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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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angeheuert werden können. In der Hoffnung, dass meine Vögel heil bei Euch angekommen sind und lediglich Euer Konzil etwas lange braucht, um in dieser Angelegenheit über eine Antwort zu befinden,
    Detozi

4 · Schwüre
    4
    Schwüre
    N ur noch einmal pudern«, flehte ihre Mutter.
    Alise schüttelte den Kopf. »Ich habe mehr Puder im Gesicht, als wir Mehl für den Hochzeitskuchen gebraucht haben. Dieses Kleid ist so eng und schwer, dass ich jetzt schon zu schwitzen anfange. Zudem weiß Hest, dass ich Sommersprossen habe, Mutter. Bestimmt sieht er die lieber, als dass er unseren Gästen den Anblick zumutet, wenn die Pudermaske in meinem Gesicht Risse bekommt.«
    »Ich habe alles getan, damit sie keine Sonne abkriegt. Ich habe ihr immer gesagt, sie soll einen Hut und einen Schleier tragen«, murmelte ihre Mutter, während sie sich von ihr abwendete. Gleichwohl war Alise klar, dass die Worte sehr wohl an sie gerichtet waren. Nun, die genuschelten Kommentare und Zurechtweisungen ihrer Mutter würden ihr sicher nicht fehlen.
    Würde sie überhaupt etwas aus ihrem Elternhaus vermissen?
    Alise sah sich in ihrem kleinen Zimmer um. Nein. Da gab es nichts, woran ihr Herz hing. Weder das Bett, das einst ihrer Großtante gehört hatte, noch die verschlissenen Vorhänge und der abgenutzte Teppich. Sie war bereit, ihres Vaters Haus zu verlassen und etwas Neues anzufangen. Mit Hest.
    Beim Gedanken an ihn schlug ihr Herz eine Winzigkeit eifriger. Sie schüttelte den Kopf. Nun war nicht die Zeit, an ihre Hochzeitsnacht zu denken. Im Augenblick musste sie sich darauf konzentrieren, die Zeremonie hinter sich zu bringen. Zusammen mit ihrem Vater hatte sie gewissenhaft an den Versprechen gearbeitet, die sie Hest machen würde. Mehrere Monate lang hatten sie und die Finboks Listen mit Trauversprechen ausgetauscht, Änderungen ausgehandelt und über den Wortlaut diskutiert. In Bingtown wurden Eheverträge genauso gründlich geprüft wie alle anderen Verträge auch. In der Halle der Händler vor versammelter Familie und den Gästen würden die Bedingungen des Ehevertrags heute laut verlesen werden, bevor die Unterschriften unter das endgültige Dokument gesetzt würden. Alle Anwesenden würden Zeugen der Übereinkunft zwischen ihr und Hest sein. Die Forderungen der Familie Finbok waren sehr deutlich gewesen und hatten ihrem Vater manches Stirnrunzeln entlockt. Aber am Ende hatte er Alise empfohlen, sie zu akzeptieren. Und heute sollte die Vereinbarung vor Zeugen offiziell gemacht werden.
    Und danach, wenn das Geschäftliche erst einmal abgehakt war, würden sie als frisch vermähltes Paar Hochzeit feiern.
    Heute Nacht würden sie die Ehe vollziehen.
    In ihr tobte ein Widerstreit von Vorfreude und Angst. Einige ihrer verheirateten Freundinnen hatten sie vor den Schmerzen gewarnt, die beim Verlust der Jungfräulichkeit unvermeidlich waren. Andere hatten verschwörerisch gegrinst und ihr flüsternd gestanden, dass sie wegen ihres äußerst ansehnlichen Bräutigams neidisch auf sie waren. Sie hatten ihr Parfüm, Tinkturen und Spitzennachthemden geschenkt. Viele hatten betont, wie gut aussehend und welch guter Tänzer Hest war, und was für eine gute Figur er auf dem Pferd machte. Eine wenig zurückhaltende Freundin hatte sogar gekichert und gesagt: »Wer seinen Hengst so elegant besteigt, tut es mit seiner Stute nicht anders!« Obwohl es während der Zeit der Werbung keine heimlichen Küsse und geflüsterten Koseworte gegeben hatte, wagte sie zu hoffen, dass ihre erste gemeinsame Nacht seine Zurückhaltung brechen und die verborgene Leidenschaft, die er für sie empfand, offenbaren würde.
    Sie klappte einen Fächer auf und fächelte sich Kühlung ins Gesicht. Mit dem Luftzug stieg ihr ein feiner Duft in die Nase, denn der Fächer war parfümiert. Ein letztes Mal betrachtete sie sich im Spiegel. Ihre Augen funkelten, und ihre Wangen waren gerötet. Verliebt wie ein kleines dummes Mädchen, dachte sie und lächelte sich nachsichtig im Spiegel an. Welche Frau wäre Hests Charme nicht erlegen? Er sah gut aus, war geistreich, klug und ein entzückender Gesprächspartner. Die kleinen Geschenke, mit denen er sie verwöhnte, waren liebevoll ausgewählt und passend. Nicht nur war er mit ihrem wissenschaftlichen Ehrgeiz einverstanden, seine Brautgeschenke zeigten auch, dass er sie darin unterstützen würde. Zwei hervorragende Schreibfedern mit silbernen Spitzen und Tinte in fünf verschiedenen Farben. Ein Glas, das so geschliffen war, dass es die

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