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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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der Kahn.
    Alle anderen Bootsgespanne wechselten, doch niemand wollte mit Rapskal zusammen ein Kanu bemannen. Einige Hüter hatten jedoch Interesse bekundet, mit Thymara ein Boot zu teilen. Warken und Harrikin hatten sie gefragt, und Sylve hatte schon zweimal vorgeschlagen, ob sie am nächsten Tag zusammen fahren sollten. Doch jeden Morgen saß Rapskal bereits ungeduldig im Boot und wartete auf sie. Zwar hatte sie mit dem Gedanken gespielt, sich mit jemand anderem zusammenzutun, was bedeuten würde, dass wiederum ein anderer das Boot mit Rapskal teilen musste, aber bisher hatte sie es nicht getan. Teils, weil Rapskal und sie das Kanu sehr gut im Griff hatten. Teils, weil sein frohgemutes Wesen und sein Optimismus sie aufheiterten, wenn sie sich einsam fühlte. Gewiss sagte er oft seltsames Zeug und war sehr sprunghaft, aber er war lange nicht der Trottel, für den ihn die anderen hielten. Er sah das Leben lediglich von einer anderen Warte. Das war alles.
    Und alles in allem war er hübsch anzusehen.
    Ihr Körper gewöhnte sich allmählich an das tagelange Rudern, aber dennoch hatte sie jede Nacht Schmerzen. Die Blasen an ihren Händen verwandelten sich in Schwielen. Mittlerweile empfanden ihre an die Schatten des Blätterdachs gewöhnten Augen das von den Wellen reflektierte Sonnenlicht auch nicht mehr als so stechend. Von Tag zu Tag wurde ihr Haar strohiger, und sie hatte das unangenehme Gefühl, dass ihre Schuppen schneller wuchsen als während ihres Lebens in den Bäumen. Allerdings war das zu erwarten. Je älter Regenwildleute wurden, desto mehr Schuppen bekamen sie. Damit konnte sie leben. Lediglich das stumpfe Einerlei des täglichen Ruderns belastete mit der Zeit ihr Gemüt.
    Auch der heutige Tag bildete keine Ausnahme. Quälend langsam war der Vormittag verstrichen, ohne eine Abwechslung in der gleichförmigen Wand aus Bäumen an den Ufern. Am frühen Nachmittag hatten die Hüter zu ihrem Schrecken das aufgeregte Brüllen der Drachen vernommen. Als sie ihre Schützlinge eingeholt hatten, stellten sie fest, dass ihnen irgendein Unheil widerfahren sein musste, denn sie ruderten wie wild im Wasser und tauchten bisweilen völlig unter.
    Nachdem einige Hüter mit ihren Kanus beinahe in Lebensgefahr geraten waren, entdeckten sie, dass die Drachen auf einen Fischschwarm gestoßen waren und lediglich versuchten, so viele wie möglich zu erwischen. Kurz darauf hatten sich die Drachen an eine lang gestreckte, flache und mit Schilf bewachsene Sandbank geschleppt, wo sie prompt eingeschlummert waren. Als die Hüter bei ihnen anlangten, war der Abend noch fern. Sie hätten noch ein gutes Stück stromaufwärts fahren können, doch die schlafenden Drachen wollten sich nicht aufscheuchen lassen. Da blieb den Hütern nichts anderes übrig, als ihre Boote an Land zu ziehen und ebenfalls Rast für die Nacht einzulegen.
    Himmelspranke hatte reichlich Fische gefangen, ihr Bauch wölbte sich, und sie war schläfrig wie ein sattes Raubtier. Deshalb wollte sie nicht mit Putzen und Striegeln belästigt werden. Sie hatte sich nicht nur geweigert aufzuwachen, sondern hatte im Schlaf auch noch geknurrt und die Zähne gebleckt, die in ihrer blutverschmierten Schnauze noch länger und schärfer wirkten.
    Fente war die einzige Drachin, die umgänglich genug war, um ihnen davon zu berichten. Sie war sogar so aufgeregt, dass sie darauf bestand, die Geschichte gleich mehrmals zu erzählen, während Tats sie striegelte. Dabei ließ sie sich immer mehr von ihrer Prahlerei hinreißen, schmückte ihren Bericht aus, zeigte, wie sie den Kopf hatte vorschnellen lassen, einen riesigen Fisch geschnappt und seine Wirbelsäule mit einem einzigen Biss zerteilt hatte. »Und ich habe ihn gefressen, ihn in einem Stück verschlungen. Da siehst du, dass ich eine ernst zu nehmende Drachin bin und keine eingepferchte Kuh, die man mit schlechtem Fleisch abspeisen kann. Ich kann Beute erlegen. Ich habe ein Flussschwein getötet und hundert Fische gefressen, die ich selbst gefangen habe. Jetzt siehst du, dass ich ein Drache bin und nicht von irgendeinem Menschen gehalten werden muss!«
    Thymara und einige andere hatten sich um Fente versammelt, um zuzuhören und Tats zuzuschauen, wie er sich beim Putzen der lebhaften grünen Drachin abmühte. Der kleinen Drachin klebten Fischeingeweide an Hals und Kiefer, und ihr Gesicht war blutverschmiert. Energisch schrubbte Tats ihr das geschuppte Gesicht und schmunzelte wohlwollend über ihre Angeberei und ihre Beteuerung,

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