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Rain Song

Rain Song

Titel: Rain Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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Schrank und schenkte ihm einen Kaffee ein. Dann begann sie, das Geschirr abzuspülen.
    Bill sah zu, wie Greg den Pfahl glättete. »Er ist für meinen Freund Dan, den Ranger aus Ozette«, sagte er schließlich. »Während des Sturms ist ein Baum auf seinen Wagen gestürzt. Ich fand Dan, kurz nachdem es passiert ist. Er liegt seitdem in Port Angeles auf der Intensivstation im Koma. Sein Kopf hat ziemlich was abgekriegt.«
    »Das tut mir leid«, sagte Greg, »ich kenne Dan Hadlock und hoffe, der Pfahl wird ihm helfen. Warum hast du mir nicht gleich gesagt, für wen er ist? Dann wären meine Gedanken beim Schnitzen bei ihm gewesen.«
    »Na ja, ich dachte …« Bill warf einen kurzen Seitenblick auf Hanna und druckste herum.
    »Du dachtest, ich hätte Probleme damit, dass Dan weiß ist?«, unterbrach ihn Greg. »Wie dumm von dir, Bill.«
    Als der Sheriff ein Bündel Dollarscheine aus seiner Brusttasche zog, schüttelte Greg den Kopf.
    »Was soll das, Greg?«, protestierte Bill. »Du hast dir meinetwegen die Nacht um die Ohren geschlagen.«
    Hanna ging nach draußen und Greg sah das Lächeln auf ihrem Gesicht. Er wusste, dass sie hinausging, damit er und Bill das in Ruhe ausdiskutieren konnten.
    »Du willst deinem Freund doch helfen, Bill«, sagte er. »Wenn Dollarscheine im Spiel sind, dann verliert der Pfahl seine Wirkung.«
    Der Sheriff brummelte etwas, machte aber keine weiteren Anstalten, Greg zu bezahlen. Er blickte zur offenen Tür und beugte sich vor. »Wirst du nun heute zum Potlatch kommen?«, fragte er leise.
    »Ja, werde ich.« Greg öffnete eine Dose mit Robbenöl, nahm einen Lappen zur Hand und begann, den Pfahl einzuölen.
    »Aber du sollst Hanna nicht allein lassen.«
    »Tue ich auch nicht. Sie kommt mit.«
    »Das kannst du nicht machen.«
    Greg amüsierte sich über Bills entsetztes Gesicht. »Kann ich. Ich habe Annie bereits gefragt.«
    »Dann weiß sie, dass du sie verschmähst«, sagte der Sheriff.
    »Es ist ein hässliches Wort, das du da benutzt«, bemerkte Greg. »Warum sollte ich eine Frau heiraten, die ich nicht liebe?«
    Bill seufzte geknickt. »Dann werde ich Tomita nie bekommen.«
    Greg lächelte. »Na komm, deine Chancen stehen bestimmt nicht schlecht. Wenigstens ist Tomitas Herz keine Eisbox.«
    »Glaubst du, sie würde sich mit mir verabreden?«
    »Das wirst du nie rausfinden, wenn du es nicht probierst.« Er reichte dem Sheriff den fertigen Pfahl und wischte sich die Hände am Lappen ab.
    »Danke, Greg. Ich bin dir was schuldig.«
    »Okay.« Ein Gefallen war ein fairer Preis für den Pfahl.
    »Bill, da wäre noch etwas.«
    Der Sheriff, der schon aufgestanden war, setzte sich wieder. »Was gibt es denn?«
    »Die kleine Allabush hat Hanna vor Flora gewarnt. Sie sagt, sie wäre Tsonoqa. Muss ich mir Sorgen machen?«
    Bills Mund klappte entgeistert auf. Erst schien er lachen zu wollen, aber als er in Gregs fragendes Gesicht blickte, wurde er sofort wieder ernst. Stattdessen starrte er in seinen leeren Kaffeebecher. Der Sheriff sah auf einmal aus, als ob er sich unbehaglich fühlte.
    »Bill?« Greg musterte ihn mit gerunzelter Stirn.
    Lighthouse druckste herum. »Na ja, es gibt da ein paar Gerüchte, dass Flora mehrmals im Wald gesehen wurde, oder am Strand. Die Leute sagen, sie hätte …« Er schüttelte den Kopf.
    ». . . nur einen Bastrock getragen?«
    Bill räusperte sich. »Ja.«
    »Was sagen die Leute noch?«
    »Dass Flora verrückt ist und …« Der Sheriff lief auf einmal dunkelrot an.
    »Und?«
    »Manche behaupten, dein Vater hätte was mit ihr.«
    Greg schluckte hart. Was er hörte, kam völlig überraschend für ihn. Seit dem Tod seiner Mutter hatte sein Vater keine Frau mehr mit nach Hause gebracht. Greg hatte nicht angenommen, dass sein Vater völlig abstinent lebte, aber Flora … sie war die Schwester von Annies Mutter. Wenn sein Vater etwas mit ihr hatte, dann … Er holte tief Luft.
    Bills Hände umklammerten den Pfahl, als wolle er sich daran festhalten. »Wahrscheinlich ist nichts dran an dem Gerücht«, sagte er. »Du weißt doch, wie die Leute sind.«
    »Ja, klar«, erwiderte Greg. Aber seine Gedanken jagten auf einmal wild durcheinander.
    Der Sheriff erhob sich. »Na, dann bis heute Abend«, sagte er. »Und danke noch einmal.«
    »Ja, bis heute Abend«, murmelte Greg.
    Dan Hadlock spürte, wie er unweigerlich ans Licht getrieben wurde. Immer höher hinauf, dorthin, wo es hell und warm war. Aber da oben lauerten sie, die Schmerzen. Und die Geister. Schon konnte er ihre

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