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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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»Dann wollen wir Euch mal hinunterbringen«, sagte er.
    Alise war schon unterwegs. Sie sah zu Sedric zurück, während sie zum Bug eilte. »Nimm dein Notizbuch mit, Sedric. Nimm alles mit, was du brauchst, um unser Gespräch aufzuzeichnen. Beeile dich!«
    »In Ordnung. Ich komme gleich.« Auch sein Herzschlag beschleunigte sich ein wenig bei dem Gedanken, unter Drachen zu wandeln. Er hastete zu der provisorischen Kabine, die Leftrin ihm hatte bauen lassen. Immerhin hatte sie eines seiner Probleme gelöst. Zwischen ihren vier groben Wänden genoss er ein Minimum an Privatsphäre und gelangte ungehindert an sein Gepäck. Er öffnete seinen Kleiderkoffer und zog eine der Schubladen heraus. Mit größter Sorgfalt hatte er alles vorbereitet, um auf jede Eventualität gefasst zu sein. Er holte seinen Schreibkasten hervor und setzte sich aufs Bett, um ihn zu öffnen. Das »Bett« war kaum mehr als eine erhöhte Planke mit einer halbwegs sauberen Decke als Matratze darauf. Wenigstens konnte man darauf sitzen, besser als in der Hängematte aus Segeltuch, die sie ihm zum Schlafen zusammengeflickt hatten.
    Schnell ging er den Inhalt des Schreibkastens durch. Mehrere Töpfchen mit Tinte in unterschiedlichen Farben. Manche waren leer, manche voll. Einige Schreibfedern, manche schon geschnitten, manche nicht. Sein kleines, scharfes Federmesser. Ein großzügiger Vorrat an Papier unterschiedlicher Stärke und ein gebundenes Skizzenbuch. Dazu eine kleine Schatulle mit Zeichenkohle und Stiften. Mit den Daumen drückte er zwei kleine, verborgene Hebel, und der Boden des Papierfachs löste sich. Er nahm ihn heraus, darunter kamen seine beiden gläsernen Probenbehälter zum Vorschein. Die größeren Gefäße und das Streusalz hatte er in einem Fach im Boden seines Koffers versteckt. Für den ersten Streifzug würde das aber reichen. Mit richtig viel Glück würde er vielleicht schon alles beisammenhaben, wenn sie auf das Schiff zurückkamen
    Als er wieder auf Deck erschien, waren die anderen bereits fort. Wie rücksichtsvoll von ihnen! Er schluckte seinen Ärger hinunter und ging zur Reling. Der einzige Weg von Bord war eine grobe Strickleiter. Mit dem Schreibkasten unter dem Arm war es gar nicht so leicht, hinunterzuklettern, aber er wollte das gute Stück nicht auf den harten Lehmboden werfen. Und natürlich bot ihm auch niemand Hilfe an. Alise ging in einiger Entfernung am Ufer entlang, allein. Leftrin, dieser grobe Kerl, hielt es noch nicht einmal für nötig, sie zu begleiten, sondern hatte sie einfach auf dem Strand abgesetzt, obwohl es dort von Drachen wimmelte. Wie vermochte Alise diesen Mann nur zu ertragen?
    Das letzte Stück nahm Sedric mit einem Sprung, doch kam er härter auf, als er gedacht hatte, und beinahe wäre ihm der kostbare Kasten entglitten. Er kauerte sich hin, um seine Hosenbeine hochzukrempeln. Beim Gedanken daran, wie lächerlich er aussehen würde, bildete sich eine steile Falte auf seiner Stirn. Wie ein gestiefelter Storch. Nun, besser so, als den ganzen Tag übel riechenden Schlamm mit sich herumzutragen, der ihm an der Hose klebte.
    Und es stank tatsächlich. Der Geruch der Ausscheidungen war unverkennbar. Zusammen mit dem brackigen Wasser und den stechenden Dämpfen des Dschungels ergab er ein schweres Gemisch, dass die Luft verpestete. Gut, dass Sedric heute kaum Gelegenheit gehabt hatte, etwas zu essen, denn sonst hätte sein Magen rebelliert. »Was für einen lieblichen Ort du dir für deinen Spaziergang ausgesucht hast, Alise«, brummte er sarkastisch vor sich hin. »Ich wünsche dir viel Spaß mit deiner Flussratte im Drachenmist.«
    Da hörte er ein Knurren und sah sich erschrocken um. Nein. In seiner Nähe waren keine Drachen. Und doch hatte er das bedrohliche Knurren eines ziemlich großen Tiers vernommen. Und er hatte den unangenehmen Eindruck, beobachtet zu werden. Oder vielmehr: Dass ihn jemand anstarrte, wie eine Katze eine Maus fixiert. Noch einmal sah er sich um und zuckte zusammen, als er plötzlich in ein Augenpaar direkt vor ihm blickte. Das Herz schlug ihm wild gegen die Rippen. Einen Atemzug später erkannte er seinen Irrtum. Die Augen starrten ihn vom Bug des Kahns an. Bisher waren sie ihm gar nicht aufgefallen. Nun aber erinnerte er sich, dass man aus irgendeinem alten Aberglauben heraus Augen auf die Schiffsrümpfe malte, damit sie ihren Weg fanden. Voller Wut und Verachtung funkelten die Augen ihn an. Mit Schaudern wandte er sich von dem grässlichen Anblick ab.
    »Sedric! Beeil

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