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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sah den Drachen mit derselben Verwunderung nach wie sie. »Vielleicht«, sagte er.
    Doch bevor sie weiterreden konnten, hob der Silberdrache den Kopf. Er starrte den anderen nach, und Thymara spürte ein aufgeregtes Beben, das sich auf ihren ganzen Körper übertrug. »Kelsingra!«, posaunte er plötzlich, ein Fanfarenstoß aus Klang und Emotionen, der sie beinahe zum Taumeln brachte. Selbst Sedric wich stolpernd zurück und hielt sich die Ohren zu. Er tat gut daran, denn der Drache entwand sich Thymaras Berührung und hetzte hinter den anderen her. Ohne auf die Menschen zu achten, trampelte er mitten durch ihre Gruppe. Tats entging ihm nur durch einen schnellen Satz zur Seite, und Alise stieß der Drache mit der Schulter aus dem Weg. Die Frau aus Bingtown verlor das Gleichgewicht und fiel hart auf den Boden. Eigentlich rechnete Thymara mit einem Schmerzensschrei, aber stattdessen rang Alise um Atem und rief: »Sein Schwanz! Wir haben ihn nicht verbunden. Sedric, lauf ihm nach! Lass ihn nicht ins Wasser!«
    »Bist du verrückt! Ich stelle mich doch keinem galoppierenden Drachen in den Weg!« Alises Freund hielt seine Kiste gegen die Brust gedrückt.
    »Ist alles in Ordnung mit Euch?«, fragte Thymara, die zu der Gestürzten eilte. Tats kniete bereits neben ihr. Hastig ging auch Sedric auf die Knie und öffnete seine Kiste. Thymara rechnete damit, dass er Verbände herausholen würde, aber stattdessen schien er nur zu prüfen, ob in der Kiste noch alles heil war. Er sah besorgt aus.
    »Sedric, bitte, geh ihm nach. Halte ihn auf. Das Flusswasser wird ihm den Schwanz verätzen!«, befahl Alise.
    Er klappte die Kiste zu und sah den Drachen nach. »Alise, ich glaube nicht, dass man dieses Biest aufhalten kann. Oder eines der anderen. Sieh doch, wie sie laufen. Sie sind wie ein Vogelschwarm, der sich in die Luft erhebt.«
    Sie waren nicht die Einzigen, die über den plötzlichen Aufbruch der Drachen verblüfft waren. Thymara hörte die Stimmen der anderen Hüter, die erschrockene und verwirrte Rufe ausstießen. Auf dem Lehmufer liefen allenthalben Menschen hinter ihren riesigen Mündeln her und riefen ihnen oder sich gegenseitig Dinge zu. Auch auf dem Kahn gab es alarmierte Rufe, und einer machte den anderen auf die sich nähernden Drachen aufmerksam.
    Mit einem Ächzen richtete Alise sich auf und rieb sich die Schulter. »Seid Ihr verletzt?«, fragte Thymara erneut.
    »Ich habe eine Prellung, aber sonst nichts, glaube ich. Was ist nur in ihn gefahren? Was ist in die ganze Herde gefahren?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Sie halten nicht an«, beobachtete Tats mit Staunen. »Seht nur.«
    Thymara hatte angenommen, dass sie am Fluss haltmachen würden. Die ganze Zeit über war ihre Welt vom Wald auf der einen und vom Fluss auf der anderen Seite begrenzt worden. Doch jetzt wateten die ersten Drachen ins flache Wasser und stapften stromaufwärts. Nicht einmal die kleineren und schwächeren zögerten, den anderen in die Flut zu folgen. Selbst der Silberdrache und der schmutzige Kupferdrache plantschten hinter der Herde in die grauen, trüben Wogen.
    »Hilf mir auf!«, forderte Alise ihren Assistenten auf. »Wir müssen ihnen folgen.«
    »Glaubst du, die hauen hier einfach so ab? Jetzt? Völlig gedankenlos und ohne Vorbereitung?«
    »Nun ja, sie brauchen nicht gerade viel zu packen«, erwiderte die Frau aus Bingtown und lachte über ihren eigenen kläglichen Witz. Keuchend fasste sie sich an die Schulter. Dann holte sie ächzend Luft und rief: »Sedric, starr mich nicht so an. Ja, sie brechen auf. Hast du das nicht gespürt? ›Kelsingra!‹, haben sie gebrüllt, und dann sind sie davongeprescht. Die hängen uns ab, wenn wir uns nicht beeilen.«
    »Das wäre ja mal eine Tragödie«, bemerkte Sedric trocken, aber er hielt Alise die Hand hin und half ihr wieder auf die Beine.
    »Glaubst du, sie kennen den Weg?«, fragte Tats. »Natürlich habe ich den Namen der Stadt gehört, aber das ist, wie wenn man über ein Fantasieland spricht. Man erzählt sich dies und jenes darüber, aber niemand weiß tatsächlich etwas über Kelsingra.«
    »Ich schon«, versicherte ihm Alise voll ruhigem Selbstvertrauen. »Eine ganze Menge sogar, auch wenn ich nicht behaupten kann, seine genaue Lage zu kennen, außer dass es von hier aus flussaufwärts und womöglich an einem Nebenfluss liegt. Aber die Drachen werden es wissen, denn sie können auf das Gedächtnis ihrer Vorfahren zurückgreifen. Deshalb geben sie vermutlich unsere besten Führer ab.«
    »Ich

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