspiel, als ich zwei Stunden Fußball spielte. Die Veranstalter waren empört, so als ob ich ihr Turnier nicht ernst genug nähme, und forderten Jofre auf, er solle dafür sorgen, dass ich mit dem Fußballspielen aufhöre. Aber das tat er nicht. In dem sicheren Wissen, dass meine Eltern seiner Ansicht waren, erklärte er den Veranstaltern, wenn es keinen Spaß mache, für ein Tennisturnier um die halbe Welt zu reisen, würde irgendwann der Punkt kommen, an dem ich meine Tennisbegeisterung verlieren würde.
    Nach meiner Heimkehr aus Südafrika erfuhr ich, dass meine Patentante bei meinen Großeltern eine Party zur Feier meines Turniersiegs organisiert hatte. Sie hatte sogar ein Banner aufgehängt, das ich allerdings nie zu sehen bekam. Denn als Toni Wind davon bekam, riss er das Banner wütend von der Wand und schaffte es fort. Obwohl die Aufschrift auf dem Banner von meiner Patentante als Scherz, fast schon als Hänselei gemeint war – meinen Sieg feierte, ihn zugleich aber auch klein machte –, fand Toni es ganz und gar nicht komisch. Er fing mich bei meinen Großeltern an der Haustür ab und sagte: »Du kannst sofort wieder nach Hause gehen. Ich komme nach, sobald ich deiner Patentante und deinen Großeltern die Meinung gesagt habe.« Was er ihnen genau sagte, weiß ich nicht, aber wie meine Patentante mir später erzählte, ging es in die Richtung: »Seid ihr verrückt? Was macht ihr mit Rafael? Ihr werdet ihn noch ruinieren. Messt dem, was er tut, nicht so große Bedeutung bei!«
    Dabei ließ Toni es jedoch nicht bewenden. Er kam am selben Abend zu mir nach Hause und sagte: »Gut, wir dürfen keine Zeit verschwenden. Wir treffen uns morgen früh um neun unten, dann fahren wir zum Training nach Palma.« Verdutzt rebellierte ich: »Toni, weißt du eigentlich, was du da von mir verlangst?« Er antwortete: »Was verlange ich denn? Doch nur, dass du um neun zum Training kommst. Ich warte auf dich. Lass mich ja nicht heraufkommen müssen.« Ich ärgerte mich und hatte wieder einmal das altbekannte Gefühl, ungerecht behandelt zu werden. »Ist das dein Ernst? Wenn ja, bist du verrückt. Findest du es fair, dass du nach 14 oder 15 Stunden Flug nicht mal ein einziges Training für mich ausfallen lässt?« Er sagte nur: »Wir treffen uns dann um neun.« »Also ich werde nicht da sein«, antwortete ich. Aber ich war da, unzufrieden, mürrisch und schlechter Laune, aber pünktlich um neun.
    Er hatte Recht, und das war mir trotz meiner Empörung im tiefsten Inneren auch klar. Wieder einmal ging es ihm darum, bereits im Ansatz zu verhindern, dass ich mir meine Erfolge zu Kopf steigen ließ und glaubte, sie seien ein Grund zu feiern oder das Training ausfallen zu lassen. Meine Eltern sind feierfreudiger als Toni, nicht solche Partymuffel, aber in dieser Hinsicht waren sie mit ihm einer Meinung. Wenn ein Onkel oder eine Tante mir zu einem Sieg gratulierte, kam von meiner Mutter unweigerlich die Reaktion: »Ach komm, das ist doch keine große Sache.«
    Meine Mutter investierte ihre Energie und Motivation in Bereiche, in denen ich weniger stark war, also etwa in meine Schulbildung. Nachdem meine Eltern mich vor Barcelona bewahrt hatten, beschlossen sie, dass ich mit 15 Jahren ein Sportinternat in Palma besuchen sollte, so wie mein Vater und Toni es getan hatten. Die Balearen-Sportschule war geradezu auf meine Bedürfnisse zugeschnitten – sie bot Schulunterricht und viel Tennis – und lag nur eine Autostunde von meiner Heimatstadt entfernt. Aber ich fühlte mich dort elend. Meine Eltern, vor allem meine Mutter, machten sich Sorgen, dass das viele Tennisspielen mich am Lernen hindern würde. Ich dagegen war besorgt, dass die Schule meine Tenniskarriere vereiteln könnte. Sie machte meine Chancen zunichte, am Wimbledon Junior Tournament und auch am Roland-Garros-Juniorenturnier teilzunehmen. »Aber diese

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