Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Titel: Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
Seite. Torio hatte den Eindruck, in einem Zimmer zu stehen, das niemand wirklich benutzte. Es war ein Alibi-Raum, etwas, das man Menschen vorzeigen konnte.
    Hinter dem wuchtigen Schreibtisch saß Ryo. Er beugte sich in seinem breiten Sessel nach vorne und blickte Naburo, Torio und Chiyo prüfend an. Seine schwarzen Augen waren misstrauisch auf die Eintretenden gerichtet. Langsam strich er sich den weißen Zopf hinter die Schulter.
    »Ich bin kein Freund von langen Reden. Was genau treibt euch hierher?«
    »Wir suchen Unterkunft und Schutz, da wir in Bóya nicht mehr geduldet werden«, antwortete Naburo mit ruhiger Stimme.
    »Feinde der Tenna also«, sagte Ryo mit zusammengekniffenen Augen. »Verbündete sind uns jederzeit willkommen.« Er wies auf die leeren Stühle vor dem Schreibtisch – einfache Bürostühle, die in dieser Umgebung seltsam fehl am Platz wirkten –, und die Elfen setzten sich. »Warum wurdet ihr verstoßen?«
    Torio musste es Naburo lassen: Sein Bruder hatte sich außerordentlich gut im Griff. Dies wäre ein günstiger Moment, die beiden Schwerter zu ziehen, die der Falkenkrieger hinter seinem Rücken magisch verbarg, doch Naburo sah Ryo ruhig entgegen und sprach mit unterwürfiger Stimme, wie es sich für einen vermeintlich rangniedrigeren Elfen gehörte.
    »Unsere Geschichte ist schnell erzählt. Wir stammen aus den Haras-Bergen und wurden von der Tenna verbannt, weil wir im letzten Krieg nicht für sie kämpfen wollten.«
    »Und nun seid ihr bereit, auf der anderen Seite zu streiten?«
    »So ist es.«
    »Nun ...« Ryo legte den Kopf schief und musterte die drei mit den kalt glitzernden Augen eines Drachen. Sein grobkantiges Gesicht zeigte Interesse und Vorsicht. »Wir sind Feinde der Tenna und deshalb sehr misstrauisch. Natürlich wollen wir nicht, dass sich ihre Spione bei uns einschleichen. Das versteht ihr sicherlich.«
    Die drei Elfen nickten. Torios Herzschlag beschleunigte sich. Was hatte Ryo vor? Wollte er sie einer Prüfung unterziehen?
    Der Elf mit den weißen Haaren lehnte sich in seinem Sessel zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Gut. Es gibt eine Probezeit für Elfen, die neu zu uns stoßen. Bisher arbeiten nur fünf für uns. Um zu beweisen, dass ihr vertrauenswürdig seid, müsst ihr euch bewähren. Bis das geschehen ist ...« Ryo machte eine kurze Pause und sah sie lauernd an. Torio bemühte sich, möglichst gleichgültig auszusehen. »Bis das geschehen ist, dürft ihr dieses Theater nicht mehr verlassen. Ein Bann wird auf euch liegen, der euch an dieses Haus bindet. Versucht ihr, mit Gewalt zu entkommen, kann das euer Tod sein. Seid ihr mit diesen Bedingungen einverstanden?«
    Naburo machte eine zustimmende Geste mit der Hand. »Es ist nur vernünftig, wenn Ihr uns einer eingehenden Prüfung unterzieht. Vorsicht ist in diesen Zeiten angeraten.«
    Sein Gegenüber nickte geschäftig. »Dann sind wir uns einig. Ihr werdet hier am Theater mit uns gemeinsame Sache machen und dabei sein, wenn wir gegen die Tenna ziehen. Es warten Lohn und Ruhm. Bóya, wie es bisher existierte, wird bald der Vergangenheit angehören. Sobald ihr euch bewiesen habt, werdet ihr mehr über unsere Pläne erfahren. Bis dahin erwarte ich, dass ihr mir gehorcht und eure Posten haltet. Sie mögen euch nicht wichtig erscheinen, aber sie sind es. Und wenn ihr Glück habt, bekommt ihr eine Gelegenheit, wirklich mächtige Positionen im neuen Bóya auszufüllen.«
    Naburo stand auf und verneigte sich, Chiyo und Torio machten es ihm eilig nach.
    Auch Ryo erhob sich. Sein langer weißer Zopf rutschte über seine Schulter. »Ich zeige euch eure Zimmer. Sie liegen im ersten Stock des Nebentraktes. Im obersten Stock des Gebäudes habt ihr nichts verloren, verstanden? Wenn der Magier euch dort erwischt, gehören eure unnützen Leben ihm.«
    Naburo nickte mit ausdruckslosem Gesicht. »Wir werden uns vom dritten Stock fernhalten, Herr.«
    Es kostete Torio einiges an Selbstbeherrschung, nicht nach dem Stein auf seiner Brust zu greifen. Er fühlte den Bann, der ihn kraft seiner gegebenen Zustimmung in diesem Theater hielt, spürte aber auch die Macht des Steines. Mithilfe dieses Artefaktes würde er das Theater auf jeden Fall verlassen können. Allerdings zerfiel der Stein dabei zu Staub. Die Macht von Ryo und Tenji forderte zumindest dieses Opfer.
    Selbst wenn es den blöden Stein zerlegt! Wenn mir alles zu bunt wird, haue ich einfach von hier ab
. Er wusste, es war feige. Aber war er nicht ohnehin schon

Weitere Kostenlose Bücher