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Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Titel: Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich am liebsten auf die Lippen gebissen. Das hatte sie gar nicht sagen wollen! Lag es an der Maske?
    Tom machte sich ein Stück größer, indem er sich ganz streckte. »
Wir
werden kommen«, erklärte er. Der Shishi, der noch immer an einer Leine neben ihm herlief, stellte ein Ohr auf.
    Ihr Gegenüber lächelte. »Verzeihung, aber ich würde lieber mit der Dame allein essen. Ohne Maske und ohne Begleitung.«
    Dann wandte er sich ab und ging wieder voran. Nadja und Tom tauschten einen kurzen Blick. Auch der Shishi sah besorgt aus, doch er hatte sich gut unter Kontrolle und verhielt sich unauffällig, eben wie man es von einem Hund erwartete.
    Als sie den Raum hinter der Bühne verlassen wollte, sah Nadja einen Mann in venezianischer Maske, der etwas von einem Stuhl nahm. Eine schwarze Anzugsjacke. Wie angewurzelt blieb Nadja stehen. Ihr Cairdeas zuckte leicht.
    Cagliostro?
Der Maskierte sah nicht zu ihr auf. Nein, es konnte nicht Cagliostro sein. Mit hämmerndem Herzen beschleunigte sie ihre Schritte, um zu Tenji aufzuschließen. »Wer ist das?«, fragte sie mit rauer Stimme.
    Der Besitzer des Theaters sah zurück. »Nur ein Angestellter«, antwortete er leichthin.
    Einen verrückten Moment lang hoffte Nadja, dass es David war. Der Fremde blickte zu Nadja auf, nickte ihr zu und wandte sich ab.
    Ein Mensch
, erkannte Nadja enttäuscht.
Nur einer der vielen gesichtslosen Mitarbeiter
. Sie seufzte kaum hörbar, hielt die Spannung kaum noch aus. Hoffentlich ließ Tenji sie und Tom bald allein, damit sie die Zwillinge finden und von diesem unheimlichen Ort verschwinden konnten.
    Tenji öffnete eine Tür. »Bitte schön. Ihr VIP-Raum, wenn Sie so wollen.«
    Die Garderobe war leer und geräumig. Es gab zwei goldene Stangenreihen auf Rädern für Kostüme, einen Schminktisch und einen Sessel, der mit blassblauem Samt bezogen war. Vor Nadja hing ein riesiger Spiegel. Tenji sah sie lauernd an. Anscheinend erwartete er, dass sie dem Spiegel auswich. Zielsicher ging sie auf den Spiegel zu und setzte sich in den Sessel. Auch Tom zeigte sich unbefangen. Sie bemerkte, wie Tenji die Stirn runzelte.
    »Vielen Dank«, sagte Tom. »Ich beherrsche ein wenig Japanisch und werde den Text mit Arina üben.«
    »Einverstanden. Ich muss zugeben, dass Ihr ungewöhnlicher Auftritt mich beeindruckt hat. Wie es scheint, haben wir alle einen Hang für das Dramatische.« Tenji sah so verlangend auf die Maske, dass es Nadja eiskalt den Rücken hinunterlief.
    Er hat eine Masken-Obsession. Was mag es bedeuten, dass alle Masken in seinem Büro von einer Art azurfarbenem Kraftfeld umgeben sind?
    »Das ist ein sehr interessantes Theater.« Tom zog den Shishi an der Leine näher zu sich, der in einer Ecke des Raums herumgeschnüffelt hatte – möglichst weit vom Spiegel entfernt.
    »Es wäre zauberhaft, wenn wir eine Führung bekommen könnten«, fügte Nadja in gebrochenem Englisch hinzu.
    Tenji lächelte sie warm an. »Gern. Kommen Sie.«
    Der gut aussehende Mann mit der Narbe auf der Stirn führte sie durch das Theater. Sie begannen mit dem Zuschauerraum, dem öffentlichen Teil nahe dem Eingang, und kamen zu seinem Büro, mehreren Abstell- und Kostümräumen sowie den Wohnbereichen für die Mitarbeiter des Theaters. Nadja sah Shun, der gerade in sein Zimmer gehen wollte, und schrak heftig zusammen. Der so nett wirkende junge Mann war nicht mehr als eine Illusion. Mit der Elfenmaske vor dem Gesicht erkannte sie seine wahre Gestalt – halb Mensch, halb Tier. Fell überzog ein Gesicht, das Nadja an eine riesige Ratte erinnerte. Dass Shun dennoch auf zwei Beinen ging, machte die Sache nur grotesker. Hinter ihm erblickte sie zwei weitere Anhänger der zwölf. Auch ihre Visagen waren nicht menschlich, sondern seltsam entstellt. Sie trugen die Züge von schwarzen Wölfen mit rot funkelnden Augen.
    Es kostete Nadja all ihre Kraft, weiterzugehen und so zu tun, als würde sie die wahren Gestalten dieser entsetzlichen Geschöpfe nicht erkennen.
    »Ein sehr schöner Trakt«, sagte sie mit belegter, unsicher klingender Stimme. Tom sah sie warnend von der Seite an.
    Tenji schien es nicht wahrzunehmen. »Oh ja. Hier leben meine Angestellten. Sie sparen Miete, ich spare Honorar.« Er lachte.
    Eine helle Marmortreppe führte hinauf in den zweiten Stock, den Tenji ihnen ebenfalls zeigte. Zwar ließ er sie keinen Blick in die Räume der Mitarbeiter werfen, erklärte aber, dass es sich um weitere Räumlichkeiten für Mitarbeiter handelte. Insgesamt lebten zwölf von

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