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Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Titel: Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio Kostenlos Bücher Online Lesen
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gespenstisches Leuchten.
    »Das Totenreich soll sehr hübsch sein.« Die Stimme des Magiers war nun eiskalt. Genau wie der Blick, mit dem er Tom musterte.
    Tom fühlte es. Langsam hob er die Lider und hielt dem rot glühenden Funkeln von Cagliostros Augen stand.
    Etwas geschah zwischen den beiden Männern. Tom konnte es nicht begreifen, doch er fühlte eine Verbindung, ein dünnes goldenes Netz, das eigentlich nicht hätte da sein dürfen. Verwundert blinzelte er, und auch Cagliostro zögerte. Ein giftgrünes Leuchten zwischen den Händen – der tödliche Zauber, den er vorbereitet hatte –, starrte er den Journalisten unverwandt an. »Ich kenne Sie. Wir haben einander bereits gesehen.«
    Tom überlegte, ob eine Antwort die Situation besser oder schlechter machen würde, doch die Entscheidung wurde ihm abgenommen. Sein Mund antwortete ohne sein Zutun.
    »In Venedig«, krächzte Tom. »Auf Tramonto. Der Maskenball.«
    »Oh, gewiss.« Cagliostro lächelte, doch unter der Maske schien er verunsichert. »Sie waren einer meiner Gäste.«
    »Sie sind ein Monster, Cagliostro!« Tom schleuderte die Worte hinaus, ohne es zu wollen. Er war sich der tödlichen Gefahr, in der er schwebte, sehr wohl bewusst. Gleichzeitig ertrug er die Spannung zwischen ihnen nicht. »Was Sie Ihrer Frau und all den anderen angetan haben, ist ohne Beispiel! Wenn ich es könnte, würde ... würde ich ...« Er verstummte. Was er hatte sagen wollen, war, dass er Cagliostro töten würde. Doch noch während er es dachte, erkannte er die Lüge darin.
    Noch immer waren ihre Blicke ineinander geschlungen. Tom sah tief in den Abgrund hinter dem Schwarz. In diese seelenlose Hölle, in der der andere darbte.
    Mitleid
, dachte er verwirrt.
Ich habe tatsächlich Mitleid mit ihm! Ist das sein Zauber? Oder liegt es daran, dass er keine Seele mehr hat?
    Tom glaubte, ganz unten in Cagliostros seelenlosen Augen ein eigenes Theaterstück zu sehen. Eines, das nur für ihn aufgeführt wurde. In der Hauptrolle war Bandorchu, unglaublich schön, ätherisch, übermächtig. Sie beugte sich zu Cagliostro herab, legte ihre Lippen auf seine. Der Magier schrie. Tom wollte sich die Ohren zuhalten, doch Rian und David hielten ihn wie unbeteiligt fest. Sie spürten nichts von der seltsamen Verbindung zwischen Cagliostro und Tom, die sich in diesem Flur gegenüberstanden und doch beide an einem ganz anderen Ort waren.
    Nur langsam kehrte Tom in die Gegenwart zurück. Grauen hielt ihn umfangen. Was Bandorchu Cagliostro angetan hatte, war von beispielloser Widerwärtigkeit.
    Er wich zurück. David und Rian folgten ein kleines Stück.
    In Cagliostros Augen brannte Hass. Wusste der Magier, was Tom gerade gesehen hatte? Dass er diesen intimen Moment der Demütigung nun kannte, als habe er ihn selbst erlebt?
    Der Conte hob seine Hände. Das grüne Licht breitete sich aus und zog sich dann zu einem dünnen Giftpfeil zusammen. Der Pfeil schnellte auf Tom zu, traf seine Brust und blieb dort stecken.
    Es tat nicht weh. Ungläubig öffnete der Journalist den Mund und schloss ihn wieder.
    »Was ...?«, stieß der Magier hervor.
    Tom ließ Rian los, die mit halb gesenkten Lidern zwischen ihm und Cagliostro hin und her blickte. Erwachte sie allmählich? Der Münchner berührte den Pfeil in seiner Brust. Kein Schmerz. Er zupfte vorsichtig daran und hielt das Geschoss aus Licht zwischen Daumen und Zeigefinger.
    In einer plötzlichen Eingebung warf er es auf Cagliostro zurück und traf dessen Stirn.
    Der Magier berührte verdutzt die Haut über der Maske. Tom schnappte sich Rian und David und zog mit aller Kraft an ihren Handgelenken.
    Endlich folgten ihm die Elfen! Er zerrte sie mit sich, hinaus in die rechte hintere Ecke der Bühne. Hinter sich hörte er Cagliostro toben.
    Die Schreie und zornigen Geräusche waren auf der Bühne schlagartig lauter. Tom nahm sich nicht die Zeit zu ergründen, was genau vor sich ging. Er drängte die Zwillinge über die Bühne und hinunter in die Zuschauerreihen.
    Was ist hier nur geschehen?
Fassungslos sah er sich um. Hinter ihm blieb Cagliostro stehen. Der Magier schien das Interesse an den Zwillingen schlagartig zu verlieren. Er drehte sich einmal auf der Bühne im Kreis und lachte.
    Tom zerrte die Zwillinge in die dritte Sitzreihe und stieß sie neben sich auf den Boden, wo sie von der Bühne aus nicht mehr zu sehen waren.
    »David! Rian! Irgendetwas ist ganz furchtbar schiefgegangen, und Nadja braucht eure Hilfe!« Er glaubte eine leichte Regung in Davids

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