Rage Zorn
bleibe, so lange wie Sie mich brauchen.«
Â
»Sie sprechen mit Paris.«
»Ich binâs.«
Schon der Klang von Deans Stimme genügte, damit ihr Herz zu flattern begann und ein dümmliches Lächeln auf ihre Lippen trat. »Hast du die Durchwahlnummer verloren, die ich dir gegeben habe? Wieso rufst du auf der Studioleitung an?«
»Ich wollte mal ausprobieren, wie man sich als gewöhnlicher Zuhörer fühlt.«
»Selbst wenn du mein Zuhörer wärst, wärst du mit Sicherheit nicht gewöhnlich.«
»Nein? Das freut mich zu hören.« Auch aus seiner Stimme klang ein Lächeln, aber er wurde sofort wieder ernst. »Sie haben Armstrong verhaftet. Er müsste jede Minute hier eintreffen.«
»Gott sei Dank.« Sie war erleichtert, aber schon im nächsten Moment musste sie an seine Frau denken. »Hast du Toni gesehen?«
»Erst vor ein paar Minuten. Sie ist fix und fertig, aber ich glaube, gleichzeitig ist sie froh, dass wir ihn erwischt haben, ehe er noch jemandem wehtun konnte.«
»Oder sich selbst.«
»Dass er Selbstmord begehen könnte, ist mir auch in den Sinn gekommen. Du bist bald genauso gut in meinem Job wie ich.«
»Bei weitem nicht. Huch, eine Sekunde. Ich muss eine Senderkennung
einspielen.« Sie erledigte das und war gleich wieder am Apparat. »Okay, ein paar Minuten habe ich noch.«
»Ich will dich nicht aufhalten. Ich hatte nur versprochen anzurufen, sobald ich etwas Neues weiÃ.«
»Und ich bin dir dankbar dafür. Jetzt, wo ich weiÃ, dass er gefasst wurde, werde ich meine Sendung erheblich gelöster machen. Ich konnte mich kaum konzentrieren und habe jedes Mal den Atem angehalten, wenn ich ein Gespräch entgegengenommen habe, solche Angst hatte ich, dass er dran sein könnte.«
»Darüber brauchst du dir von jetzt an nicht mehr den Kopf zu zerbrechen.«
»Ist Gavin immer noch bei euch?«
»Er leistet Melissa Gesellschaft. Er hat super reagiert, stimmtâs?«
»Ich finde schon.«
»Ich auch. Er hat Reife und Verantwortungsbewusstsein gezeigt.«
»Und er hat dir vertraut, Dean. Das ist der entscheidende Durchbruch.«
»Ich glaube, jetzt sind wir nach den ganzen Entgleisungen endlich wieder auf der richtigen Spur.«
»Bestimmt.«
»Wo wir gerade von fehlgeleiteten jungen Männern sprechen â Lancy Ray Fisher wurde wieder entlassen.«
»Ich spiele mit dem Gedanken, ihn einzustellen.«
»Verzeihung?«
Sein blankes Entsetzen brachte sie zum Lachen. »Ich habe noch nie mit einem Produzenten gearbeitet, obwohl mir das Management einen stellen würde. Es wäre eine gute Möglichkeit für Lancy, etwas zu lernen und Erfahrungen zu sammeln.«
»Was wird Stan dazu sagen?«
»In dieser Sache hat er kein Mitspracherecht.«
»Irgendwelche Nachwehen der Vorfälle vorhin?«
Sie zögerte und sagte dann: »Er schmollt noch, aber er wird darüber wegkommen.«
Dean hatte auch so genug um die Ohren, ohne dass sie ihm von ihrer jüngsten Auseinandersetzung mit Stan erzählte. Der Streit hatte einen unangenehmen Nachgeschmack hinterlassen. Konnten sie und Stan nach allem, was sie sich an den Kopf geworfen hatten, einfach so tun, als wäre nichts passiert, und weiterhin kollegial zusammenarbeiten? Das war eher unwahrscheinlich.
Dennoch brachte sie die Aussicht, dass sie Schwierigkeiten bekommen könnte, längst nicht mehr so aus der Fassung wie noch zu Anfang der Woche. Damals hatte sich ihr Leben ausschlieÃlich um ihren Job gedreht. Alles, was mit ihrem Job zusammenhing, hatte sie tief bewegt, weil sie nichts anderes hatte. Das hatte sich geändert.
Als wäre er ihren Gedanken gefolgt, sagte Dean: »Ich würde gern die Nacht mit dir verbringen.«
Bei dieser Erklärung wurde die Erinnerung an die allzu kurze, kostbare Zeitspanne, die sie am frühen Abend miteinander im Bett verbracht hatten, wieder wach, und ein Kribbeln lief durch ihren Körper bis zu den Zehen. »Eigentlich muss ich Anrufer, die so was sagen, aus der Leitung werfen.«
Er lachte. »Ich würde gern die Nacht mit dir verbringen, aber leider weià ich nicht, wie lange ich hier noch gebraucht werde.«
»Tu, was du tun musst. Du weiÃt, dass ich Verständnis dafür habe.«
»Das weià ich«, seufzte er. »Aber bis morgen Abend ist es noch verdammt lang hin.«
Sie empfand das
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