Rage
Freund.
„Jagen!“
„Soll ich dich begleiten?“
„Nein!“, sagte ich in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
„Es ist gefährlich allein, Rage. Die Jinggs ...“
„Ich sagte NEIN!“, fuhr ich ihn an. „Lass. Mich. In. Ruhe!“
Happy machte ein unglückliches Gesicht. Für einen Moment sah es so aus, als würde er widersprechen wollen, doch dann kniff er die Lippen zusammen und wandte sich abrupt ab. Ich sah ihm nicht hinterher, sondern wandte mich um und lief weiter. Ich ignorierte das schlechte Gewissen, das mir sagte, dass ich Happy nicht so hätte anfahren sollen.
Jessie
„So, Pain, das war’s. Du solltest den Arm mindestens eine Woche schonen“, sagte ich und steckte den Verband fest. „Komm jeden Morgen zum erneuern des Verbandes in meine Sprechstunde.“
Pain sah mich an und runzelte die Stirn. Er war ein seltsamer Zeitgenosse. Seit seine Kumpels Speed und Sturdy ihn mit einer ausgerenkten Schulter in meine Sprechstunde gebracht hatten, hatte er kein Wort gesprochen. Auch jetzt war es Sturdy, der sprach: „Ich werde dafür sorgen, dass er sich dran hält, Doc.“
Ich nickte und schenkte dem Hünen ein Lächeln.
„Kann ich noch kurz mit dir unter vier Augen sprechen, Sturdy?“, fragte ich und der Hüne nickte.
Speed winkte Pain, und der schweigsame Alien Breed erhob sich, um seinem Freund nach draußen zu folgen. Nachdem Speed die Tür geschlossen hatte, wandte ich mich zu Sturdy um.
„Mir ist aufgefallen, dass Pain kein Wort spricht. Ich wollte keine Fragen in seiner Anwesenheit stellen. Sturdy, kann Pain nicht sprechen? Ist er ... stumm?“
Sturdy seufzte und schüttelte den Kopf.
„Nein, Doc. Er ist nicht stumm, doch er redet nur sehr wenig und wenn dann auch nur mit Leuten, die er gut kennt und denen er vertraut. Er hat eine noch schlimmere Vergangenheit, als wir anderen.“
„Die Narben?“, fragte ich. Mir war aufgefallen, dass Pain über mehr Narben verfügte als die anderen Alien Breed. Es sah aus, als wenn sein Brustkorb mehrfach geöffnet worden war. Ich mochte mir gar nicht vorstellen, was die Alien Breed unter der Verantwortung von DMI und den anderen Firmen hatten erleiden müssen.
„Unter anderem“, sagte Sturdy. „Sie haben Operationen an ihm durchgeführt. – Ohne Betäubung.“
„Was?“, entfuhr es mir entsetzt. „Du meinst, sie haben seinen Brustkorb bei vollem Bewusstsein geöffnet?“
Sturdy nickte grimmig und ich musste mich setzen. Meine Beine fühlten sich plötzlich an wie Pudding.
„Oh. Mein. Gott!“, sagte ich tonlos und schüttelte den Kopf.
„Das war noch nicht alles. Pain wurde von uns allen isoliert gehalten. Er war ihr Versuchskaninchen für alles, was sie später an uns testeten. Erst wenn sie bei ihm befriedigende Ergebnisse erzielt hatten, kamen sie zu uns, um weitere Tests zu machen. Pain musste stets mit offenen Wunden leben oder sogar geöffnetem Schädel. Sie haben ihn so schlimm zugerichtet, dass er nach seiner Befreiung ein Jahr gebraucht hatte, ehe er wieder ohne Hilfe laufen konnte. Die ersten drei Monate lag er im Koma. Doch das Perfideste war, dass sie seinen Sohn dazu nutzen, ihn gefügig zu halten.“
„Er ... er hat einen Sohn?“
„Er hatte. Sie töteten ihn kurz vor unserer Befreiung, um Pain zu bestrafen. Ehe Pain zum Versuchskaninchen Nummer Eins wurde, hatte man ihn in einem Versuch ein und ein halbes Jahr mit einer unserer Frauen zusammen gehalten. Sie wurde schwanger und gebar einen Sohn. Sie starb bei der Geburt und man hielt das Kind von Pain getrennt. Er durfte das Kind immer nur einmal pro Woche kurz sehen, damit er wusste, dass der Junge noch lebte. Nur so konnten sie das Kind als Druckmittel nutzen. Wenn Pain nicht kooperierte, kamen sie mit dem Jungen und drohten, ihn vor seinen Augen zu foltern. Natürlich gab Pain zum Schutz des Kindes immer nach. Er ließ alles mit sich machen, ohne sich zu wehren. Bis ... bis sie etwas von ihm verlangten, was er nicht tun konnte.“
„Was war das?“, fragte ich leise, nicht sicher, ob ich die Antwort überhaupt hören wollte.
„Sie wollten ein weiteres Kind. Nur wenige der Zuchtprojekte, die DMI unternahm, waren erfolgreich. Und Pains Sohn war krank. Er hatte einen Gendefekt. Sie wollten versuchen, ob er ein gesundes Kind zeugen konnte. Mittlerweile wissen wir, woran die Versuche gescheitert waren. Die Ärzte haben ein Verfahren entwickelt, um gesunden Nachwuchs zu garantieren. Es hat etwas mit unserer unterschiedlichen genetischen Machart zu tun.
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