Rage Zorn
Abenteuerlust einen Freund angestiftet hat, Paris anzurufen, nur um zu sehen, wie sich die Sache entwickeln und was alles passieren würde?«
»Der Gedanke ist gar nicht so weit hergeholt. Aber auch nicht so originell. Ich war heute Morgen auf dem Gericht, um mit dem Richter zu reden, und â«
»Der Richter macht weiter, als wäre nichts passiert?«
»Sogar die schwarze Robe ist frisch gebügelt«, bestätigte Curtis angewidert. »Er klammert sich an die Idee, dass Janey das alles nur tut, um ihn und seine Frau zu ärgern. So kurz vor der Wahl im November kann der Richter keine schlechte Publicity brauchen. Ein sauberes Familienbild und so weiter. Er glaubt, Janey möchte seine Chancen durchkreuzen, den Platz auf dem Richterstuhl zu behalten.«
»Verflucht.«
»Was denn?«
»Ich denke also schon wie Richter Kemp?«
Curtis lachte schnaubend. »Vielleicht haben Sie beide auch noch Recht.«
Sie grübelten ein paar Sekunden darüber nach, dann sagte Dean: »Eigentlich glaube ich das nicht, Curtis. Dafür war Valentino zu überzeugend. Entweder versteht Janeys anonymer Kumpan genug von Psychologie, um als echt durchzugehen, oder er ist es.«
»Ich muss davon ausgehen, dass er es ist.«
»Janey war mit diesem Typen verabredet. Sie hat sich mit ihm an einem vorher vereinbarten Ort getroffen. Sie hat ihren Wagen abgesperrt und ist mit ihm zusammen weggefahren.«
»Sieht ganz so aus«, meinte auch Curtis.
»Und es würde zu Gavins Version passen.«
Der Detective starrte gedankenverloren auf die Spitze seines polierten Stiefels. »Möglicherweise hat Gavin das Mädchen in seinem Wagen irgendwohin gefahren, wo er ihr ungestört alles um die Ohren hauen konnte.«
»Und dabei hat ihr Gavin zu fest aufs Ohr gehauen? Wollen Sie das damit andeuten?«
Curtis sah auf und zuckte mit den Schultern, als wollte er sagen: Wer weiÃ?
»Gavin hat nur kurz mit Janey gesprochen und ist dann zu seinen Freunden zurückgegangen. Er hat Ihnen eine Liste von Namen und Telefonnummern gegeben. Haben Sie die schon überprüft?«
»Wir arbeiten daran.«
Die unverbindliche Antwort des Detectives brachte Dean noch mehr in Wallung. »Glauben Sie allen Ernstes, er könnte seine Stimme so verstellen, dass er wie Valentino klingt? Glauben Sie nicht, ich würde die Stimme meines eigenen Sohnes erkennen?«
»Wollten Sie sie denn erkennen?«
Dean konnte Kritik einstecken. Manchmal passte seine Einschätzung eines Verdächtigen, eines möglichen Zeugen oder eines Kollegen nicht in das vorgefasste Bild, und das machte ihn bei den anderen Polizisten nicht immer beliebt. Das war ein Risiko, das er in seinem Job tragen musste.
Aber dies war das erste Mal, dass seine Integrität angezweifelt wurde. Das allererste Mal. Und es trieb ihn zur WeiÃglut. »Werfen Sie mir etwa vor, ich würde die Ermittlungen behindern? Glauben Sie, dass ich Beweismaterial zurückhalte? Möchten Sie eine Haarsträhne von Gavin?«
»Später vielleicht.«
»Die können Sie haben. Jederzeit.«
»Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten. Aber das Problem ist, dass Sie eine Menge verbergen, Doktor.«
»Zum Beispiel?«
»Was zwischen Ihnen und Paris Gibson läuft. Da spielt sich mehr ab, als Sie zugeben wollen.«
»Weil es verflucht noch mal niemanden etwas angeht.«
»Da täuschen Sie sich gewaltig.« Blitzschnell flammte Curtisâ Zorn auf, bis er genauso hell loderte wie Deans. »Mit ihr hat die ganze Sache angefangen.« Er beugte sich vor und senkte die Stimme so weit, dass ihn niemand auÃerhalb der Trennwände verstehen konnte. »Sie beide haben bei einer Geiselnahme in Houston ein dynamisches Duo gebildet. Sie waren damals in allen Zeitungen und im Fernsehen.«
»Damals sind Menschen gestorben.«
»Ja, das habe ich gehört. Das hat Sie ziemlich mitgenommen. Sie haben unbezahlten Urlaub genommen, um wieder ins Gleis zu kommen.«
Dean kochte innerlich.
»Nicht lang danach wird Parisâ Verlobter, der gleichzeitig Ihr bester Freund ist â noch etwas, das Sie zu erwähnen vergaÃen â zum Pflegefall. Sie scheidet aus ihrer Nachrichtensendung aus und widmet sich ganz seiner Pflege, während Sie â«
»Ich kenne die Geschichte. Woher haben Sie Ihre Informationen?«
»Ich habe Freunde beim HPD. Die habe ich gefragt«,
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