Rage Zorn
pfeifend und gehässig: »Wissen Sie, bloà deshalb hat er diese Schmutzfilme gedreht. Um an Drogen zu kommen.«
»Schmutzfilme?«
»Meine Nachbarin, hier auf dem Platz zwei Reihen weiter, an einem Abend, es ist gar nicht so lange her, kommt sie angelaufen und sagt, sie hat gesehen, wie mein Junge Lancy mit seinem Ding in einem Nacktfilm rumwedelt, den sie sich im Videoladen ausgeliehen hat. Ich habe ihr gesagt, dass sie lügt, aber sie hat gesagt: âºKomm rüber und siehâs dir selbst an.â¹Â«
Sie setzte sich auf, in die selbstgerechte Pose eines frisch Konvertierten, der für die Unbekehrten nichts als Verachtung übrig hat. »Und tatsächlich, da ist er, splitterfasernackt, und macht Sachen, wie ich sie noch nie bei irgendwem gesehen hab. Ich wär fast gestorben vor Scham.«
Curtis heuchelte Mitleid für eine Mutter, deren Sohn vom rechten Weg abgekommen war. »Arbeitet er immer noch im, äh, Filmgewerbe?«
»Quark. Er nimmt auch keine Drogen mehr. Jedenfalls sagt er, er nimmt keine mehr. Das ist schon lange her. Er war damals praktisch noch ein Kind. Aber trotzdem.« Sie steckte ihre nächste Zigarette an. Bis Curtis wieder ging, würde er so riechen und keuchen, als hätte er selbst drei Päckchen geraucht.
»Was für einen Namen hat er verwendet, als er diese Filme gedreht hat?«
»Weià ich doch nicht.«
»Und wie hieÃen die Filme?«
»Weià ich nicht und will ich auch nicht wissen. Vielleicht sollten Sie lieber meine Nachbarin fragen. Wie kommt es überhaupt, dass eine alte Schachtel wie sie so einen Müll anschaut? Sie sollte sich was schämen.«
»Hat Lancy viele Freundinnen?«
»Sie hören mir nicht zu, wie? Er erzählt mir gar nix . Woher soll ich wissen, ob er eine Freundin hat?«
»Hat er jemals Paris Gibson erwähnt?«
»Wen? Ist das ein Junge oder ein Mädchen?« Ihre verdutzte Reaktion kam zu überzeugend, als dass sie gespielt sein konnte.
»Vergessen Sieâs.« Er stand auf. »Sie wissen, Mrs Fisher, dass es eine Straftat ist, ein Verbrechen zu vertuschen oder zu decken.«
»Ich hab nix vertuscht und nix gedeckt. Ich hab Ihnen schon gesagt, Lancy ist nicht hier gewesen.«
»Dann wird es Sie gewiss nicht stören, wenn ich mich kurz umsehe.«
»Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«
»Nein.«
Sie blies ihm eine Rauchwolke ins Gesicht. »Scheià doch drauf. Machen Sie hin.«
Es war keine groÃe Behausung, darum brauchte er, auch wenn er den vielen Katzen und ihren Hinterlassenschaften ausweichen musste, nicht lang, um sie zu durchschreiten. Noch schneller wurde ihm klar, dass jemand in dem zweiten Schlafzimmer übernachtet hatte. Das schmale Bett war ungemacht, und auf dem Boden lagen zwei Socken. Als er auf die Knie ging, um einen Socken aufzuheben, fiel ihm die lose Bodenfliese unter dem Bett auf. Er brauchte nur ein wenig mit dem Taschenmesser zu hebeln, schon kam sie ihm entgegen.
Nachdem er alles, was er darin gefunden hatte, wieder zurückgelegt
hatte, kehrte er zu Mrs Fisher in die Räucherhöhle zurück, die ihr als Wohnzimmer diente. Er fragte sie, wem die Socken gehörten.
»Die hat wohl Lancy liegen gelassen, als er das letzte Mal da war. Vor einer Ewigkeit. Er räumt nie was weg.«
Noch eine Lüge, aber ihr das zu sagen, wäre Zeitverschwendung gewesen. Sie würde ihn trotzdem weiter anlügen. »Wissen Sie, ob Lancy einen Computer hat?«
»Er denkt, ich weià nichts davon, aber ich tu es wohl.«
»Und wie ist es mit einem Kassettenrecorder?«
»Das weià ich nicht, aber wenn Sie mich fragen, ist dieser ganze neumodische Quatsch nur rausgeschmissenes Geld.«
»Ich lasse Ihnen meine Karte da, Mrs Fisher. Werden Sie mich anrufen, falls Lancy wieder auftaucht?«
»Was hat er denn angestellt?«
»Er hat sich einer Vernehmung entzogen.«
»Wegen was denn? Kann nichts Gutes sein.«
Sie nahm seine Visitenkarte und legte sie auf den zugemüllten Beistelltisch neben ihrem Fernsehsessel. Er verstand nicht genau, was sie um die Zigarette zwischen ihren Lippen herum grummelte, aber es hörte sich nicht an wie ein Versprechen, ihn anzurufen.
Er konnte es kaum erwarten, wieder an die frische Luft zu kommen und der Gefahr zu entrinnen, von ihrem explodierenden Sauerstofftank in Stücke gerissen zu werden, trotzdem blieb er an der Tür noch einmal
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