Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio
ein. »Sie standen ganz ohne Furcht mit dem Rücken zu einem Spiegel. Cagliostro hat mit Sicherheit einen starken Beherrschungszauber auf sie gewirkt.«
»Dieser elende Bastard!«, schimpfte Nadja. »Wir müssen die beiden so schnell wie möglich befreien! Jetzt sofort!«
»Das geht nicht«, merkte Torio spöttisch an. »Man wird uns wohl kaum so einfach gehen lassen, selbst wenn wir die Kristalle verwenden. Ihr solltet Ryo und seine zwölf nicht vergessen.«
»Und Karkino-Tiro-Simarakotur!«, erklang eine Stimme neben ihnen. »Den Totgeglaubten!« Alle fuhren herum, als die Tür ins Schloss fiel.
»Kush!« Chiyo griff sich an die Brust »Erschreck uns doch nicht so! Ich dachte schon, wir wären entdeckt!«
»Was hast du da eben gesagt?«, fragte Torio. Er wirkte noch bleicher als sonst. Der Energiekasten flimmerte unregelmäßig.
Auf Naburos Stirn erschienen Schweißtropfen. Offensichtlich versuchte er Torios Unkonzentriertheit auszugleichen. »Wie kommst du auf diesen Namen?«
»Ich hab’s im Büro mit den Masken erfahren! Von Pong! Es war Pong, meine Kusine. Tenji ... Karkino ... Also, er hat ihren Geist in die Maske gezwungen! Und viele weitere. Das ist sein Hobby, so, wie Fisch mein Hobby ist; Pong war schon immer eine Streunerin und fies noch dazu! Alle Kleineren hat sie angezündet. Meine Mutter hat immer gesagt, Pong, wenn du alle anzündest, wirst du böse enden. Und das stimmt ja auch. Karkino muss sie erwischt haben, als sie ...«
»Kush! Beruhige dich und erzähle uns nur das Wichtige!«, bat Nadja energisch.
Der Shishi peitschte unruhig mit dem Löwenschwanz und sah zwischen ihnen hin und her. Ein wenig langsamer erzählte er von seinem Erlebnis in Tenjis Büro.
»Karkino«, murmelte Chiyo bleich, nachdem er geendet hatte. »Ein mächtiger Gegner. Wir brauchen eine Armee!«
»Aber wir haben keine Zeit, eine Armee zu rufen! Wir müssen Rian und David befreien!«, begehrte Nadja auf. »Außerdem fliegt ihr sofort auf, wenn ihr das Theater verlasst oder versucht, mit der Elfenwelt Kontakt aufzunehmen!« Sie begann, unruhig auf und ab zu laufen. Die Elfen schienen angestrengt nachzudenken.
Besonders Torio wirkte sehr still. Nadja bemerkte seinen zornigen Blick. Hatte er eine Rechnung mit diesem Karkino offen? Oder war er wütend über die jüngsten Entwicklungen?
Tom streichelte Kushs faltiges Fell, wohl um sich selbst zu beruhigen.
»Wir müssen die Zwillinge da so schnell wie möglich rausholen!«, presste Nadja hervor. Sie betrachtete die Umrisse des bläulich funkelnden Energiewalls.
»Karkino ist göttlicher Abstammung«, sagte Chiyo sachlich. »Also brauchen wir etwas, das stärker ist als er.«
»Oder jemanden«, warf Naburo ein. Torio warf ihm einen misstrauischen Blick zu. Nadja blieb stehen und sah den Kriegerelfen fragend an. »Wen meinst du?«
»Karkino stammt von Susanoo ab. Sein Vater ist ein Gott, seine Mutter Oni. Genau wie die Tenna halbgöttlich ist und von Amaterasu abstammt. Ihr Vater war ein Elf.«
»Sollen wir die Tenna rufen?«, fragte Nadja.
Torios spöttische Stimme mischte sich ein. »Oh nein, ich denke, mein ehrenwerter Herr Bruder beabsichtigt, die Göttin selbst in ihrer Felsenhöhle im Fuji zu erwecken und sie zu uns zu rufen, nicht wahr?«
»Es ist eine Möglichkeit«, antwortete Naburo.
»Amaterasu selbst?« Nadja schüttelte leicht den Kopf. »Geht das denn so einfach?«
Toms Augen waren groß. Vor Aufregung kraulte er den Shishi immer schneller. Kush schien es recht zu sein. Er drückte sich an die Beine des Journalisten und betrachtete misstrauisch den verhängten Spiegel.
»Sicher«, entgegnete Chiyo mit einem Lächeln. »Die Idee ist nicht schlecht. Ich habe schließlich ihr Blut in den Adern. Sie wird uns gewiss helfen.«
»Falls ihr bis zu ihr durchdringt!«, warf Torio ein und schnaufte. »Ihr könntet auf dem Weg zu ihr jedes nur erdenkliche Wesen rufen! Und dann die Zeit: Wenn ihr nicht schnell genug seid, werdet ihr vernichtet, ehe sie ganz erwacht ist!«
»Wir brauchten Zugang zu der Kraftlinie. Zum Ley-Knoten auf der Bühne«, überlegte Naburo, als habe er Torios Einwände gar nicht gehört. »Durch meine Beobachtungen weiß ich, dass mindestens drei der zwölf diesen Punkt bewachen. Ich vermute, sie behalten das magische Gefäß im Auge, in dem Karkino die Energien der Zuschauer sammelt.«
»Ich muss morgen auf diese Bühne«, sagte Nadja. »Von dort aus könnte ich die Göttin rufen.«
Alle starrten sie an. Kush stand das Maul leicht
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