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Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Titel: Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio Kostenlos Bücher Online Lesen
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erzählte ihr von ihren Erlebnissen am Nachmittag und am Abend und wie dankbar sie war, mit in die Menschenwelt zu dürfen. Sie habe schon viel über dieses Reich gehört, aber es sei etwas ganz anderes, endlich selbst da zu sein, und noch schöner, den gestrengen Augen der Mutter zu entkommen, die zwar eine vorbildliche Herrscherin sei, aber eben sehr unterkühlt, um nicht zu sagen gletscherkalt, und die ständig anderes zu tun habe, als sich mit ihrer Tochter zu beschäftigen.
    Nadja hörte nur mit halbem Ohr zu. Endlich wurde es still im Zimmer. Die Journalistin wälzte sich von einer Seite auf die andere, doch der Schlaf wollte nicht kommen. Abermals stiegen alte Bilder in ihr auf. Der magische Sturm, der an ihr zerrte, als sie Talamh gebar. Das golden schimmernde Gesicht ihres Sohnes, das von David. Was sollte sie tun, wenn sie Cagliostro nicht fand? Tokio war ein Moloch. Es gab Millionen Möglichkeiten, wo der Magier sich verkrochen haben könnte, und sie hatte keinen Anhaltspunkt, keine Spur. Selbst im kleinen Venedig hatte es Tage gedauert, David ausfindig zu machen.
    Nadja spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde. Alles hätte sie gegeben, nur um Talamhs Haut an ihrer Haut zu spüren, seinen Geruch einzuatmen. Sie wollte über seinen kleinen Kopf streichen und die Fingerchen betrachten, die sich vertrauensvoll um ihren großen Daumen schlossen. Sie wollte bei David sein, der sie beide im Arm hielt. Endlich zusammen, endlich Ruhe – würde ihnen das je vergönnt sein?
    Die Tränen liefen nun ungehindert über Nadjas Wangen. Wieder einmal war sie allein, mehr denn je, gestrandet in dieser riesigen Stadt, die alles in sich aufzusaugen schien. Sie war abhängig von Elfen, die weder David noch Rian kannten und denen die Zwillinge vermutlich herzlich egal waren. Und sie hatte keine Vorstellung, wie sie David finden sollte. Es gab niemanden mehr, der ihr helfen konnte, denn auch Fabio war fort, für immer. Ihr Vater war stets ihr letzter Rettungsanker gewesen ... Gegen ihren Willen schluchzte sie leise auf.
    »Nadja?« Chiyos sonst so laute Stimme klang weich und besorgt. Die Prinzessin setzte sich neben ihr im Bett auf. Nadja wusste nicht, wie es kam, aber plötzlich lag sie in Chiyos Armen. Der Shishi kam ebenfalls herbeigeeilt und schnupperte mit seiner feuchten Nase an Nadjas Fuß, der unter der Decke hervorlugte.
    »Es tut mir leid.« Sie schniefte. »Ich ertrinke gerade im Selbstmitleid, das kommt bei Menschen ab und zu vor.«
    Chiyo strich ihr durch die Haare. »Bei Elfen auch. Glaube nicht, dass wir völlig herzlos sind! Es wird schon gut werden, Nadja.«
    »Aber wie? Chiyo, ich weiß nicht mehr weiter! Diese Stadt ist riesig! Wie soll ich Cagliostro hier finden?«
    »Wir können für dich nach anderen Elfen Ausschau halten. Der Shishi ist gut im Spurenlesen, und Torio und Naburo verstehen es, Magie zu wirken. Vielleicht finden sie die Spuren der Feinde meiner Mutter.«
    »Und was, wenn nicht? Wie lange wird das dauern? Ich will
jetzt
handeln! Aber ich kenne mich nicht genug aus!«
    »Dann finde jemanden, der hier lebt und sich auskennt. Wenn ich nicht weiterkomme, lasse ich mir auch immer einen Diener bringen, der mehr weiß als ich.«
    Nadja nickte langsam. »Richtig. Manchmal vergesse ich, wie viele Kontakte ich inzwischen habe.« Verlegen löste sie sich von Chiyo, stand auf und machte das Licht an. Sie ging an den niedrigen Holztisch, auf dem ein schnurloses Telefon auf einer Ladestation stand.
    »Was hast du vor?«
    »Telefonieren. Versucht, so lange zu schlafen.« Sie nahm das Telefon mit sich und ging in den kleinen Vorraum, wo die Schuhe abgestellt wurden. Dort setzte sie sich auf den dunkelbraunen Sessel und wählte die erstbeste Nummer an, die ihr in den Sinn kam. Die Nummer ihres alten Auftraggebers.

5 Yuko Omote
    Als die Sonne aufging, telefonierte Nadja noch immer. Ihre Kehle schmerzte, die Müdigkeit zerrte an ihr, doch sie war nicht bereit aufzugeben. Inzwischen tätigte sie den achtundvierzigsten Anruf. Sie hatte viele Zwischentelefonate mit der Auskunft führen müssen.
    Ihre ehemaligen Kollegen und Auftraggeber waren zumeist keineswegs begeistert, ihre Stimme zu hören. Schließlich war Nadja vor Monaten sang- und klanglos von der Bildfläche verschwunden, ohne sich je wieder zu melden.
    »Salut?« Endlich erreichte sie den Mann am anderen Ende. Ihr Gesprächspartner war verärgert und überschüttete sie mit Vorhaltungen. Nadja verteidigte sich freundlich, aber bestimmt. »Ja, Pardon, ich

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