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Rain Song

Rain Song

Titel: Rain Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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Tsonoqa in den Wäldern oder sogar in der Nähe des Ortes gesehen haben. Bekleidet nur mit einem Bastrock«, fügte er lächelnd hinzu.
    »Du glaubst das nicht, oder?«
    Er hob die Schultern. »Um ehrlich zu sein: Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll und was nicht. Es passieren merkwürdige Dinge im Reservat und vielleicht solltest du dem Sheriff von Grace Allabushs Warnung erzählen, wenn er morgen kommt, um den Pfahl abzuholen.«
    Ja, vielleicht sollte ich das tun, dachte Hanna. Sie betrachtete Greg, der völlig in seine Arbeit vertieft war, und wünschte sich, er würde sie in den Arm nehmen und ihr sagen, dass alles gut wurde. Doch tief in ihrem Inneren wusste sie, dass er das nicht konnte, weil er selbst nicht daran glaubte.
    »Ich habe ihn gesehen, Granny, damals, im Winter vor vier Jahren«, sagte Grace leise.
    »Du hast geträumt«, erwiderte Gertrude Allabush. »Ich habe dir damals schon gesagt, dass du geträumt hast. Da war niemand.«
    »Aber ich habe Jim Kachook gesehen. Wie ein Geist stand er vor meinem Fenster in der Nacht.«
    »Du warst zehn Jahre alt«, erinnerte Gertrude ihre Urenkelin.
    »Elf«, berichtigte Grace die alte Frau. »Und ich war wütend, weil du mir nicht geglaubt hast.«
    Gertrude sah ihre Enkelin nachdenklich an. »Wenn Jim in dieser Nacht tatsächlich hier war, dann ist etwas Furchtbares passiert.«
    Das Mädchen legte ihrer Urgroßmutter eine Hand auf den Arm. »Vielleicht hat Jim es sich anders überlegt und ist dorthin zurückgegangen, wo er herkam. Zurück zu seiner Familie.«
    »Wir waren seine Familie«, entgegnete die Alte.
    »Aber er ist nicht hereingekommen in dieser Nacht. Er hat nicht geklopft, nur draußen gestanden und hereingestarrt. Warum hat er das getan, Granny?«
    »Vielleicht war es sein Geist, den du da draußen stehen sehen hast. Vielleicht hat er uns etwas sagen wollen. Das wäre schlimm, Grace.« Gertrude schüttelte bestürzt den Kopf.
    Ich muss mit Hanna sprechen, dachte Grace. Gleich morgen muss ich ihr alles erzählen.

16. Kapitel
    Nur bekleidet mit einem Bastrock trat sie hinter einem Baum hervor und starrte ihn aus leeren Augen an. Tsonoqa, schoss es ihm durch den Kopf. Greg schreckte zusammen und fuhr aus dem Schlaf. Er saß im Bett und rieb sich die Augen. Von draußen zog der Duft von Kaffee und gebratenem Speck in die Schlafkammer. Greg hörte Hanna hantieren und sah auf die Uhr neben ihrem Bett. Es war schon nach neun, Bill konnte jeden Moment kommen.
    Er quälte sich unter der Decke hervor und zog sich an. Die Jeans hatte dunkle Flecken und sein T-Shirt roch verschwitzt – er musste heute unbedingt ein paar frische Sachen holen.
    Hanna stand am Herd und drehte den Speck in der Pfanne. Als sie die Tür klappen hörte, wandte sie sich um und sah ihn an. »Guten Morgen«, sagte sie lächelnd. Ihr Haar war noch feucht, sie hatte geduscht. Sie trug eine ausgewaschene Jeans und ein eng anliegendes flaschengrünes T-Shirt, das ihre hübschen Brüste betonte.
    Sie sah ausgeruht aus und … zum Anbeißen.
    »Guten Morgen«, sagte Greg und unterdrückte ein Stöhnen. Einzig die Tatsache, dass der Miniaturpfahl noch nicht ganz fertig war und Bill Lighthouse jederzeit kommen konnte, hielt ihn davon ab, Hanna zurück in die Schlafkammer zu lotsen, um ihr zu beweisen, dass er kein Geist war, sondern ein Mann aus Fleisch und Blut.
    Eine halbe Stunde später hatte er Toast und Schinken im Magen und eine zweite Tasse Kaffee vor sich auf dem Tisch. Mit feinem Schmirgelpapier polierte er die Figuren des Miniaturpfahles.
    »Du bist fast fertig«, sagte Hanna, sie hatte den Kopf auf ihre Hände gestützt. »Braucht der Sheriff ihn so dringend, dass du die halbe Nacht arbeiten musstest?«
    Greg nickte. »Er hat mir nicht gesagt, für wen dieser Pfahl ist, aber ich hatte das Gefühl, demjenigen geht es sehr schlecht.«
    Sie hörten beide das Klappen einer Autotür und Hanna setzte sich gerade auf. Wenig später klopfte es an der Tür.
    »Ich bin es, Bill. Jemand da?«
    Greg rief: »Komm rein, die Tür ist offen.«
    Der Sheriff begrüßte sie beide, und als er den fast fertigen Pfahl entdeckte, huschte ein frohes Leuchten über sein Gesicht.
    »Du hast die ganze Nacht gearbeitet«, sagte er. In seinem Gesicht las Greg Anerkennung und Verlegenheit.
    »Wenn du noch einen Moment Zeit hast, ich bin gleich fertig.«
    »Danke, Greg.« Seufzend ließ der Sheriff sich auf einem Küchenstuhl nieder und strich sich das Haar aus der Stirn.
    Hanna holte einen Becher aus dem

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