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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Haufen gesehen. Das sollte der große Tag sein, an dem sich Drachen in den Himmel erheben und unsere Abmachung mit Tintaglia eingelöst wird. Stattdessen ist es ein einziger Schlag ins Wasser.«
    »Weiß irgendjemand, was da schiefgegangen ist?«, fragte ihr Vater zögerlich.
    Sein Freund zuckte mit den breiten Schultern. »Hat irgendetwas damit zu tun, dass sie nicht lange genug in den Kokons waren und dass nicht genug Drachenspeichel vorhanden war. Verstümmelte Läufe, gekrümmte Rücken … Sieh, schau dir den an. Der kann nicht einmal seinen Kopf heben. Je eher ihn die anderen töten und auffressen, desto schneller wird er erlöst.«
    »Sie werden ihn nicht töten«, sagte Thymaras Vater voller Gewissheit. Sie fragte sich, woher er das wusste. »Drachen töten sich nicht gegenseitig, es sei denn, sie kämpfen um das Vorrecht zur Paarung. Wenn ein Drache stirbt, fressen ihn die anderen, aber sie töten ihn nicht deswegen.«
    Rogon hatte sich neben ihren Vater auf den Ast gesetzt. Sachte ließ er seine schwieligen Füße baumeln. »Na, es gibt eben keine Widrigkeit, von der nicht ein anderer Nutzen hätte. Um darüber mit dir zu sprechen, bin ich hergekommen. Hast du gesehen, wie schnell sie das Reh verschlungen haben?« Er schnaubte. »Offenbar können sie nicht aus eigener Kraft jagen. Und nicht einmal eine Drachin wie Tintaglia kann genug Beute erlegen, um alle zu ernähren. Ich sehe da eine Gelegenheit für uns, alter Freund. Im Verlauf des Tages wird es dem Konzil dämmern, dass jemand diese Viecher füttern muss. Man kann ja schlecht eine Horde junger hungriger Drachen frei vor unserer Stadt herumlaufen lassen. Vor allem nicht, wenn die Arbeiter der Ausgrabungen dort ständig vorbeimüssen. Und hier kommen wir ins Spiel. Wenn wir uns dem Konzil anbieten, um Drachenfutter zu jagen, werden wir erst einmal endlos Arbeit haben. Nicht, dass wir die Nachfrage lange bedienen könnten, aber solange wir es können, werden wir sicher gut dafür bezahlt. Selbst wenn die große Drachin uns dabei hilft, wird uns bald das Jagdwild ausgehen. Doch eine Zeit lang dürfte das gut klappen.« Er schüttelte den Kopf und grinste. »Ich mag gar nicht daran denken, was passiert, wenn uns das Fleisch ausgeht. Wenn sie nicht gerade über ihre eigenen Artgenossen herfallen, werden wir die nächstbeste Beute für sie sein. Mit diesen Drachen haben wir uns nichts Gutes eingehandelt.«
    »Aber wir haben mit Tintaglia eine Abmachung getroffen«, entgegnete Thymara. »Und das Wort eines Händlers ist bindend. Wir haben versprochen, Tintaglia bei der Versorgung der jungen Drachen zu helfen, wenn sie die Chalcedaner von unseren Küsten fernhält. Und das hat sie auch getan.«
    Rogon nahm keine Notiz von ihr. Rogon nahm nie Notiz von ihr. Zwar behandelte er sie nicht so schlecht wie einige andere, doch er schaute ihr nie in die Augen oder sprach mit ihr. Daran hatte sie sich gewöhnt. Es war nichts Persönliches. Sie wandte den Blick von dem Jäger ab und ertappte sich dabei, wie sie ihre Klauen an der Baumrinde säuberte. Sofort hielt sie inne. Dann sah sie wieder die beiden Männer an. Ihr Vater hatte schwarze Fingernägel. Genau wie Rogon. Manchmal erschien ihr der Unterschied so gering. Ihr Vater war mit schwarzen Finger- und Zehennägeln geboren worden, während sie die Klauen einer Eidechse besaß. An einem derart kleinen Unterschied hingen Entscheidungen über Leben und Tod.
    »Meine Tochter spricht die Wahrheit«, sagte Jerup. »Unser Konzil hat sich auf den Handel eingelassen. Jetzt haben sie keine andere Wahl, als die Abmachung einzuhalten. Sie dachten wohl, ihre Pflichten wären mit dem Schlüpfen der Drachen erfüllt. Doch offenbar ist dem nicht so.«
    Thymara hatte Mühe, ihr Unbehagen nicht zu zeigen. Es war ihr gar nicht recht, wenn ihr Pa seine Kameraden dazu zwang, Notiz von ihr zu nehmen. Besser war es, wenn er ihnen zugestand, Thymara zu ignorieren. Denn dann brauchte auch sie die Männer nicht zu beachten. Sie sah zur Seite und bemühte sich nicht hinzuhören, während die beiden sich darüber unterhielten, welche Schwierigkeiten es geben würde, genug Fleisch für so viele Drachen aufzutreiben, und dass man die Bedrohung durch einen Haufen frisch geschlüpfter Drachen zu Füßen der Stadt nicht leichthin abtun durfte. Unter den Sümpfen Cassaricks lagen Ruinen vergraben. Wenn die Leute der Regenwildnis diese ausgraben wollten, um die Schätze der Elderlinge zu bergen, mussten sie einen Weg finden, die jungen Drachen zu

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