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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Geringsten. Das wird sicher faszinierend.« Sedric stieß sich von der Reling ab.
    »Dann lass uns gleich gehen.«
    Clefs Unbehagen war deutlich zu sehen, als er halsstarrig einwand: »Aber gnädige Frau, das Schiff will ausdrücklich mit Euch sprechen. Nicht mit ihm.«
    Das erstaunte sie. »Heißt das, dass Sedric nicht dabei sein darf?«
    Clef verlagerte das Gewicht von einem Bein aufs andere, während er nachdachte. Dann sagte er: »Keine Ahnung. Wie der Mann schon gesagt hat, ist Paragon etwas eigentümlich. Es könnte ihn beleidigen, aber genauso gut könnte er sich geschmeichelt fühlen. Wahrscheinlich gibt es nur einen Weg, dies herauszufinden.«
    »Dann werde ich die Dame begleiten«, sagte Sedric leichthin. Den Arm, den er ihr reichte, nahm Alise gerne. Auch wenn sie sich vorhin geärgert hatte, so konnte sie Sedric doch nicht lange zürnen.
    »Ich gebe Paragon Bescheid, dass Ihr kommt«, sagte Clef. Geschwind und lautlos wie eine Katze huschte er auf nackten Füßen davon. Alise sah ihm nach und sagte leise zu Sedric: »Ein seltsamer Junge. Hast du die Tätowierung auf seinem Gesicht gesehen?«
    »Sah so aus, als hätte er versucht, sie wegzukratzen. Was für ein Jammer. Ohne die Narbe wäre er sehr hübsch.«
    »Ich vermute, dass man in seinem Metier eine Narbe braucht. Als wir am Anleger ankamen, fiel mir auf, dass sogar die Galionsfigur Schrammen hat. Wirkt so, als wäre sie so geschnitzt worden, mit einer gebrochenen Nase.«
    »Das ist mir gar nicht aufgefallen«, gestand Sedric, um kurz darauf hinzuzufügen: »Ich muss mich bei dir entschuldigen, Alise. Ich habe dich auf dieser Reise schändlich vernachlässigt. Nachdem ich erst vor Kurzem wieder nach Bingtown zurückgekehrt bin, war ich einfach nicht in der Stimmung für eine weitere Reise.«
    Sie lächelte und erwiderte seine höfliche Entschuldigung in aller Offenheit. »Sedric, ich bezweifle, dass du jemals in der Stimmung sein wirst, in die Regenwildnis zu fahren, ganz gleich, wie lange deine letzte Reise zurückliegt. Und ich bitte um Verzeihung dafür, dass Hest mich dir aufgehalst hat. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Ich war ja schon überrascht, als ich erfuhr, dass ich seiner Ansicht nach während der Reise eine Aufpasserin brauchte. Und als er darauf beharrte, ging ich davon aus, dass er eine allseits geachtete alte Glucke wählen würde, die gackernd hinter mir herwieseln würde. Aber doch nicht dich! Nie hätte ich gedacht, dass er dich so lange erübrigen würde, damit du mich begleiten kannst.«
    »Das hätte ich auch nicht gedacht«, gab Sedric schelmisch zurück, worauf sie beide lachten. Alise lächelte ihn herzlich an. So war es besser, viel besser. Jetzt klang er wieder wie der Sedric von früher.
    Ohne nachzudenken, drückte sie seinen Arm und sagte: »Weißt du, ich vermisse unsere alte Freundschaft. Dir mag diese Reise missfallen, aber ich glaube, ich werde sie umso mehr genießen, da du mir Gesellschaft leistest und mich unterhältst.«
    »Gesellschaft und Unterhaltung«, wiederholte er, und es schlich sich ein seltsamer Ton in seine Worte. »Ich dachte, du würdest diesbezüglich deinen Ehemann vorziehen.«
    Mit dieser Bemerkung wechselte die Stimmung. Alise war entsetzt, wie sehr sie diese Äußerung traf, die wahrscheinlich nur nett gemeint war. Fast hätte sie ihm gesagt, wie wenig Gesellschaft und Unterhaltung es in ihrer Ehe gab. Doch Loyalität gegenüber ihrem Mann hielt sie zurück. Vielleicht war es auch Scham. Hest hatte sie vollständig zum Schweigen gebracht, und ihr schwindelte angesichts dieser jähen Erkenntnis. Selbst in seiner Abwesenheit sprach sie nicht offen. Sie hatte keine Vertraute, der sie ihr Leid klagen konnte, keine engen Freundinnen, wie sie andere Frauen hatten. Ihr Gespräch mit Sedric und die Erinnerungen daran, wie nahe sie sich früher gestanden hatten, weckten in ihr eine schreckliche Sehnsucht. Denn er war nicht ihr Freund, nicht mehr jedenfalls. Er war der Sekretär ihres Mannes, und wenn sie offen über die traurige Realität ihrer Ehe sprechen würde, wäre das gleich ein doppelter Verrat an Hest. Es war beschämend genug, dass Sedric wusste, dass sie Hest einst der Untreue geziehen hatte. Sie würde nicht nur ihre Schwüre gegenüber Hest brechen, sondern auch Sedric in eine untragbare Lage bringen. Nein. Das konnte sie ihrem Freund nicht antun. War ihm ihr plötzliches Schweigen aufgefallen? Hoffentlich nicht. Sie nahm die Hand von seinem Arm und löste sich von ihm. Dann eilte

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