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Rain Song

Rain Song

Titel: Rain Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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da?«
    »Mach schon auf«, sagte Greg. »Ich werde ganz nass.«
    Hanna schob den Riegel zurück und er betrat das Haus. Sie ging gleich wieder in die Schlafkammer und setzte sich in ihr warmes Bett, schon allein, um die Verlegenheit zu überspielen und ihm nicht länger im Micky-Maus-Nachthemd gegenüberstehen zu müssen.
    »Was habt ihr bloß für schreckliches Wetter hier«, sagte sie und zog die Decke über ihre Schultern.
    »Das ist unser gutes Nordwestküstenklima«, hörte sie Greg sagen. »Der Regen reinigt die Luft, die Natur, die Menschen.«
    Er hatte seine nasse Jacke ausgezogen und über eine Stuhllehne gehängt. Jetzt stand er in der Tür zur Schlafkammer. Über einem grünen T-Shirt trug er ein verwaschenes, ehemals dunkelrotes Hemd. Seine Jeans hatten Wasserflecken.
    Er sah unverschämt gut aus.
    Hanna stöhnte. Sie setzte sich und zog die Decke bis zum Kinn. »Und deswegen soll ich jetzt aufstehen?« Sie blickte aus dem Fenster. Der Himmel war grau und es sah auch nicht aus, als ob sich das so bald ändern würde.
    Greg hockte sich neben sie aufs Bett. »Der Regen ist die Melodie der Olympic-Halbinsel, Hanna. ›Upon us all a little rain must fall … It’s just a little rain.‹« Er lächelte.
    Hanna stockte der Atem. Sie spürte Gregs körperliche Nähe, sie roch den frischen Duft von Seife und einem guten Rasierwasser und alles in ihr geriet in Aufruhr.
    »Ich bin auf dem Weg in die Werkstatt«, sagte er, die Hände auf den Knien. »Annie kommt gegen Mittag den Rindenbast abholen und Gertrude und Grace warten auch darauf, dass ich ihnen welchen bringe. Aber vorher wollte ich dich in Rosies Café zum Frühstück einladen.«
    Und ich wollte vernünftig sein, dachte sie. »Hast du mit deinem Vater gesprochen?«
    »Nein.« Greg schüttelte den Kopf. »Als ich gestern zurückkam, war er in seinem Zimmer verschwunden. Und heute Morgen, als ich ging, schlief er noch. Sieht so aus, als ob er keine Lust hätte, mit mir darüber zu reden.« Greg hob die Hände. »Es tut mir leid Hanna, was er zu dir gesagt hat. Ich hab ihn noch nie so erlebt. Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, dass er dich so sehr hasst. Er glaubt felsenfest, dass du ihm Jim weggenommen hast. Und nicht nur das, sondern mit ihm auch all das Wissen und Können, das er an Jim als seinen Nachfolger weitergegeben hatte.«
    »Ich bin also eine Diebin für ihn.«
    »So etwas in der Art, ja.«
    So was in der Art?
    »Greg, ich habe nachgedacht.« Sie zog die Bettdecke enger um ihren Körper. »Du hast meinetwegen einen Haufen Ärger und ich will das nicht mehr. Leb dein Leben. Ich fahre heute noch nach Vancouver Island – ohne dich. Glaub mir, es ist besser so.«
    Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, der Adler auf seiner Stirn setzte zum Flug an. Die Enttäuschung in seinen Augen schnürte ihr die Luft ab.
    »Tut mir leid, Greg«, sagte sie, »aber ich bin nicht zum Vergnügen hier in Neah Bay. Ich will Jim finden und mir läuft die Zeit davon. Ich schaffe es einfach nicht, untätig herumzusitzen, während du in aller Ruhe deine Zeder entrindest. Ich will nicht mehr warten, kannst du das nicht verstehen?«
    »Manchmal ist es das Beste, nichts zu tun und die richtige Zeit abzuwarten«, sagte er mit einer Ruhe, die sie wahnsinnig machte. Mit einem Mal kam ihr in den Sinn, dass Greg ihr vielleicht gar nicht helfen wollte, sondern das nur vorgegeben hatte, um sie hinzuhalten.
    »Ich ertrage das nicht länger«, presste sie hervor. »Du machst mich verrückt.«
    »Du mich auch, Hanna«, entgegnete er mit einem merkwürdigen Funkeln in den Augen. Im selben Augenblick spürte Hanna seine Hand auf ihrem Hinterkopf und den festen Druck seiner Lippen auf ihrem Mund.
    »Du …«, sie japste nach Luft, aber Greg hatte seinen Klammergriff schon wieder gelockert und sie losgelassen. Er stand auf und im Türrahmen drehte er sich noch einmal um.
    »Ruf mich an, wenn du Jim gefunden hast.«
    Sie hörte seine Schritte, mit denen er den Wohnraum durchquerte, dann schlug die Tür hinter ihm zu. Sie hörte den Motor seines Trucks aufheulen und dann war es still, still bis auf den Regen, der in trostloser Gleichmäßigkeit gegen die Fensterscheibe schlug.
    Hanna warf die Bettdecke zurück und ging unter die Dusche. Angetrieben von ihrem Ärger auf Greg, warf sie ein paar Sachen in ihre Reisetasche, schloss die Hütte ab und fuhr los, fest entschlossen, heute noch bis nach Vancouver Island zu kommen.
    Die Straße war ein silberner Strang aus Nässe, aber der Regen

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