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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sichtlichem Unbehagen neben dem Kreis stand. Er war tadellos gekleidet und verströmte einen Duft, als trage er Parfüm. »Ja?«, gab sie dümmlich zurück.
    »Ich will dich nicht beim Essen hetzen, aber man hat uns gesagt, dass die Abreise unmittelbar bevorsteht. Da wäre die Frage, ob du jetzt vielleicht ein wenig übersetzen könntest. Alise ist bereits bei der Drachin …«
    Er brachte den Satz nicht zu Ende. Wahrscheinlich hatte ihr Gesichtsausdruck ihn zum Schweigen gebracht. Thymara sah weg und versuchte, die Eifersucht, die sie plötzlich überkommen hatte, zu unterdrücken. Alise war schon auf den Beinen und sprach mit Himmelspranke? So früh am Tag? Gestern, als Thymara mit Sedric aus dem Wald zurückgekehrt war, war es bereits dunkel geworden. Wenn es abends abkühlte, wurden die Drachen lethargisch. Als Thymara und Sedric schließlich bei Alise und Himmelspranke angekommen waren, hatte die Drachin sie weggeschickt, weil sie schlafen wollte. Immerhin war sie nicht zu müde gewesen, um den Fisch hinunterschlingen zu können, den sie ihr gebracht hatten, wie sich Thymara mit leichter Bitterkeit erinnerte. Alises unverhohlenes Staunen über die Größe des Fisches und die Geschwindigkeit, mit der die Drachin ihn sich einverleibte, hatten Thymara ein wenig an Genugtuung verschafft. Während Himmelspranke gefressen hatte, war es Thymara gelungen, ihr das widerwillige Einverständnis abzuringen, dass Sedric anwesend sein durfte, solange Alise sich mit ihr unterhielt. Danach hatte sich Himmelspranke sogleich zum Schlafplatz der Drachen aufgemacht. Thymara hatte Sedric und Alise eine gute Nacht gewünscht und ihnen nachgeschaut, als sie zum Kahn zurückgegangen waren.
    Dabei war ihr aufgefallen, dass Alise sich bei ihm ein hängte und dass er die ganze Schreibausrüstung für sie trug. Sie hatte sich gefragt, was das zu bedeuten hatte. Er hatte gesagt, er wäre ihr Assistent, aber sie spürte, dass mehr zwischen den beiden war. Hatten sie eine geheime Affäre miteinander? Bei diesem Gedanken hatte sie einen eigenartigen Schauder empfunden, und anschließend hatte sie sich dafür geschämt. Falls sie ein Liebespaar waren, ging sie das nichts an. Jeder wusste schließlich, dass die Leute in Bingtown nach anderen Regeln lebten.
    »Übersetzen?« Mit einer mühelosen, fließenden Bewegung, die auch etwas Bedrohliches hatte, erhob sich Greft vom Boden. Damit zog er Sedrics Aufmerksamkeit auf sich.
    Den Mann aus Bingtown schien die Frage zu überraschen. Auch Thymara war verblüfft. »Sie meinte, sie könnte mir helfen, die Drachin zu verstehen, damit ich Notizen machen kann.« Als Greft ihn noch immer anstarrte, setzte Sedric hinzu: »Wie es scheint, leide ich unter einer ungewöhnlichen Benachteiligung. Ich kann die Drachen nicht verstehen. Ich höre nur Tiergeräusche. Gestern erklärte mir Thymara, dass sie mir vielleicht helfen könne. Oder halte ich sie von anderen Pflichten ab?«
    Thymara brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass Grefts Haltung Sedric zu der Annahme verleitet hatte, dass er hier das Sagen hatte. Und dass Sedric ihn um Erlaubnis bitten musste, wenn sie ihn begleiten sollte. Thymara steckte sich den Rest ihres Brötchens in die Tasche und stand mit dem ausgelöffelten Napf in der Hand auf. »Ich habe keine anderen Pflichten, Sedric. Ich bringe nur das Geschirr weg, und dann komme ich.«
    »Hast du nicht eben gesagt, dass du dich um den Silberdrachen kümmern wolltest? Jemand muss ihm doch den Schwanz verbinden und eine Beziehung zu ihm aufbauen.« Greft sagte das so, als wäre er ihr Vorgesetzter, der sie an eine unterlassene Pflicht erinnerte.
    Sie wandte sich zu ihm um und entgegnete entschieden: »Was ich gesagt habe, mache ich auch, aber dann, wenn ich es will, Greft. Mir ist nicht zu Ohren gekommen, dass du hier das Kommando führst oder gar über die Drachen bestimmst. Und ich habe auch nicht gehört, dass du dich freiwillig gemeldet hast, einen weiteren Drachen anzunehmen. Das habe ich nur von Tats gehört.«
    Eigentlich hatte sie ihn damit nur in die Schranken weisen wollen. Zu spät erkannte sie, dass sie damit den Streit zwischen Tats und Greft wieder angefacht hatte. Tats erhob sich und ließ die Schultern kreisen, wie um sich zu lockern. Vielleicht hatte er nur zu lange gesessen, aber auf Thymara wirkte es eher so, als mache er sich für einen Kampf bereit. »Das stimmt. Ich habe mich freiwillig gemeldet. Sylve, falls du Hilfe mit dem Schwanz des Silberdrachen brauchst, gib Bescheid.

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