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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Kokons den ganzen Winter und Frühling über bedeckt hatten, waren abgetragen worden. Einige der Hüllen waren so groß wie Flusskähne, andere waren klein wie Holzstapel. Manche glänzten fett und silbrig. Andere wiederum waren eingestürzt oder in sich zusammengesunken. Sie hatten eine mattgraue Farbe, und Thymaras feine Nase schnappte den Geruch toter Eidechsen auf. Die Schlangen, die sich in diesen Hüllen verpuppt hatten, würden nicht als junge Drachen daraus schlüpfen.
    Wie die Regenwildhändler der Drachin versprochen hatten, hatten sie alles getan, um sich unter Seldens Anweisun gen um die Kokons zu kümmern. Über jede Hülle, die ihnen zu dünn erschienen war, hatten sie weitere Lehmschichten gestrichen. Dann hatten sie als zusätzlichen Schutz Laub und Zweige darauf gehäuft, denn Tintaglia hatte verfügt, dass die Hüllen nicht nur vor der Kälte des Winters, sondern auch vor der Frühlingssonne abgeschirmt sein sollten. Da die Drachen sich erst spät im Jahr eingesponnen hatten, Wärme und Licht aber das Schlüpfen auslösen würden, sollten sie bis zum Hochsommer abgedeckt bleiben, damit sie mehr Zeit hatten, um sich zu entwickeln. Die Wächter der Regenwildnis und die Tätowierten – ehemalige Sklaven aus Jamaillia, die nun in Freiheit lebten – hatten ihr Bestes gegeben. Das war Teil des Tauschhandels zwischen der Drachin Tintaglia und den Regenwildhändlern gewesen. Sie hatte sich bereit erklärt, die Mündung des Regenwildflusses gegen chalcedanische Eindringlinge zu verteidigen, während die Händler im Gegenzug versprochen hatten, den Schlangen dabei zu helfen, zu ihren alten Reifegründen zu gelangen und sie zu hüten, während sie in ihren Hüllen heranwuchsen. Beide Seiten hatten sich an die Abmachung gehalten. Heute würde man die Früchte dieses Handels erblicken, wenn sich Drachen als Verbündete Bingtowns und der Regenwildhändler zu ihrem ersten Flug in die Lüfte erheben würden.
    Der Winter mit seinen tobenden Stürmen und prasselnden Wolkenbrüchen hatte hohen Tribut von den Drachenhüllen gefordert. Am meisten hatten ihnen die Fluten zugesetzt, wenn der Fluss angeschwollen war und die Reifegründe verheert hatte. Die Wellen hatten die zerbrechlichen Kokons gegeneinandergeworfen, wobei viele beschädigt worden waren. Zudem hatten sie den schützenden Lehm davongeschwemmt. Nachdem das Wasser zurückgegangen war, hatte die Zählung ergeben, dass ganze zwanzig Hüllen fortgetrieben worden waren. Von den neunundsiebzig verpuppten Drachen waren nur neunundfünfzig übrig geblieben, und es war ungewiss, wie viele in den angeschlagenen Hüllen überlebt hatten. Obwohl man in der Regenwildnis ständig mit Fluten rechnen musste, war Thymara dennoch mit Kummer darüber erfüllt. Sie fragte sich, was wohl aus den verschollenen Kokons und den unfertigen Drachen darin geworden war. Hatte der Fluss sie verschlungen? Hatte er sie ins Meer gespült?
    Der breite graue Fluss herrschte über das Waldreich. Ständig veränderten sich seine Strömung und seine Tiefe, und er hatte keine beständigen, eindeutigen Ufer. Er bahnte sich seinen Weg, wo er wollte, und in Thymaras Welt hatte der Begriff »Festland« keine Bedeutung. Was heute Waldboden war, konnte morgen Sumpf oder Morast sein. Einzig die hohen Bäume schienen den wechselnden Launen des Flusses zu widerstehen, doch selbst da gab es keine Gewissheit. Die Regenwildleute bauten ihre Häuser stets in den größten Bäumen mit den kräftigsten Stämmen. Auf halber Höhe schmückten ihre Heime und Wege die Äste und Stämme des Waldes wie Girlanden. Schwankende Brücken spannten sich von Baum zu Baum, und weiter unten, wo die Äste dicker waren, befanden sich stattlichere Bauwerke, in denen die wichtigsten Märkte und die Wohnungen der reichen Familien untergebracht waren. Je höher man kam, desto kleiner und leichtgewichtiger wurden die Behausungen. Die Wohngegenden waren durch Hängebrücken miteinander verbunden, und an den Stämmen wanden sich Treppen empor. Die Gehsteige und Brücken wurden immer schlanker, je höher man kam. Zu einem gewissen Grad benötigten alle Regenwildleute die Fähigkeiten eines Astkletterers, um sich in ihren Städten zu bewegen. Nur wenige aber konnten es darin mit Thymara aufnehmen.
    Sie empfand keinerlei Sorge, wie sie so auf dem schlanken Ast lag. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt den Wundern, die sich unter ihr entfalteten und die sie mit ihren silbergrauen Augen aufsog.
    Inzwischen war die Sonne so hoch gestiegen,

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