Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio
ihnen im Haus, die fest angestellt seien, und einige Saisonarbeiter. Tenji selbst hatte seinen Wohnsitz im Haupttrakt des Theaters. Nadja hörte aufmerksam zu.
Als sie an die Treppe zum dritten Stock kamen, blieb Tenji stehen. »Im oberen Stockwerk lebt Cagliostro, der venezianische Magier. Er ist sehr exzentrisch. Verärgern Sie ihn lieber nicht.«
»Würde er sich nicht über den Besuch einer Landsmännin freuen?«, fragte Tom.
»Nein, er legt Wert auf Exklusivität. Halten Sie sich fern.«
Nadja nickte. »Ich werde es mir merken.«
Und wie ich ihn verärgern will! Dieses elende Monster, das sich David schon zum zweiten Mal geschnappt hat!
Cagliostro würde für seine Untaten bezahlen!
Nadja wandte ihren Blick vom Treppenaufgang ab und nickte Tenji würdevoll zu. »Vielen Dank für diese interessante Führung. Dürfte ich nun in meinen Raum gehen, um dort meinen Text zu lernen?«
Tenji gewährte es gleichgültig, und Nadja, Tom und der Shishi machten sich auf den Rückweg.
Zwischenspiel
Die Entführung
Der Kau und Cor beobachteten das Baumschloss. Sie mussten nicht lange warten, bis sie einen Igel mit roter Mütze sahen, und einen dicken, runzligen Gnomen mit einer Kartoffelnase. Die beiden Feenkobolde redeten kurz miteinander und zeigten auf die Blüten, die am Baum sprossen. Rote und weiße Knospen öffneten sich, zarte grüne Triebe kamen an jungen Ästen hervor.
Bandorchus Helfer sahen sich an. Kein Zweifel: Das musste Talamh bewirkt haben! Dennoch war der Herbst nicht vollends aufgehalten. Es lagen viele alte Blätter am Boden, und während der Igel wieder im Baumschloss verschwand, begann der alte Kobold, Laub in eine Schubkarre zu schaufeln.
»Der Moment ist günstig«, befand der Kau.
Cor nickte zustimmend. Genau der Augenblick, auf den sie gewartet hatten! Grog, der alte Kobold, stand allein draußen vor dem Baumschloss. Außer ihm war in diesem abgelegenen Teil des Schlosses niemand zu sehen.
»Gehen wir!«
Der Schwertziegenbock und der Darine huschten hinter dem Schatten des Baumes hervor und gingen zielstrebig auf Grog zu.
»Können wir dir helfen?«, fragte der Plüschbär freundlich und hob ein einzelnes Blatt mit den vier Greiffingern seiner linken Vorderpfote auf. Langsam ließ er es in die Schubkarre segeln.
»Wer seid ihr?«, fragte Grog misstrauisch.
In dem Moment sprang Cor ihn bereits an. Eigentlich hatte er vorgehabt, den alten Kobold mit einem einzigen Stoß seiner Hörner bewusstlos zu schlagen, doch Grog verpasste ihm mit ungeahnter Schnelligkeit einen Schlag mit der Schaufel, der ihn doppelt sehen ließ! Während der Plüschbär den Grogoch von hinten anfiel, ihn würgte, seinen Mund zuhielt und ihn zu Boden drückte, zog Cor hastig etwas von dem Schlafpulver hervor und stäubte es dem Gnomen in die Augen.
Grog sank in einen tiefen Schlaf.
»Schnell!« Die beiden Diener der Dunklen Königin warfen Grog in die Schubkarre und häuften Laub auf ihn, bis auch der dicke Bauch bedeckt war. Dann fuhren sie ihn zu einem großen Laubhaufen, zu dem Grog das Laub gewöhnlich brachte.
Die Spione der Dunklen Königin sind sehr praktisch
, dachte Cor zufrieden.
Durch sie kennen wir die Gewohnheiten der Schlossbewohner und wissen, wo Talamh um diese Stunde schläft
.
Im Nu verwandelte sich Cor, nahm die Gestalt des Grogochs an. Der Zauber war sehr anstrengend, da Grog ein gutes Stück größer war als er selbst und er sich dafür zu einem Teil aufblasen musste. Es war keine wirkliche Umwandlung wie die eines Gestaltwandlers, etwa des verfluchten Ainfar, doch verfügte die Larve, in der Bandorchus Verzweiflungszauber wirkte, über große Täuschungskraft.
Der Plüschbär verschwand derweil mit dem schlafenden Grogoch in den aufgeschichteten Blätterhaufen.
Noch einmal berührte Cor den Tonklumpen in dem Beutel an seiner Seite. Die Zeit drängte. Er hastete in das Baumschloss und ging erst langsamer, als er andere Elfen sah. So gut wie möglich versuchte er, den wiegenden, gemütlichen Gang des alten Grog zu imitieren.
»Grog! Wo willst du denn hin?« Der Pixie tauchte neben ihm auf. Eines Tages, so nahm Cor sich vor, bekam er die Gelegenheit und würde diesen unnützen Kobold in der Luft zerreißen. Es war zu schade, dass er ihn nicht gleich töten durfte. Doch der Bann des Getreuen wirkte noch. Cor hätte zu gerne gewusst, welchen Handel sein verschollener Herr mit dem Pixie und dem Grogoch abgeschlossen hatte.
»Zu Talamh«, antwortete er mit Grogs brummiger Stimme. »Noch mal
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