Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio
Uragirmon? Und er hatte keine Lust, zu sterben.
Nadja setzte die Elfenmaske auf und betrat hinter Tom das Theater. In ihrer Maske war ihr, als würden die Gänge des Hauses leicht verschwimmen. Sie hatte gehofft, das venezianische Schmuckstück würde ihr sofort zeigen, wo sich ihre Freunde aus der Anderswelt innerhalb des Gebäudekomplexes aufhielten. Doch sosehr sie sich auch auf das Bild der Zwillinge konzentrierte, die Maske reagierte nicht.
Vielleicht bin ich noch nicht nah genug an ihnen dran
.
Nadja atmete tief ein. Wieder wurde sie durch das Hauptgebäude hin zu Tenjis Büro geführt. Der Mann, der ihnen den Weg gewiesen hatte, deutete auf den als Hund getarnten Shishi.
»Den Shar Pei müssen Sie vor dem Büro lassen. Tenji mag keine Hunde in seinem Arbeitsraum, da er um die wertvollen Exponate an den Wänden fürchtet, die bis zum Boden reichen.«
Entschuldigend sah Nadja den Shishi an. Dieser setzte sich schnaufend auf seinen Hintern und ließ es zu, dass Tom dem Mann die neu gekaufte Hundeleine in die Hand drückte.
Nadja trat in das Zimmer mit den vielen Masken und blieb im Türrahmen stehen. Der Anblick, der sich ihr bot, war faszinierend und hinderte sie am Weitergehen. Um sämtliche Masken lag ein unnatürliches dunkelblaues Leuchten, ein Schimmer von einer anderen Welt. Als Tom leicht an ihrem Arm zog, trat sie zögernd in den Raum. Der Mann im Anzug schloss die Tür hinter ihnen.
Tenji stand von seinem Schreibtisch auf und gab Tom die Hand. Nadja riss sich zusammen und ging ebenfalls auf Tenji zu. An diesem Tag war der Raum mit Sonnenlicht durchflutet, das helle weiße Muster auf den Parkettboden und die weißgoldenen Wände malte.
Tenji betrachtete sie und lächelte rätselhaft. »Ein sehr dramatischer Auftritt. Warum tragen Sie eine Maske? Haben Sie etwas zu verbergen?« Er musterte Nadjas schlichten schwarzen Anzug mit der weiten Hose und der taillierten Jacke.
Tom übernahm das Reden und stellte sich auf Englisch vor. »Mein Name ist Fawks. Jason Fawks. Das ist Arina Daminga. Ich bin der Manager dieser entzückenden jungen Dame. Sie ist gebürtige Italienerin und beherrscht Englisch, aber nicht so gut wie ich, haha. Dieses Theater fasziniert sie, und da sie Ihr Interesse an kostbaren Masken kennt, hofft sie, Sie mit diesem Auftritt zu beeindrucken. Schließlich ist ihre Maske sehr alt und wertvoll, also warum sollte sie das gute Stück in der Hand halten?«
Tenji kam näher, starrte auf Nadjas Maske. Etwas in seinem Blick veränderte sich. Konnte er etwa den gefangenen Geist darin sehen? »Diese Maske ist tatsächlich sehr beeindruckend. Ist sie zu erwerben?«
Damit hatten sie rechnen müssen. Tom ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Nun ... das ist nicht der Grund unseres Besuches. Sir, wir sind heute hier, weil wir Sie von den Fähigkeiten dieser Schauspielerin überzeugen möchten! Geben Sie ihr die Möglichkeit, sich in einem Vorsprechen zu beweisen. Wir erwarten nicht, dass sie eine Hauptrolle erhält, aber wäre das nicht eine Sensation für die jungen Leute, die Ihr Hauptpublikum sind? Eine junge Italienerin, die in Ihrem Theater auftreten würde? Eine Europäerin? Diese ausgesprochen radikale und fortschrittliche Maßnahme würde Ihnen sicher positive Presse bescheren. Wir wissen, dass Sie bereits einen Italiener beschäftigen, und das hat uns Mut gemacht, Ihnen ein weiteres Highlight vorzuschlagen!« Tom fügte ein paar Hinweise über Mashiko hinzu, wie sie es verabredet hatten.
Nadja spürte, wie ihr der Schweiß ausbrach. Obwohl Tenji kaum verändert wirkte, lag mit einem Mal etwas um ihn, was sie nicht begreifen konnte. Ein dunkler Schleier, der sich beständig mit ihm bewegte. Es war wie die Ablagerung von etwas Altem und Bösem, was ihn auf Schritt und Tritt begleitete. Hass, Bosheit, Durchtriebenheit. Tenji erschien ihr unberechenbar. Was sollte sie tun, wenn der Herr des Theaters ihr die Maske einfach vom Gesicht riss?
Ich muss mich zusammenreißen. Immerhin hat er bereits angebissen! Er will die Maske haben! Das ist eine gute Verhandlungsbasis
.
Tenji sah zwischen ihr und Tom hin und her. »Ich muss zugeben, Sie haben mich neugierig gemacht. Aber wie soll das gehen? Sie sagten selbst, die Dame sei Europäerin. Beherrscht sie die japanische Sprache? Weiß sie wirklich, was Nô-Theater bedeutet? Trotz aller Moderne sind wir hier sehr traditionell, und ich frage mich, ob Ihre Klientin wirklich so grazil über die Bühne gehen kann wie meine Schauspieler.«
»Haben
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