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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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erlegen, hatte sich nicht so angefühlt, wie es hätte sein sollen. Jedenfalls hatte es nicht zu den anderen Jagderinnerungen gepasst, die in ihr schlummerten. Sie war ein Schwächling und nicht lebensfähig. Bisher hatte man sie wie eine Kuh in einem Pferch gehalten. Es war Zeit, mit diesem Leben Schluss zu machen.
    »Und das«, sagte Mercor so gelassen, als wäre er all ihren Gedanken gefolgt, »ist genau der Grund, weshalb wir von dort weggehen mussten. Weshalb wir zusammen flussaufwärts reisen müssen, nach Kelsingra. Damit wir unterwegs zu Drachen werden. Oder beim Versuch sterben.«
    Er hob den Kopf und stieß einen trompetenartigen Laut aus. »Zeit, weiterzuwandern!« Ohne nachzusehen, ob die anderen ihm folgten, trottete er in den Fluss und machte einen Bogen um den Baumstamm.
    Sintara lief ihm hinterher.

Siebter Tag des Kornmonds

    Siebter Tag des Kornmonds
    IM SECHSTEN JAHR DES UNABHÄNGIGEN HÄNDLERBUNDS
    Von Detozi, Vogelwart in Trehaug,
    an Erek, Vogelwart in Bingtown
    Anbei ein doppelt versiegeltes und gewachstes Schriftrollenfutteral mit einer Nachricht von Jess für die Kaufleute Begasti Cored und Sinad Arich, wohnhaft im Gasthaus Segelspitze, Bingtown. Gebühr für prompte und vertrauliche Zustellung wurde entrichtet. Bonus wird ausgezahlt, wenn die Zustellung in weniger als vier Tagen ab Sendedatum erfolgt.
    Erek,
    ich habe Kingsly für diese Aufgabe ausgewählt! Wenn uns eine Taube die Bonuszahlung verschaffen kann, dann er!
    Detozi
    P.S.: Besteht die Möglichkeit, ein oder zwei Küken aus Kingslys Nachfolge zu bekommen? Im Tausch würde ich Euch einige von Speckles Nachkommen anbieten. Sie ist zwar nicht so schnell wie Kingsly, hat mir aber schon so manchen Sturm durchflogen.

16 · Gemeinschaft
    16
    Gemeinschaft
    A ls die Nacht hereinbrach, schliefen die Hüter aufgereiht auf Teermanns Deck. Thymara hatte sich den Platz neben der Reling ausgesucht. Sie legte ihren Kopf auf die Arme und starrte zum Flussufer. Bis auf das beinahe abgebrannte Lagerfeuer am Ufer und den Lichtschein, der aus dem Fenster des Deckshauses drang, herrschte vollkommene Dunkelheit, an die sie sich nur mit Mühe gewöhnen konnte. So war es jeden Abend, wenn sie Rast machten. Cassarick hatten sie weit zurückgelassen. Hier gab es keine von Geräuschen aus den Nachbarhäusern erfüllte Baumstadt voll anheimelnder Lichter, die die Schwärze unter den riesigen Bäumen vertrieben. Thymara streifte die Ränder des Schlafs, fand ihn aber nicht. In den letzten Tagen war zu viel in zu kurzer Zeit geschehen. Sie erschlug einen Moskito, der an ihrem Ohr summte, und fragte in die Dunkelheit: »Warum machen wir das? Das ist verrückt. Wir wissen nicht, wohin wir gehen oder was uns erwartet. Wir haben kein Ziel in Sicht. Weshalb tun wir das?«
    »Für Geld«, flüsterte Jerd zurück. Sie seufzte wohlig und wälzte sich in ihrer Decke herum. »Und um etwas Neues zu erleben.«
    »Weil wir nichts Besseres zu tun haben?«, fragte Rapskal aus dem Schatten zu Thymaras Linker. »Und weil ich hier die beste Zeit meines Lebens verbringe?« Er schien äußerst zufrieden mit seinem Tagwerk zu sein.
    »Um von allem anderen wegzukommen und etwas Neues anzufangen«, erklärte Greft großspurig. Thymara biss die Zähne zusammen.
    »Ich muss schlafen!«, beschwerte sich Tats. »Könntet ihr bitte etwas leiser sein?« Heute hatte er seine Schlafdecke neben Rapskal ausgebreitet. Etwas schien ihm die Laune verdorben zu haben.
    Jemand kicherte, wahrscheinlich Harrikin. Wieder herrschte Schweigen. Die Wellen schlugen sanft gegen den Kahn. Am Ufer stieß einer der Drachen im Schlaf ein lautes Grunzen aus. Dann war es wieder ruhig. Thymara zog die Decke über den Kopf, um sich vor den Moskitos zu schützen, und starrte in die Finsternis.
    Nichts war so, wie Thymara es erwartet hatte. Diese Reise bot kein großes Abenteuer. Rasch hatten sich die Tage in einen gleichbleibenden Trott verwandelt. Früh standen sie auf und aßen ein Frühstück, das normalerweise aus Schiffsbrot und getrocknetem Fisch oder Hafergrütze bestand. Dann füllten sie ihre Wasserflaschen in den Sandgruben, die sie am Abend zuvor gegraben hatten. Noch vor Morgengrauen verließen die Jäger das Lager und ruderten flussaufwärts. Denn sie mussten in ausreichendem Abstand zu den Drachen jagen, damit deren Lärm und Auftreten ihnen nicht das Wild verscheuchte. Sobald sie erwachten, machten die Drachen sich auf den Weg, gefolgt von den Hütern in ihren kleinen Booten. Den Abschluss bildete

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