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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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akzeptieren, gab er sich einen Ruck und fügte hinzu: »Ich werde es versuchen.«
    Er kehrte zum Boot zurück und betrachtete die Jagdwerkzeuge, die ihm geblieben waren. Das Beil lag noch immer im blutigen Bilgewasser. Als er es herausnahm und auf die Ruderbank legte, um es zu trocknen, würgte es ihn. Nun klebte ihm Jess’ Blut an den Händen, wenn auch mit schmierigem Wasser verdünnt. Er kniete sich hin und stieß die Hände durch den Treibgutteppich in den Fluss, um es abzuwaschen. Zu seiner Überraschung brannte es nicht, wie er erwartet hatte. Gewöhnte er sich etwa daran? Als er sich umblickte, erkannte er, dass der Fluss weniger Säure führte und dass der Wasserspiegel erheblich gesunken war. Die Hochwassermarke an den Bäumen befand sich weit über seinem Kopf.
    Er suchte sich einen Weg über das Gewirr aus Baumstämmen, das den Fluss säumte, indem er sich von einem zum anderen hangelte. Manchmal wippten sie weiter nach unten, als er erwartete, und einer rotierte sogar unter seinen Füßen, sodass Sedric beinahe in den Fluss gestürzt wäre. Doch endlich stand er am Rand des Waldes und sah in die Bäume hinauf. Er hatte gesehen, wie Jess an einem davon heruntergeklettert war, aber aus der Nähe sahen sie viel glatter aus. Wann war er zum letzten Mal auf einen Baum geklettert? Damals war er höchstens zehn Jahre alt gewesen, und es hatte sich um einen harmlosen Apfelbaum gehandelt, dessen Zweige mit süßen Früchten vollgehangen hatten. Er schluckte, sein Mund war trocken vor Hunger bei der Erinnerung an diese Äpfel. Nun, es half alles nichts. Er musste hinauf.
    Der lange, tiefe Ton eines Horns ließ ihn zusammenschrecken. Er wirbelte herum. Auch Relpda hob den Kopf und schmetterte eine Antwort. Der Ton schien von überall zu kommen. Wie gehetzt blickte Sedric sich um und sah sogar in die Bäume hinauf. Relpda dagegen hatte den Blick stromaufwärts gerichtet. Wieder reckte sie das Kinn und stieß einen Ruf aus.
    Aufgeregt rannte Sedric an den Rand des Treibholzteppichs und starrte flussaufwärts. Das Licht auf den Wellen blendete ihn, und für eine Weile erkannte er gar nichts. Und dann, wie als erlösende Antwort auf seine sehnlichsten Wünsche, erschien der Umriss eines kleinen Bootes mit einem Mann am Ruder. Und es bewegte sich auf ihn zu. Er riss beide Arme in die Höhe und wedelte über dem Kopf. »He! Hierher! Hier drüben!«, schrie er. Darauf hob der Mann im Boot ebenfalls die Hand und winkte.
    Langsam, viel zu langsam wuchsen die Umrisse des Boots und seines Insassen. Tränen quollen Sedric aus den Augen, und nicht nur, weil er auf die blitzenden Wellen starrte. Carson erkannte ihn, bevor er den Jäger identifizieren konnte. »Sedric!«, rief er, und der volltönende Freudenschrei wurde übers Wasser an seine Ohren getragen. Dann legte sich der Jäger mit doppelter Anstrengung ins Zeug. Dennoch verging eine Ewigkeit, bis Carson ihm die Leine zuwarf. Sedric kniete sich hin, um sie aufzuheben. Er zog das Boot nahe an die treibenden Stämme heran, wusste aber nicht, was er weiter tun sollte. Er grinste nur blödsinnig und schlotterte vor Erleichterung.
    »Sa sei Dank, dass Ihr am Leben seid! Und der Drache etwa auch? Das ist ein zweifaches Wunder. Und sie ist aus dem Wasser herausgekommen! Wie habt Ihr das geschafft? Seht Euch nur an! Der Fluss hat Euch ziemlich auf den Kopf gestellt, was? Hier, gebt mir das, und ich binde es an. Was braucht Ihr zuerst? Wasser? Essen? Ich glaubte, Euch halbtot zu finden, wenn überhaupt!«
    Zitternd stand Sedric da, während Carson für sie beide sprach. Innerhalb von Sekunden war das Boot am Rand der Treibholzinsel festgebunden, und ohne dass Sedric darum bitten musste, hielt ihm Carson einen Wasserschlauch hin. Gierig trank er und setzte nur kurz ab, um zu nuscheln: »Sa sei gelobt und Euch sei gedankt!« Dann trank er weiter. Carson sah ihm zu, und wegen seines Grinsens schienen die Zähne weiß aus seinem Bart hervor. Obwohl er erschöpft wirkte, strahlte er vor lauter Freude.
    Sedric gab dem Jäger den Wasserschlauch zurück und erhielt dafür einen flachen Schiffszwieback in die Hand gedrückt. Als ihm der Geruch von Essen in die Nase stieg, wurde ihm plötzlich schwindelig. Vielleicht schwankte er sogar, denn Carson fasste ihn am Ellbogen. »Setzt Euch. Setzt Euch hin und esst ganz langsam. Es wird alles gut. Ihr habt eine schwere Zeit durchgemacht, aber das ist jetzt vorbei. Und du auch!«, versicherte er Relpda, die missmutig getrötet hatte, da Sedric

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