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Rain Song

Rain Song

Titel: Rain Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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lange und Hanna fielen die Augen zu. Greg betrachtete ihr schlafendes Gesicht, die zarte Linie ihres Kinns, die Lippen, die leicht geöffnet waren. Wie gern hätte er sich neben Hanna gelegt und diese Lippen geküsst. Er wusste ja jetzt, dass sie ihn nicht abweisen würde.
    Aber es waren schon genug Fehler gemacht worden. Greg war klar, dass die Suche nach Jim für sie beide nicht ohne Verletzungen abgehen würde. Schon bald würden ihnen Entscheidungen abverlangt werden. Und er wollte nicht, dass Hannas Entscheidung durch etwas beeinflusst wurde, worüber er sich selbst noch nicht ganz im Klaren war.
    Er beugte sich über sie und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Dann holte er sich eine Decke aus der Kommode und legte sich auf das andere Bett.
    Am nächsten Morgen saß Bill auf dem Revier an seinem Schreibtisch und grübelte darüber nach, was gestern mit seinem Freund Dan passiert war. Er war allein, Sylvie kam erst gegen zehn und der Chief war unterwegs. Sie hatten eine Meldung hereinbekommen, dass jemand versuchte, Alkohol ins Reservat zu schmuggeln.
    Neah Bay war eine trockene Siedlung. Der Verkauf von Alkohol war im gesamten Reservat untersagt. Doch ein paar Meilen hinter der Reservatsgrenze, in Sekiu oder Clallam Point, blühte das Geschäft mit billigem Wein und Whiskey.
    Als er noch auf der Polizeischule gewesen war, hatte Bill häufig grausige Gelage mitgefeiert, nur um nicht als Außenseiter dazustehen. Bis er merkte, dass er den Alkohol viel schlechter als seine weißen Kollegen vertrug. Er war immer der Erste, der blau war, herumtorkelte und dummes Zeug erzählte. Die anderen lachten dann über ihn – er war nie zu betrunken gewesen, um das nicht mitzubekommen. Also hatte er damit aufgehört.
    Bill lehnte sich in seinem Drehsessel zurück. Durch das Fenster schien die Sonne auf seinen Schreibtisch. Kaum zu glauben, dass am Tag zuvor der Sturm so heftig gewütet hatte, dass Bäume umgestürzt waren.
    Vom Blitz getroffen, war der tote Stamm einer Zeder auf den Jeep des Parkrangers gekippt. Ein Zufall? Dan Hadlock musste etwas gesehen haben, direkt vor dem Unfall. Erneut musste Bill an das wilde Gestammel des Rangers denken. Vermutlich war die Kopfverletzung schuld, dass er von Geistern gesprochen hatte. Vielleicht war der Ranger ja bei Bewusstsein gewesen, aber mit Sicherheit nicht mehr bei Verstand. Denn eins wusste Bill ganz genau: Daniel Hadlock war nicht der Mann, der an Geister glaubte.
    Gestern Abend hatte Bill noch im Olympic Medical Center in Port Angeles angerufen und man hatte ihm mitgeteilt, dass der Parkranger im Koma lag. Ein Blutgerinnsel, das aufgrund eines schweren Schlags entstanden war, drückte auf sein Gehirn.
    Bill fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Hilf mir!«, hatte Dan zu ihm gesagt.
    Jetzt lag er im Koma. Bill musste etwas tun, aber was?
    Wie kann ich dir helfen, mein Freund?
    Für Bäume, die vom Blitz getroffen wurden, waren jene Geister verantwortlich, die das Wetter beeinflussten. Bill musste versuchen, sie gnädig zu stimmen, und er hatte da auch schon einen Plan.
    Es war Donnerstag, sein Dienst ging bis siebzehn Uhr. Danach würde er nach Port Angeles fahren und Dan Hadlock im Krankenhaus besuchen.
    Als wenig später Greg und Hanna im Polizeirevier auftauchten, überraschte ihn das nur wenig. Denn Greg Ahousat war ein Teil seines Plans, um Dan aus dem Koma zu holen.
    »Gut, dass du da bist«, sagte Greg und stützte seine Hände auf Bills Schreibtisch. »Diesmal will Hanna Anzeige erstatten.« Er erzählte dem Sheriff, was am Strandhaus vorgefallen war. »Es sieht nach einem Unfall aus, Bill, aber ich glaube nicht, dass es einer war. Ich fände es besser, wenn du der Sache mal nachgehen würdest.«
    Wortlos zog Bill ein vorgedrucktes Formular aus seinem Schreibtisch und füllte es aus. »Haben Sie irgendetwas Verdächtiges gehört, Miss Schill?«, wandte er sich an Hanna.
    »Nein.« Hanna schüttelte den Kopf. »Nur dieses Klappern. Der Sturm hat so gewaltig getobt, dass die Balken der Hütte arbeiteten. Etwas anderes habe ich nicht gehört.«
    Er wandte sich an Greg. »Hast du vielleicht ein anderes Fahrzeug gesehen, als du zum Strandhaus zurückgefahren bist?«
    »Nein. Der Sturm flaute da ja gerade erst ab. Es war niemand draußen unterwegs.«
    Bill nickte. Im Grunde deutete alles auf einen Unfall hin, denn das Brett am Strandhaus war nicht das Einzige, dass gestern durch die Gegend geflogen war. Aber in Anbetracht der Dinge, die sich im Vorfeld ereignet

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